Der Einsatz
beim Shoppen eine kurze Pause machten, und Harry hatteSchwierigkeiten, mit seinem massigen Körper darauf Platz zu nehmen. Hoffman rief den Kellner und bestellte zwei Kaffee und einen Donut. Der Kellner entgegnete, sie hätten keine Donuts, nur
Viennoiserien,
und Hoffman erklärte, dann würde er eben eins von denen nehmen.
«Hier dürfen Sie aber nicht rauchen», bemerkte der Kellner und deutete auf die Zigarre.
«Die ist auch nicht zum Rauchen, nur zur Erinnerung. Und jetzt verschwinden Sie.» Er scheuchte den Kellner mit einer Handbewegung fort, als wäre er ein lästiges Insekt.
Der Kellner wollte protestieren, aber etwas an Hoffmans Art war ihm nicht geheuer. Zwei feine Damen am Nebentisch deuteten auf die Zigarre und zogen an einen weiter entfernten Tisch um. Hoffman wandte sich an Harry.
«Was ist los mit Ihnen, Harry? Sie sehen gar nicht gut aus.»
«Ich mache mir Sorgen wegen des Irans.»
«Und um mir das zu sagen, haben Sie mich von der Gartenarbeit weggeholt?»
Harry setzte bereits zu einer Entschuldigung an, doch Hoffman klopfte ihm freundlich auf die Schulter.
«War doch nur ein Scherz, mein Junge. Entspannen Sie sich und sagen Sie mir, was Sie bedrückt. Sie sehen fürchterlich aus.»
«Ich habe ein Problem. Das Weiße Haus will unbedingt einen Militärschlag gegen Teheran führen. Sie wissen noch nicht, wie sie das rechtfertigen können, suchen aber verzweifelt nach Gründen. Ihrer Meinung nach stehen die Iraner kurz vor dem Durchbruch bei der Atombombe, und jetzt arbeiten sie einen Angriffsplan aus wie damals gegen den Irak.Aber das ist Unsinn, die Informationen geben das nicht her. Sie tun so, als hätten wir harte Fakten, aber die haben wir nicht. Ehrlich gesagt bin ich kaum sicher, ob wir überhaupt etwas haben. Ich versuche das gerade herauszufinden, aber dazu lassen sie mir keine Zeit.»
«Was haben Sie denn erwartet?», fragte Hoffman mit bitterem Lächeln. Er wusste genau, wovon Harry redete, und kaute nachdenklich auf seiner Zigarre herum.
«Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich bin noch dabei, mir einen Reim auf die Informationen zu machen, die wir bisher haben. Ich stehe mit den Briten in Kontakt, die im Gegensatz zu uns noch Leute in Teheran haben, aber irgendwie macht mich das alles nervös. Ich stecke in einer Zwickmühle. Einerseits fühle ich mich dem Weißen Haus gegenüber illoyal, weil ich nicht tue, was sie wollen, aber wenn ich das täte, würde ich meine eigenen Überzeugungen verraten. Verstehen Sie, was ich meine?»
«Ehrlich gesagt, Harry, ich verstehe nur Bahnhof. Warum erzählen Sie mir nicht alles von Anfang an?»
«Okay, schon gut.» Der Kellner brachte den Kaffee und ein traurig aussehendes kleines Stück Backwerk mit etwas Zuckerguss darauf.
Harry holte tief Luft. Normalerweise hatte er keine Hemmungen, aber vor Hoffman hatte er großen Respekt. Mit gesenkter Stimme begann er von Neuem.
«Also, es geht um Folgendes, Mr. Hoffman: Wir haben einen Informanten innerhalb des iranischen Atomprogramms, der sich als virtueller Überläufer an uns gewandt hat. Bisher konnten wir noch keinen persönlichen Kontakt mit ihm aufnehmen, aber er hat uns ein paar Dokumente geschickt, dieecht aussehen. Jetzt geht es darum herauszufinden, was die darin enthaltenen Informationen bedeuten. Mit seiner ersten Nachricht hat er uns Daten aus ihrem Anreicherungsprogramm geschickt, aus denen hervorgeht, dass sie bei fünfunddreißig Prozent liegen. Das ist weit mehr, als man für einen zivilen Atomreaktor braucht, aber noch lange kein waffenfähiges Uran. Die Frage ist, wie lange sie für den Rest des Weges brauchen werden.»
«Das müssen Sie Ihren Informanten fragen.»
«Richtig. Aber das kostet Zeit und ist nur mit Hilfe der Engländer zu bewältigen. Und das Weiße Haus glaubt, dass wir keine Zeit haben.»
«Sagen Sie ihnen einfach, sie sollen die Schnauze halten», sagte Hoffman mit einem Augenzwinkern. Er wusste genauso gut wie Harry, dass das keine Lösung war. Wenn man nicht tun konnte, was sie von einem verlangten, musste man den Dienst quittieren.
«Aber das ist noch nicht alles», fuhr Harry fort. «Der Iraner hat uns noch ein zweites Dokument geschickt, das sehr viel brisanter ist als das erste. Darin ging es um einen Zündmechanismus für eine Atombombe.»
«Ach du Schande! Der Heilige Gral.»
«Sieht ganz so aus. Sie haben das Nuklearwaffenprogramm wiederaufgenommen, so viel ist sicher. Aber das zweite Dokument ist ebenso schwierig zu interpretieren wie das
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