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Der Einsatz

Der Einsatz

Titel: Der Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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bei den Politikern zu verbessern. Harry Pappas war in seinen Augen ein Dummkopf, weil er sich diese Gelegenheit entgehen ließ.
    «Schauen wir mal, wie die Sache läuft», sagte er. Er legte sich nur ungern fest, denn der Wind konnte schließlich jeden Augenblick drehen. «Was tun wir als Nächstes?»
    Harry zuckte mit den Schultern. Eigentlich konnte er Leute wie Fox nicht ausstehen, die bisher weder eine große Operation geleitet noch einen Agenten rekrutiert und damit dessen Leben aufs Spiel gesetzt hatten. Diese Bürohengstebesaßen kein Fingerspitzengefühl, sie wussten nicht, was für ein heikles Geschäft die Spionage in einem fremden Land war. Das wusste im Grunde kaum jemand mehr, deshalb verbrachten sie auch alle ihre Zeit damit, auf virtuelle Überläufer zu warten.
    «Erst einmal beantworten wir Doktor Alis Mail», sagte er. «Natürlich mit der nötigen Vorsicht. Und dann verkünden wir offiziell, dass er nur ein Blender war.»
    Fox kniff die Augen noch weiter zusammen und sah dabei aus wie eine Katze, die sich überlegt, ob sie sich das Stück Fleisch nun schnappen oder lieber Reißaus nehmen soll.
    «Eine Frage noch», sagte er. «Was tun wir mit dem Mann, wenn wir die Verbindung zu ihm aufgebaut haben?»
    «Wir müssen verdammt vorsichtig mit ihm umgehen, sonst bleibt er nicht lange am Leben.»
    «Übertreiben Sie’s nur nicht mit der Vorsicht, Harry. Wir brauchen seine Informationen. Das ist eine ganz große Sache, und wir müssen so schnell wie möglich alles darüber erfahren. Wenn der Mann wirklich echt ist, dann müssen wir ihn in die Zange nehmen.»
    Harry schüttelte den Kopf. Diese Hauruck-Methoden waren grundfalsch und hatten schon viele Agenten das Leben gekostet.
    «Genau das werden wir nicht tun», sagte er. «Im Gegenteil, wir üben uns in Geduld und vergessen nicht, dass sich hinter dieser E-Mail -Adresse ein Mensch verbirgt. Und noch etwas: Wir müssen darauf achten, dass wir dem Weißen Haus immer nur die Wahrheit sagen. Was halten Sie davon?»
    Nun zuckte Fox die Achseln. Pappas hatte gar nichts kapiert. Nach dieser Botschaft aus dem Iran war alles anders.Es ging nicht mehr darum, was die CIA wollte oder nicht, diese Geschichte würde auf höchster Ebene für Aufruhr sorgen. Trotzdem tat er, was Harry Pappas ihm vorgeschlagen hatte. Er informierte das Weiße Haus ganz behutsam über den neuen Informanten im Iran, der bestätigt habe, dass die Urananreicherung sich dort langsam, aber stetig auf waffenfähige Prozentzahlen zubewegte. Außerdem habe der Informant angedeutet, dass man im Iran möglicherweise an einem Schwerwasserreaktor arbeite. Die Informationen seien allerdings bisher noch nicht bestätigt und der Informant selbst noch nicht auf Zuverlässigkeit überprüft worden. Man wisse weder, wer er sei, noch ob man ihm vertrauen könne, die CIA arbeite aber mit Hochdruck daran, das herauszufinden.
    Alles, was sie in den offiziellen Kanälen schrieben, entsprach der Wahrheit, doch insgeheim glaubte Harry, dass Fox bei seinen Freunden in Washington ganz andere Geschichten verbreitete. Bald würde sich das Gerüchtekarussell schneller drehen als die iranischen Uranzentrifugen. So war Fox nun einmal. Er lebte davon, Probleme zu erzeugen, die andere Leute dann lösen mussten.

4   Teheran
    Die untergehende Sommersonne glitzerte in den nach Westen gerichteten Fenstern der Wohnung in Jusef Abad. Der junge Wissenschaftler legte die Füße auf den Couchtisch und versuchte, sich zu entspannen. Aus der Stereoanlage erklang eine CD von Jaleh, einer Gruppe vom Persischen Golf, die auf dem unabhängigen Volksmusikfestivalin Teheran einen Preis gewonnen hatte. Die Gruppe war gerade angesagt, und genau deshalb hörte sie der junge Wissenschaftler. Ganz normal zu wirken, zu tun, was jeder tat, das war seine Tarnung, die ihm inzwischen so zur Gewohnheit geworden war, dass er sie überstreifte wie ein Kleidungsstück. Das war sein Ritual, jeden Morgen, bevor er sich auf den Weg zur Arbeit machte, und jeden Abend, wenn er zurück in seine Wohnung kam. Aber was war schon normal? War es normal, dass man Angst hatte, oder war es normal, keine Angst zu haben? Dachte man an alles, oder vergaß man auch mal etwas?
    Der junge Wissenschaftler war unruhig. Er erhob sich von der Ledercouch und zog sich das Jackett aus. Die Manschettenknöpfe seines Vaters schimmerten so mattgolden wie die fast schon versunkene Sonne draußen. Dann ging er hinüber ins Arbeitszimmer, wo sein Computer stand, ein MacBook Pro,

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