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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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geredet hat, Namen und Konzernidentität nur ausgeborgt hätte.
    Dennoch«, fährt er entschlossen fort, »stammt er aus der Konzernwelt, und zwar mit allem, was das impliziert - man könnte ihn einen ›Pinkel‹ nennen. Er und seine Hintermänner wollen dich aus irgendeinem Grund umbringen oder zumindest fassen, ich weiß nicht, was, und sie verfügen über ausgedehnte Hilfsmittel und Informationsquellen, sonst hätten sie mich nie gefunden. Meine Schlußfolgerung lautet daher, daß du wirklich in großen Schwierigkeiten steckst, Richard, aber ich würde weiter schlußfolgern, daß ich als Hilfsquelle ›kompromittiert worden bin. Es tut mir aufrichtig leid.«
    Die kalte Faust, die mein Herz umkrampft, packt fester zu. »Und jetzt bist du noch einmal kompromittiert worden«, sage ich zu ihm, und meine Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern. »Du hast recht, sie haben wahrscheinlich dein Telefon angezapft. Sie wissen, daß du mich gewarnt hast.«
    »Sehr wahr«, sagt er ungerührt, »und meine einzige Zuversicht, daß diese zwielichtigen Kräfte nichts gegen mich unternehmen, beruht auf der Tatsache, daß sie ihrem Wesen nach zur Konzernwelt gehören. Wie wir alle wissen, unternehmen Konzerne nichts, bei dem für sie nichts herausspringt.« Er kichert wieder. »Um einen netten Spruch zu zitieren, den ich irgendwo gelesen habe: ›Für Rache kann man sich nichts kaufen.‹ Ich wünschte, ich hätte das geschrieben.«
    »Das wirst du noch«, sage ich, indem ich einen Blick auf meine Uhr werfe - ich bin jetzt drei Minuten und ein paar zerquetschte auf Sendimg. Wenn Finnigans Leitung angezapft ist, wird es Zeit, die Kurve zu kratzen, bevor die Truppen anrauschen. »Halt den Kopf unten, Chummer.«
    »Du deinen auch, mein Freund.« Er hält inne. »Erzähl mir später mehr darüber, wenn du kannst. Könnte ein unterhaltsames Buch werden.«
    »Worauf du dich verlassen kannst«, sage ich und hänge ein. Wenn es ein Später gibt.

    Unter den Brücken der Überführungen des Highway 5 ist immer noch Platz für einen weiteren Penner, sind immer noch zwei Quadratmeter für jemanden frei, den das Glück verlassen hat. Keiner der Stammgäste redet mit Neuankömmlingen, sie machen einem einfach Platz - die meisten jedenfalls. Einigen muß man erst die Zähne zeigen, bevor sie einen in Ruhe lassen - aber man kann das Gefühl der Verwandtschaft spüren, das schwache, entfernte Gefühl der Bruderschaft, das fast Kameraderie sein könnte, wäre es nicht so erbärmlich und zum Verzweifeln. Nach meinem Anruf bei Finni-gan wußte ich, daß ich mich bei ihm nicht hinhauen konnte, ebenso wie ich wußte, daß ich mich in keiner Absteige im Sprawl blicken lassen durfte. Ich wußte außerdem, daß ich irgendwo schlafen mußte, und zwar sofort, wenn ich mir mit dem nächsten Anruf auf meiner Liste einen Gefallen tun wollte. Der einzige Ort, der mir einfiel, wo ich zumindest einigermaßen geschützt sein würde, ohne mir über Lone Star-Streifen oder neugierige Nachtwächter Gedanken machen zu müssen, war die Pennerstadt unter dem Highway. Ganz unten ist immer noch Platz.
    Und dort liege ich jetzt auf dem verdammten kalten Boden, in meine Lederjacke gewickelt, aber nicht in der Lage einzuschlafen. Mir schwirrt einfach zuviel Drek im Kopf herum. Pietr Tal-sowieso, Elf-Pinkel bei der Lightbringer Services Corporation... wer's glaubt. Wer ist er, und was will er von mir? Finnigan hält den Elf für den Vertreter eines Konzerns, wenngleich wahrscheinlich nicht des Konzerns, für den er tätig zu sein behauptet, und ich gebe ihm recht. Ich glaube nicht, daß ein, sagen wir mal, Cutters-Mitglied einen Pinkel gut genug verkörpern könnte, um den alten Schriftsteller zum Narren zu halten. Für welchen Konzern aber dann?
    Wenn ich einmal raten darf, würde ich sagen, für den Konzern, mit dem Blake vor einer Woche die Verhandlungen geführt hat, und zwar mit eben jener Delegation, zu deren Mitgliedern auch Mr. Nemo gehörte, der mich erkannt hat. Bis hierher ergibt noch alles einen Sinn.
    Aber wie, zum Teufel, hat dieser Konzern Nicholas Finnigan aufgespürt? Ich habe Finnigan niemandem von den Cutters gegenüber je erwähnt (aus offensichtlichen Gründen, wenn man bedenkt, wie wir uns kennengelernt haben). Natürlich habe ich einen Bericht für den Star angefertigt, in dem ich den gescheiterten Waffenkauf beschrieb, und in diesem Bericht ist Finnigan namentlich erwähnt worden. (Ich mußte es tun: Ich mußte erklären, warum sich der Star keine

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