Der Einsatz
haben, Bauteile für Zentrifugen, die nach einem Jahr kaputtgegangen sind.»
«Und was wurde daraus?»
«Ganz einfach: Sie haben uns durchschaut. Sie haben herausgefunden, dass der Händler, der ihnen all diesen manipulierten Kram verkaufte, ein faules Ei war. Sie haben ihn übel gefoltert, und er hat das ganze gottverdammte Netzwerk verraten.»
«Und wieso weiß ich nichts davon? Wieso steht darüber nichts in den Akten?»
«Unsere größten Reinfälle kommen nun mal nicht in die Akten, Harry. Ebenso wenig wie unsere größten Erfolge. Diese Geschichte war beides in einem. Aber jetzt ist sie gestorben. Für immer.»
Harry wusste, dass sie keineswegs gestorben war, doch das sagte er Jack Hoffman nicht. Was er wusste, gehörte in einen anderen Raum, unter eine andere Flagge. Indem er schwieg, überschritt er eine weitere Grenze.
Der Kellner brachte die Rechnung in der Hoffnung, dass die seltsamen Gäste dann gehen würden, aber Hoffman bestellte noch einen Kaffee und einen weiteren «Donut», obwohl er das seltsame Gebäck nicht angerührt hatte. Der Kellner verzog das Gesicht, und als Hoffman daraufhin seine Zigarre wieder zwischen die Lippen schob, verließ er wortlos den Tisch.
«Was raten Sie mir?», fragte Harry. «Was soll ich tun? Das Weiße Haus will uns in den Krieg schicken. Und bei der CIA vertraue ich niemandem so sehr, dass ich ihm erzählen könnte, was ich Ihnen gerade gesagt habe. Niemand kann mir einen Rat geben, und ich weiß nicht, wie ich weitermachen soll.»
Hoffman schaute aus dem Fenster hinaus auf den Parkplatz, der voller BMWs, Mercedes, Lexus und Maseratis stand. Kein einziges amerikanisches Auto weit und breit.
«Sie müssen diesen Krieg verhindern», sagte er. «Wir dürfen das Weiße Haus nicht noch einmal ohne eindeutige Beweise losschlagen lassen.»
«Aber ich kann doch meine Befehle nicht einfach ignorieren, oder?»
«Nein, das können Sie nicht. Zumindest nicht so, dass man es merkt. Aber Sie können Dienst nach Vorschrift machen und gleichzeitig zusammen mit Ihren englischen Freunden einen Weg finden, mit diesem Iraner in Kontakt zu treten. Reden Sie mit ihm und vergewissern Sie sich, dass Sie verstanden haben, was er Ihnen sagen will, bevor Sie damit an die Öffentlichkeit gehen.»
«Kann ich das dem Direktor sagen?»
«Würde er Sie aufhalten?»
«Ja, vermutlich. Wenn ich ehrlich zu ihm bin.»
«Dann sagen Sie es ihm nicht. Tun Sie es einfach.»
Harry nickte. Er wusste, dass es Situationen gab, die in keine der üblichen Schubladen passten, doch was sein früherer Chef ihm da riet, gefiel ihm überhaupt nicht. Streng genommen lief es auf Befehlsverweigerung hinaus. Vielleicht sogar auf etwas noch Schlimmeres.
«Tun Sie das Richtige, mein Freund», sagte Hoffman. «Was genau das ist, können nur Sie allein entscheiden.» Er öffnete seinen Brieftasche und legte erst einen Zwanzig-Dollar-Schein auf den Tisch und dann noch einen weiteren Zehner. Offenbar wollte er dem Kellner damit seine Geringschätzung beweisen. Dann wandte er sich wieder an Harry.
«Dieses Gespräch hat nie stattgefunden. Sollte mich irgendjemand danach fragen, dann werde ich sagen, dass ich nicht den leisesten Schimmer habe, wovon er redet.»
«Das heißt dann wohl, dass ich auf mich allein gestellt bin», sagte Harry.
«Ja. So sieht’s aus. Aber das waren Sie auch vorher schon.»Hoffman steckte die Zigarre in den Mund und verließ das Café. Als er draußen an der frischen Luft war, zündete er sie an und sog genüsslich den wunderbar ungesunden Rauch ein.
20 Washington
Am Freitagabend ging Harry mit Andrea zum Abendessen ins
Inn
, ein elegantes Restaurant in Little Washington, gut eine Stunde Fahrt von ihrem Haus in Reston entfernt. Andrea war sich sicher, dass das nichts Gutes zu bedeuten hatte. Früher waren sie oft am Hochzeitstag oder zu anderen festlichen Gelegenheiten dorthin gegangen, doch seit Alex’ Tod hatten diese einfachen Freuden ein Ende gefunden. Sie schlug ein billigeres Restaurant in der Nähe vor, doch Harry sagte nein, er müsse mit ihr reden, und zwar an einem intimen Ort weit weg von zu Hause. Das machte Andrea nur noch nervöser.
Sie ging zum Friseur und ließ sich die Haare machen, dann gönnte sie sich noch eine Pediküre in einem kleinen vietnamesischen Laden an der Route 7. Was immer sie am Abend erwartete, sie wollte schön sein für ihren Mann.
Andrea war Harrys Traumfrau. Es war Liebe auf den ersten Blick gewesen, gleich bei ihrer ersten Begegnung
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