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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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hinzu: »Oder mach zweiundzwanzigein-halb daraus. Melde dich morgen um Mitternacht wieder. Verstanden?«
    Also erwiderte ich: »Verstanden« und ging nach unten zu meinem Motorrad.
    Ich wollte schlafen. Ich sehnte mich danach zu schlafen. Aber ich mußte mich zuerst ins UOL einschalten, um festzustellen, ob in den nächsten zwanzig Stunden ein Treffen improvisiert werden konnte. Natürlich konnte ich das nicht im Unterschlupf der Cutters erledigen. Blake wußte, daß ich völlig erledigt war, und was tut jemand, der völlig erledigt ist, wenn er frei bekommt? Er schaltet sich jedenfalls nicht in ein BTX-Sy-stem ein, soviel ist sicher. Blake würde zu Ohren kommen, daß ich es aus irgendeinem Grund im Moment für wichtiger hielt, mit Gott und der Welt in Verbindung zu treten, als zu schlafen, und er würde sich fragen, warum. Derartige Fragen hätten mir gerade noch gefehlt. Also hieß es, ab zum Motorrad, den Motor anlassen - natürlich erst, nachdem ich nach etwaigen Überraschungen gesucht hatte. Nicht, daß ich mit Ärger rechnete, aber nachdem ich gesehen habe, wie ein paar Kulis Rangers Überreste von den Hauswänden abwuschen, neige ich doch dazu, etwas vorsichtiger zu sein. Dann fuhr ich zum Wenonah.
    Als ich auf die 60. Straße Nordost biege, haben Regen und Wind meinen Kopf bis zu einem gewissen Grad geklärt - und es reicht gerade, um mir deutlich vor Augen zu führen, wie mies ich mich fühle. Ich parke den Hobel in der Hintergasse und kette ihn am Gasometer des Hauses fest. Dann schließe ich die metallene Hintertür des Hauses auf, verschließe sie wieder hinter mir und gehe die schmale Treppe zum ersten Stock hinauf. Der Flur - ebenso schmal wie die Treppe - ist leer. Die Tür zu meiner Bude befindet sich am anderen Ende, auf der Vorderseite des Hauses - ich habe sie mir extra wegen des freien Blicks über die Straße und auf die Haustür ausgesucht. Aus Gewohnheit überprüfe ich die Markierungen, die ich immer an der Tür anbringe. Niemand hat sie geöffnet, seitdem ich sie vor ein paar Tagen verschlossen habe. Nicht, daß ich damit gerechnet habe - Barts ungebetener Besuch vor einer Woche war die Ausnahme, nicht die Regel. Ich schließe die Tür auf und gehe durch das kleine Wohnzimmer mit der Kochnische rechts. Ich habe Hunger, doch bei genauerem Nachdenken komme ich zu dem Schluß, daß ich doch dringender schlafen als essen will. Jedenfalls weiß ich genau, daß der Kühlschrank bis auf eine Flasche Wodka und ein paar Becher Joghurt, der sich mittlerweile wahrscheinlich längst in eine neue Lebensform verwandelt hat, sowieso leer ist.
    Ich gehe nach links in mein Schlafzimmer und ziehe mir im Gehen meine durchnäßte Jacke aus. Ich werfe sie in Richtung Sessel - verfehle ihn, aber was soll's -und sinke auf mein Bett.
    Mein tragbares Telekom steht dort, wo ich es zurückgelassen habe, nämlich auf dem Nachtschränkchen, und ist in die LTG-Buchse in der Wand eingestöpselt. Ich schalte es ein und drücke die Tastenkombination, mit der ich mich in das UCAS Online-System einschalten kann. Während das Gerät die Verbindung herstellt und einen kurzen Händedruck mit den UOL-Mainfra-mes wechselt - irgendwo in Virginia, glaube ich, obwohl das natürlich keine Rolle spielt -, ziehe ich mir die Stiefel aus und kralle die Zehen in den fadenscheinigen Teppich. Ich lege meine H&K mit ihren zwei Reservemagazinen auf den Fußboden neben dem Bett, so daß sie sich in bequemer Reichweite befindet. (Noch einmal: Nicht, daß ich mit Ärger rechne, aber es gibt ein paar Gewohnheiten, die man sich weder abgewöhnen will noch kann.) Das Telekom summt und verkündet, daß es bereit ist.
    Auf der Fahrt hierher habe ich mein unverdächtiges »Meldet euch, und zwar schnell« in den Chip in meiner Chipbuchse diktiert. Jetzt werfe ich den Chip aus und schiebe ihn in das dafür vorgesehene Laufwerk im Telekom. Ich rufe das Verzeichnis des Chips auf und vergewissere mich zweimal, daß die Datei, die ich in den Speicher des Telekoms und von dort in das BTX-System kopiere, auch die richtige ist - die unverdächtige Botschaft und nicht der Bericht für den Star, mit dem ich mir eine Kugel in den Kopf einhandeln würde. Darin vergewissere ich mich noch mal. Ich weiß, ich bin müde, und ich weiß, daß müde Leute Fehler machen. Hin einziger falscher Tastendruck, und die falsche Datei wird durch die Datenkanäle des LTG und der Matrix gejagt. Ja, es ist die richtige Datei. Ich bestätige die Datenübertragung.
    Ein oder zwei

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