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Der Einsatz

Der Einsatz

Titel: Der Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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durchgekommen, und Physik hatte er gar nicht erst belegt.
    «Könnten Sie einem Dummkopf wie mir bitte mal erklären, was D 2 O bedeutet?»
    «Das ist die chemische Formel für schweres Wasser. Normales, also ‹leichtes› Wasser hat die Formel H 2 O: zwei Wasserstoffatome und ein Sauerstoffatom. Schweres Wasser hat anstelle der zwei Wasserstoffatome zwei Deuteriumatome, deshalb lautet seine Formel D 2 O.   Man braucht es für Reaktoren, in denen Plutonium erzeugt wird. Vielleicht bedeutet die Notiz, dass die Iraner die Charge mit den sieben Prozent Radioaktivität in einen Schwerwasserreaktor bringen wollen, um daraus waffenfähiges Plutonium zu erzeugen. Das ist bedeutend einfacher, als Uran anzureichern.»
    «Die Iraner bauen gerade einen Schwerwasserreaktor in Arak, aber der ist noch nicht betriebsbereit. Oder ist uns da was entgangen?»
    «Sieht ganz so aus», sagte Reddo.
    «Mist.» Harry schüttelte den Kopf. «Und Sie halten dieses Dokument für echt?»
    «Möglicherweise.»
    «Das würde dann bedeuten, dass es uns jemand geschickt hat, der in diesem Programm mitarbeitet.»
    «Anders kann ich es mir nicht erklären. Der Mann muss Zugang zu geheimem Material haben.»
    «Meine Fresse», sagte Harry und schüttelte den Kopf. «Und wer hat uns diese Mail geschickt?»
    Reddo deutete auf eine Adresse am Ende der Nachricht. Sie lautete [email protected]
    «Was hat das zu bedeuten?»
    «Ich denke mal, das ist die E-Mail -Adresse, über die wir diesem Typen antworten können.»
    Harry schloss die Augen. «Großer Gott», sagte er. «Wir sind drin.»
     
    Nach der Besprechung bat Harry Marcia, noch kurz zu bleiben. Er wollte die Sache mit ihr durchsprechen, bevor die E-Mail aus dem Iran ihren Weg durch die CIA nahm. Marcia grinste wie ein Honigkuchenpferd. Momente wie dieser waren die Lichtblicke ihres wahrlich nicht leichten Berufslebens, die sie voll auskostete. Doch Harry musste ihr natürlich Wasser in den Wein gießen und alles genau zerpflücken, bevor er es an andere weitergab.
    «Das ist doch bestimmt nur wieder irgendein Bockmist, oder?», fragte er.
    «Nicht unbedingt», erwiderte Marcia. «Vielleicht haben wir ja ausnahmsweise mal Glück.»
    «Aber warum sollte jemand so mir nichts, dir nichts sensible Geheimnisse ausplaudern? Können Sie mir das erklären? Und dann auch noch über eine offene Internetverbindung.»
    «Ich sehe diese Mail als Einladung. Er – oder sie – möchte mit uns ins Gespräch kommen.»
    «Aber es könnte auch eine Art Köder sein, mit dem die Iraner uns aus der Reserve locken wollen.»
    «Möglich. Aber das Risiko müssen wir eingehen.»
    «Ist das irgendein Spinner?»
    «Nicht unwahrscheinlich. Aber wennschon? Hauptsache, seine Informationen stimmen.»
    «Was ist, wenn er auffliegt? So eine Mail zu verschicken und unentdeckt zu bleiben, das ist doch eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit! Der Iran hat einen hervorragendenGeheimdienst, das wissen Sie doch besser als alle anderen. Schließlich haben Sie nach dem Briefdesaster damals die Scherben wegräumen müssen.»
    «Er muss nicht unbedingt auffliegen. Ich vermute, er weiß, was er tut. Wenn diese Mail sich zu ihm zurückverfolgen ließe, hätte er sie sicher nicht geschrieben. Bei uns weiß jeder halbwüchsige Computerhacker, wie man so was anstellt, Harry. Solche Leute gibt es auch im Iran.»
    Harry schüttelte immer noch den Kopf. Er versuchte, sich die Person vorzustellen, die ihnen diese Botschaft geschickt hatte.
    «Helfen Sie mir, Marcia. Sie kennen sich doch aus mit diesen Iranern. Was ist das für ein Mensch, der so was tut? Wenn wir mal davon ausgehen, dass er nicht verrückt oder ein Lockvogel ist?»
    Marcia dachte einen Augenblick lang nach. Warum taten Menschen überhaupt irgendetwas? Aber Harry wollte eine Antwort, deshalb dachte sie an die Dutzende von iranischen Informanten zurück, mit denen sie es in ihrer langjährigen Laufbahn zu tun gehabt hatte.
    «Er ist intelligent», fing sie an. «Er ist stolz. Und unglücklich. Jung ist er. Und er hat – aus welchen Gründen auch immer – das Bedürfnis, uns mitzuteilen, was er weiß. Er verlangt nichts von uns, er will uns etwas geben. Diese E-Mail ist nur der Anfang. Quasi die erste Karte, die er ausspielt. Iraner geben einem nie alles auf einmal. Das ist
taroof

    «Was heißt das nochmal?»
    «Das ist ihre Art, Geschäfte abzuwickeln. Es geht dabei hauptsächlich um Würde. Kein Iraner nennt Ihnen je einen Preis. Das wäre würdelos. Ein Iraner macht

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