Der Einsatz
zu machen wie das übrige Spielzeug, mit dem sich die Iraner so amüsieren.»
«Ich fürchte, das würde Monate dauern, falls es überhaupt möglich ist. Die Iraner sind schließlich nicht dumm, und ihre Lieferanten ebenso wenig. Sie geben sich allergrößte Mühe, sich vor genau solchen Tricks zu schützen, wie wir sie verwenden. Alle Lieferungen werden begleitet, die Lagerhäuser rund um die Uhr bewacht. Sie dulden niemanden in der Lieferkette, den sie noch nicht kennen, und selbst wenn sie einen kennen, prüfen sie die Loyalität doch immer wieder. Es hat mich annähernd dreißig Jahre gekostet, mein heutiges Netzwerk aufzubauen, und ich verwende fast ausschließlich Kontakte, die ich geknüpft habe, als ich in der Branche Fuß zu fassen begann. Viele Regierungen sind mir zu Diensten, das ist wahr. Aber selbst ich kann Firmen und Lieferanten nicht einfach so aus dem Hut zaubern.»
Harry nickte. Mit so einer Antwort hatte er schon gerechnet.Aus genau diesen Gründen hatte sich schließlich auch die CIA aus der Sabotage-Branche zurückgezogen: weil es zu kompliziert war, zu lange dauerte und viel zu viel kostete. Und weil das Ganze auch viel zu anfällig war. Ständig lief man Gefahr, dass irgendein blöder Wissenschaftler, der für eine Aktion angeheuert worden war, einen Koller bekam und beschloss, Unbeteiligten von der Sache zu erzählen. Doch die Kunst der Geheimdienstarbeit bestand nun mal im Nutzen von Möglichkeiten: Man arbeitete mit dem, was man zur Verfügung hatte. Und Harry stand keineswegs mit leeren Händen da. In einem sicheren Haus ganz in der Nähe lag friedlich schlafend ein menschlicher Schlüssel, der genau die Türen öffnen konnte, die Atwan für undurchdringlich hielt.
«Kamal, ich möchte, dass Sie mir bei einem kleinen Gedankenspiel helfen. Stellen Sie sich vor, Sie hätten Zugang zu dem Forschungslabor in Maschhad und könnten dort unbehelligt ein und aus gehen. Könnten Sie dann irgendetwas installieren, sei es an der Neutronenquelle selbst oder an den Rechnern, das zum gewünschten Ergebnis führen würde?»
«Und das gewünschte Ergebnis wäre, das Projekt zu schädigen?»
«Ja, genau. Allerdings ohne dabei Spuren zu hinterlassen, damit die Iraner, wenn sie irgendwann auf diese Einrichtung, die sie für sauber halten, zurückgreifen, auch damit in der Scheiße landen. Was sie aber erst nach Jahren überhaupt merken werden. Halten Sie das für möglich?»
«Aber ja. Ich bitte Sie, mein Lieber, genau das machen wir doch tagein, tagaus. Wir bräuchten nur ganz kurz Zugang zu den Geräten, um unsere kleine Mission auszuführen.»
«Würden Sie denn die Neutronenquelle selbst sabotieren?»
«O nein. Dann würden sie doch einfach eine neue bauen. Oder kaufen. Inzwischen verwenden selbst Ölfirmen solche Geräte für ihre seismischen Verfahren. Nein, es wäre sehr viel besser, den Computer zu sabotieren, der die Kernimplosion und die Funktionen der Neutronenquelle simuliert. Damit testet man Kernwaffen, ohne sie real zu zünden.»
«Und wie in aller Welt würde man das anstellen?»
«Wir verfügen über Möglichkeiten, bestimmte Teile von Programmen zu löschen und durch einen anderen Code zu ersetzen. Sie müssen sich das so vorstellen wie eine Gehirnoperation, ohne den Schädel zu öffnen. Doch das alles steht und fällt mit dem Zugang. Sie wollen von mir wissen, ob ich nach Maschhad fliegen würde, wenn ich fliegen könnte? Die Frage kann ich nur mit Ja beantworten. Nur kann ich leider nicht fliegen.»
«Vielleicht kann ich es ja», sagte Harry. «Oder ich kann jemand anderem Flügel verleihen.»
Sie redeten bis in den Abend hinein. Auf Tee und Süßigkeiten folgte Whisky, von dem zu Harrys großem Erstaunen auch Kamal Atwan trank.
Harry erzählte dem Libanesen von Karim Molavi. Er versuchte, dabei so wenig wie möglich von der Vorgeschichte des jungen Mannes offenzulegen, doch Atwan war offenbar in der Lage, sämtliche Informationslücken selbst zu füllen. Fast schien es, als hätte er die Geschichte, die Harry ihm erzählte, bereits gehört.
Zudem war der Libanese sich sicher, dass der Plan funktionieren würde. Es gebe da ein spezielles Gerät, das seine Leute verwendeten, wenn sie sich in der Nähe eines Computers befanden, ohne direkten Zugang zu ihm zu haben. Dieses Gerät nahm mit Hilfe elektrischer Impulse Änderungen an den Chips des Computers vor. Natürlich schluckte es dabei selbst eine ganze Menge Strom, doch das ließ sich alles arrangieren. Atwan hatte die
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