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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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gentechnische Aktivität?« rate ich.
    »Könnte man sagen.« Seine Stimme ist trocken, ironisch. »Peg schätzt, daß siebenundvierzig Prozent aller Umsätze des Imperiums direkt oder indirekt mit Gentechnik zu tun haben. Dabei ist weniger als ein Viertel aller Geschäftseinheiten unter dem TIC-Schirm mit Gentechnik beschäftigt, aber offenbar sind das die pro fitableren.«
    Ich nicke langsam, während ich diese Information verarbeite. »Wie wäre es dann mit den... den ›Geschäftseinheiten‹ in Timothy Telestrians Einflußsphäre?«
    »Die hat Peg bereits aussortiert«, sagt der Runner. »Rufe Marker Eins auf.«
    Ich gebe den entsprechenden Befehl ein, und der Bildschirm ändert sich. Das Diagramm ist immer noch ein verdrehtes Spinnennetz, aber wenigstens war die Spinne nicht mehr ganz so ehrgeizig. Ich schüttle frustriert den Kopf. »Warum diese Konzentration auf Gentech?« will ich wissen.
    Argent kichert wieder. »Das ist eben Tir, Chummer. Vergiß das nicht. Biotech ist ihr Ding. Wenn sie die Dinge ändern können, ohne dabei so ... unelegante... Techniken wie Implantate benutzen zu müssen« - er klickt seine Metallfinger zusammen -, »tun sie das auch. In Tir manipulieren sie alles gentechnisch. Saatgut, Algen, Bakterien, Tiere, Pflanzen, sogar sich selbst.«
    Darüber denke ich ein paar Sekunden nach. »Okay, wie wäre es dann, wenn wir uns auf solche Unternehmen beschränken, die Viren manipulieren?«
    Er schüttelt den Kopf. »Du weißt nicht viel über Gentechnologie, was?« fragt er rhetorisch. »Eine der zuverlässigsten Techniken benutzt maßgeschneiderte Viren, um den genetischen Code der Zielzellen zu verändern.«
    »Sprich Klartext«, knurre ich.
    »Alle benutzen Viren, Chummer. Vergiß es.«
    Ich knirsche mit den Zähnen. »Na schön«, sage ich, »wie wäre es dann mit Biowaffen?«
    »Marker Zwei«, weist er mich an, und ich tippe den Befehl ein.
    Der Schirm verändert sich, und jetzt sind wir bei etwas angelangt, das ich fast verstehe. Etwa ein Dutzend Gesellschaften - alle miteinander verflochten, aber das Netz ist viel einfacher und direkter. »Wie steht es mit ihrer...« - ich suche nach dem richtigen Wort -»ihrer Ergebenheit?« frage ich.
    Der Shadowrunner grinst, und ich weiß, daß wir langsam vorankommen. »Die meisten sind Lynne Telestrian gegenüber loyal und stehen dadurch auf James' Seite«, sagt er. »Aber es gibt eine bestimmte Gesellschaft, die mit beiden Beinen in Timothys Lager steht, und dieser Laden ist mir echt nicht geheuer. Ruf Marker Drei auf.«
    Das tue ich und lese die Bildschirmüberschrift. »Nova Vita Biotechnologies.« Zum zweitenmal in eben-sovielen Tagen quäle ich mich durch das Latein, das ich vor vielen Jahren gelernt habe. »Nova Vita - ›neues Leben‹. Guter Name für eine Gentech-Firma.« Ich halte inne. »Und Nova Vita beschäftigt sich mit Biowaffen?«
    »So heißt es im Shadowland-BTX-System«, bestätigt Argent. »Die Firma unterhält eine Anlage an einem Ort namens Christmas Valley - vielleicht achtzig Kilometer südöstlich von Bend die Biowaffenforschung für das Tir-Militär betreibt.«
    Diesmal pfeife ich laut. »Das ist doch was.« Aber darin fällt mir auf, daß das keinen Sinn ergibt.
    Der Runner sieht mein Stirnrunzeln und wirft ein: »Da ist noch mehr. Nova Vita Biotechnology hat eine Tochter, Nova Vita Cybernetics, die wiederum eine Forschungsanlage am Columbia besitzt - interessanterweise auf der Salish-Shidhe-Seite des Flusses -, und zwar an einem Ort namens Pillar Rock. Übrigens eine isolierte Anlage, die nicht mit der Matrix verbunden ist.« Er kichert. »Was Peg ziemlich genervt hat.«
    Was Peg nervt, interessiert mich einen feuchten Drek: Etwas anderes hat meine Aufmerksamkeit erregt. »Ach? Warum unternimmt eine Tir-Firma ihre Forschungen auf S-S-Gebiet?« Dann schüttle ich den Kopf.
    »Aber was soll's? Die Firma im Christmas Valley ist die wichtige. Wir sind hinter der Gentechnik- und Biowaf-fen-Connection her und nicht hinter Cyberware, oder?« Argent sagt nichts, sondern sitzt nur grinsend da. »Na schön, Drekhead«, schnappe ich, »sag mir, was ich übersehen habe.«
    Er zuckt die Achseln. »Peg fand nur interessant, daß im letzten Jahr einige Leute von Nova Vita Biotech zu Nova Vita Cybernetics versetzt worden sind.«
    Aha. »Vielleicht zufällig Gentechniker?«
    »Ganz zufällig«, bestätigt Argent kopfnickend. »Genspleißer und ein paar Heißsporne im Maßschneidern von Viren. Nicht gerade die Spezialisten, die

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