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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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bis ich zum Unterschlupf zurückkomme, kann nur bedeuten, daß er gedacht hat, ich komme nicht zurück. Er muß geglaubt haben, ich sei bereits auf dem Weg zum Star. Es wäre das einfachste von der Welt, ein paar Leute in der Nähe des Star-HQs zu postieren - Heckenschützen mit magischer Rückendeckung, zum Beispiel - und mir eine Kugel oder einen Zauberspruch zu verpassen, sobald ich auftauche. Blake würde diese Möglichkeit nicht übersehen, da können Sie Gift drauf nehmen.
    Wenn also das Hauptquartier ausscheidet, warum versuche ich es dann nicht mit einer anderen Lone Star-Niederlassung, einem der ›Reviere‹ irgendwo im Sprawl? Die Cutters können nicht überall Killer-Kom-mandos postiert haben. Nim, auch dafür gibt es einen guten Grund, Chummer, und der hängt mit meiner Tarnung zusammen. Eine Tarnung ist keinen feuchten Drek wert, wenn jemand anders als die direkten Vorgesetzten weiß, daß es eine Tarnimg ist. Das bedeutet wiederum, daß mich die Streifencops und Straßenmonster bei Lone Star - wenn sie mich überhaupt kennen - alle für einen gefährlichen Verbrecher halten, der nach Seattle geflohen ist, um der großen Hätz in Milwaukee zu entgehen. Angeblich bin ich nämlich ein verdammter Cop-Killer, Omae! Ein Teil meiner Tarnung besteht darin, daß ich in Milwaukee einen Streifenwagen mit Lone Star-Beamten weggeputzt habe - zuerst habe ich drei Granaten hineingejagt und dann die beiden Überlebenden niedergemäht, als sie versuchten, aus dem brennenden Wrack herauszuklettern. Diese Art Hintergrund schafft Glaubwürdigkeit und Reputation im Gangland und erklärt auch, warum ich nicht mehr in Milwaukee bin, obwohl ich dort so eine große Nummer war. Die Kehrseite der Medaille ist natürlich, daß sie mich bei den Cops nicht gerade beliebt macht.
    Wenn ich in einem dieser ›Reviere‹ aufkreuzen und den Brüdern dort sagen würde, sie sollen diese und jene Nummer im HQ anrufen und sagen, Larson sei hier, täten sie das nicht, ohne zuvor meine Identität zu prüfen. Sie würden mich durch den Computer jagen, und bingo! Ein Cop-Killer! Gesucht wegen verschiedener Straftaten, bewaffnet, gilt als äußerst gefährlich, et-cetera etcetera drekcetera.
    Was würden die Brüder dort also unternehmen? Würden sie die Nummer anrufen, die ich ihnen genannt hätte? Einen Drek würden sie. Sie würden mich erst mal einbuchten, bis ich nach Milwaukee überführt und den dortigen Behörden übergeben werden könnte. Und das nur, wenn ich sehr viel Glück hätte. Viel wahrscheinlicher ist, daß sich die Straßenmonster von Lone Star Seattle ihres Rufes auf dem ganzen Kontinent als würdig erweisen und dafür sorgen würden, daß ich ›auf der Flucht erschossen‹ werde. Ich erzähle Ihnen keine Märchen; so handhaben sie derartige Fälle tatsächlich. Gut, wenn ich ein Abzeichen oder einen Ausweis oder einen Decodierring von Lone Star oder irgendwas hätte, sähe es anders aus. Aber als verdeckter Ermittler schleppt man solchen Drek nicht mit sich herum. Ich habe nichts, um mich auszuweisen, außer einigen Informationen, über die eine kleine Straßenratte nicht verfügen würde. Aber wenn das funktionieren soll, muß mir erst mal jemand zuhören, bevor er versucht, mich auszuknipsen.
    Nein, danke. Ich gehe lieber auf Nummer Sicher, wenn es Ihnen nichts ausmacht.
    In der Zwischenzeit muß ich über vier Stunden totschlagen, und mein Körper schreit nach Schlaf. Mit einem derart benebelten Verstand wie dem meinen ist es unvermeidlich, irgendwann Fehler zu machen, also muß ich mich ausruhen. Sofort. Aber wo? Das Weno-nah scheidet aus, und in irgendeiner Absteige aufzukreuzen, könnte zuviel unerwünschte Aufmerksamkeit erregen. (Wie schwierig wäre es wohl für Blake, allen zwielichtigen Absteigen im Sprawl - schließlich gibt es so viele gar nicht - die Nachricht zukommen zu lassen, die und die Nummer anzurufen, wenn ein Bursche aufkreuzt, auf den meine Beschreibimg paßt? Fünfhundert Nuyen sind dabei für dich drin, Chummer!) Glücklicherweise habe ich mindestens einen Kontakt, von dem die Cutters nichts wissen, und es sollte möglich sein, mich dort ein paar Stunden aufs Ohr zu legen. Ich finde noch ein Telefon - immer noch unter dem Alaskan Way-Viadukt, aber näher an der Madison - und rufe meinen Kontakt an.
    Das Telefon klingelt nur einmal, bevor am anderen Ende abgenommen wird, was mich überrascht. Der Bursche, den ich anrufe, steht zwar gerne früh auf, das weiß ich, aber nicht so früh. »Ja?« sagt er

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