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Der Einsatz

Der Einsatz

Titel: Der Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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Klicken das einzige Geräusch im Raum.
    «Was meinen Sie, Harry?», fragte der Direktor schließlich und ließ die Würfel aus der Hand auf den Schreibtisch kollern. Sie zeigten einen Sechser-Pasch.
    «Er ist unser Agent», sagte Harry. «Er hat Angst und bittet um Hilfe. Und er vertraut uns. Wenn wir ihn im Stich lassen und er gefasst wird, dann kann es Jahre dauern, bis wir wieder jemanden in seiner Position finden. Ich denke, wir sollten mit ihm reden, sonst werden wir nie erfahren, was seine Nachricht wirklich bedeutet.»
    «Könnten wir ihn denn überhaupt aus dem Iran herausbekommen,gesetzt den Fall, wir würden uns dafür entscheiden?», fragte der Direktor.
    «Möglicherweise», antwortete Harry. «Es gibt einen Ausschleusungsplan für Teheran, so wie für alle anderen Orte auch. Allerdings dürfte es nicht ganz einfach werden, weil wir dort niemanden vor Ort haben.» Er überlegte kurz, ob er dem Direktor und Fox von der britischen Spezialtruppe, dem «Increment», berichten sollte, von der Winkler ihm erzählt hatte. Aber Adrian vertraute darauf, dass er nicht darüber redete, also ließ er es bleiben.
    «Vielleicht können wir mit Hilfe befreundeter Geheimdienste ein paar Leute nach Teheran schleusen, die unserem Mann helfen, außer Landes zu kommen. Zumindest könnten sie uns ermöglichen, dass wir irgendwo mit ihm sprechen. Es würde zwar ein bisschen dauern, das zu organisieren, aber ich glaube, es wäre die beste Lösung. Auf gar keinen Fall dürfen wir mit den Informationen, die unser Mann uns bisher geliefert hat, an die Öffentlichkeit gehen. Das wäre für ihn der sichere Tod.»
    «Jetzt werden Sie mal nicht sentimental», sagte Fox. «Ich denke, wir sollten ihn vor Ort lassen und uns keine weiteren Gedanken über ihn machen. Das ist der Wunsch im Weißen Haus. Ich habe bereits nachgefragt, als die erste Nachricht kam, und folgende Antwort erhalten. Ich zitiere wörtlich: ‹Wir können für das Wohl einer einzelnen Person nicht die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten gefährden.› Tut mir leid, aber so denkt der Präsident nun mal. Appleman hat es mir gesagt.»
    Harry blickte von Fox, der sich sonst was auf seine guten Beziehungen zum Weißen Haus einbildete, hinüber zumDirektor, der seine Würfel wieder in die Hand genommen hatte. Harry wollte sich nicht selbst schaden, aber er wusste, dass er jetzt etwas unternehmen musste, bevor es zu spät war.
    «Stewart Appleman führt diesen Agenten aber nicht, Arthur. Ich führe ihn. Und solange er mein Agent ist, werde ich ihn schützen, so gut ich kann. Nur durch ihn wissen wir überhaupt, dass die Iraner ihr Atombombenprogramm wiederaufgenommen haben. Wenn er nicht sein Leben riskiert und uns von der Neutronenquelle berichtet hätte, würden wir heute noch im Dunkeln tappen. Niemand kann sagen, ob sie ihre Probleme mit dem Zündprozess in fünf Monaten, fünf Jahren oder überhaupt jemals in den Griff kriegen, und wenn wir Leute wie Doktor Ali auffliegen lassen, werden wir das auch nie erfahren.»
    Harry wandte sich dem Direktor zu. «Das ist meine Meinung. Wenn Sie darin nicht mit mir übereinstimmen, dann müssen Sie sich jemand anderen für die Leitung des Persischen Hauses suchen.»
    «Wollen Sie jetzt etwa mit Ihrem Rücktritt drohen?», fragte Fox mit spöttischem Unterton. «Das ist doch kindisch.»
    Der Direktor mochte keine Konflikte. Er wollte, dass jeder glücklich war. Einerseits hatte er Angst vor Fox und seinen politischen Gönnern, andererseits wollte er es sich aber auch nicht mit Harry verscherzen, der als altgedienter Abteilungsleiter viele Freunde in der Bürokratie der CIA hatte.
    «Jetzt atmen Sie erst einmal tief durch, alle beide», sagte der Direktor. «Einen Streit zwischen Ihnen können wir jetzt weiß Gott nicht auch noch brauchen. Erinnern Sie sich bitte mal daran, wer der wahre Feind ist.»
    Er musterte Harry und wünschte sich dabei insgeheim wieder zur Marine zurück, wo alle widerspruchslos seinen Befehlen gehorcht hatten.
    «Ich möchte nicht, dass Sie den Dienst quittieren, Harry, Gott ist mein Zeuge. Aber ich muss Ihnen auch sagen, dass Arthur exakt die Stimmung im Weißen Haus wiedergibt. Sie sind bereit loszulegen, auch wenn wir das nicht sind. Also, ich sage Ihnen jetzt, was wir tun werden. Wir geben Harry ein wenig mehr Zeit, damit er sich um seinen Mann in Teheran kümmern kann, allerdings nicht so viel Zeit, dass der Präsident glaubt, wir würden ihn hinhalten. Das tun wir nämlich nicht.»
    Harry sah

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