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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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der Krisenplanung - Naturkatastrophen, Zivilschutz und so weiter. Sollte je das Kriegsrecht ausgerufen werden, soll die Abteilung dafür sorgen, daß die Lone Star-Beamten mit der Nationalgarde oder der Armee zusammenarbeiten, um Überschneidungen zu vermeiden.«
    »Das ist die offizielle Darstellung«, sage ich.
    »Was die offizielle Darstellung nicht erklärt«, fährt Argent fort, »ist die Tatsache, warum die Abteilung für Militärverbindung so verdammt groß und gut finanziert ist. Wenn man die offizielle Darstellung zur Grundlage nimmt, könnte die Abteilung in Atlanta mit ein paar Managern, einer Handvoll kleinerer Datenbeschaffer und ein paar erstklassigen Computersystemen auskommen. Doch was sie dort tatsächlich haben, sind Kommunikationsspezialisten, Logistikfachleute, Waffen und Einsatzteams und nur knapp unter hundert Beamte... die alle von Anti-Ter-ror-Einheiten und Taktischen Einsatzkommandos überstellt worden sind.«
    »Klingt ganz nach einer verdammten Privatarmee...« Der Anflug von Zorn in meiner Stimme entlockt Argent ein amüsiertes Grinsen. Da wird mir klar, daß die Tatsache, daß Lone Star irgendeine Art von Privatarmee unterhält, gar keine so große Überraschung für mich sein dürfte. Jeder Megakonzern hat seine ›zusätzlichen Sicherheitskräfte‹ - oder wie der gängige Euphemismus im Augenblick gerade lautet -, ob sie sie offen in Wüstenkriegen einsetzen oder nicht.
    Warum sollte Lone Star Security Services Corporation anders sein? Der Laden ist auch nur ein Megakonzern.
    Was mich nervt, ist meine Überzeugung, daß der Star anders sein sollte. Ich kann verstehen, warum MCT und Ares und Shiawase und der Rest Privatarmeen einsetzen, um ihre Geschäftsinteressen auf der ganzen Welt zu schützen und zu fördern - entweder indem sie andere Privatarmeen fertigmachen oder indem sie nationale Regierungen stürzen, die die Dreistigkeit besitzen, ihnen in die Quere zu kommen. So ist nun mal die Welt, in der wir heute leben, Priyatel. Warum also nicht auch Lone Star?
    Weil es eben Lone Star ist, antwortet mein Gefühl. Vielleicht ist es nur eine Illusion, die ich mir bewahren will, eine schwachsinnige Überzeugung, daß ich nicht für einen gierigen, grabschigen Megakonzern arbeite -ich arbeite für Lone Star, Chummer, für das Wohl meiner Mitmenschen. Doch unterscheidet sich Lone Star tatsächlich von den anderen Megakonzernen? Ist das Gesetzeshüten bei genauerer Betrachtung nicht auch nur eine von vielen Dienstleistungen? Der Star sorgt nicht deshalb für die Einhaltung der Gesetze, weil das an und für sich eine gute Sache ist. Er tut es, weil ihm eine Reihe von Regierungen gute Nuyen dafür zahlen, daß er für die Einhaltung der Gesetze sorgt. Der Star ist einer von vielen Konzernen, die Profit damit machen, daß sie eine Nachfrage auf dem Markt erfüllen.
    Warum sollte sich also der Megakonzern namens Lone Star nicht nach anderen Mitteln und Wegen des Geldverdienens und der Förderung seiner Geschäfte umsehen? Und wenn diese anderen Mittel und Wege eine Privatarmee erfordern, würde der Konzern davor zurückscheuen, weil das Aufstellen einer Privatarmee gegen irgendein ethisches oder moralisches Gebot verstößt? Nicht sehr wahrscheinlich.
    Ein rascher Blick auf Argent verrät mir, daß er mich immer noch eingehend, doch mit der Andeutung von etwas Neuem in der Miene beobachtet. Etwas, bei dem es sich um Verständnis oder Mitgefühl handeln könnte. Vielleicht sogar um Mitleid. Und wenn es eines gibt, worauf ich in dieser ganzen verdammten Welt verzichten kann, dann ist es Mitleid - oder von mir aus auch Mitgefühl - von Schattenabschaum wie diesem verdammten Argent. Also vergrabe ich meine Empfindungen, so tief ich kann, und vergewissere mich innerlich, daß meine Miene kühl und beherrscht ist. »Ja«, murmle ich, doch laut genug für Argent. »Ja, das kann hinkommen. Ich war immer der Ansicht, die Straßen und Schatten vom Drek zu säubern, könne nicht genug einbringen, um einen großen Konzern über Wasser zu halten.«
    »So, wie ich das sehe«, sagt Argent, der weder so noch so auf meinen Versuch reagiert, mich lässig zu geben, »ist diese Abteilung ein Instrument, das Lone Star an nationale Regierungen, Konzerne und andere Organisationen - Drek, vielleicht sogar an Policlubs -vermietet, und zwar als Truppe unbekannter Herkunft mit der Aufgabe, rivalisierende Länder, Konzerne, Gesellschaften oder was weiß ich zu destabilisieren.«
    »So ähnlich wie Shadowrunner, was,

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