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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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Vereinbarung getroffen hat, und vielleicht gibt es sogar ein oder zwei, die an niemandes Angel hängen, aber jemanden zu finden, der Ihnen offene und ehrliche Antworten gibt und nicht an den Konzern verkauft, an dem Sie interessiert sind, wird zu einem echten Glücksspiel.
    Deshalb sind persönliche Beziehungen bei diesen Deals auch so wichtig. Wenn Sie hinter ›schwarzen‹ Daten her sind, gehen Sie nicht einfach die Eintragungen im Branchenbuch durch und suchen aufs Geratewohl einen Namen heraus. Sie gehen zu einem Decker oder Datenschnüffler oder zu irgend jemandem, den Sie kennen und dem Sie vertrauen - zu jemandem, zu dem Sie eine Beziehimg haben, eine Beziehung, die sich mit der Zeit entwickelt hat. Wenn Sie keine Beziehung zu einem Decker haben, gehen Sie zu einem Schieber, dem Sie vertrauen. Ein Netz wichtiger und persönlicher Bekannter, Omae, darauf läuft alles hinaus.
    Ich habe solch ein Netz, und zwar ein gutes: ein paar Schieber, einen Decker, sogar einen Schattendoktor. Oder besser gesagt, ich hatte eines. Manche von diesen Personen habe ich durch die Cutters kennengelernt, die anderen durch den Star. Und das bedeutet, daß mindestens einer der beiden Vereine, die mich schnappen wollen - die Cutters und mein IrrelKonzern - über jede einzelne Bescheid wissen. Ich bekomme vielleicht Antworten auf die Fragen, die ich stelle, aber die Frage bleibt: Zahlt jemand den Leuten, die mir die Antworten geben, einen Haufen Kohle, damit sie mich belügen? Die Schlußfolgerung ist simpel, auch wenn sie mir nicht gefällt: Ich habe kein Netz, dem ich vertrauen kann. Zum Teufel mit diesem Paranoia-Drek, er ist gesundheitsschädlich.
    Doch je länger ich auf dem Highway 5 herumgondele, desto mehr packt mich die Idee, die Tir-Connec-tion zu verfolgen. Die Zeit scheint noch langsamer als vorher zu verstreichen. Wenn mir die Zeitspanne von 1300 bis 1330 schon wie ein paar (subjektive) Stunden vorgekommen ist, dann scheint mir 1730 noch ein ganzes Leben entfernt zu sein. Ich kann mich einfach nicht der Überzeugimg erwehren, daß ich irgendwas unternehmen muß.
    Also gehe ich alles noch einmal und noch einmal und noch einmal durch. Auf wen kann ich mich stützen? Gibt es jemanden, den ich übersehe, jemanden, der nicht in den Computern des Star gespeichert und auch den Cutters nicht bekannt ist, dem ich trauen kann und der bereit ist, mir einen Gefallen zu tun?
    Es könnte auch jemand sein, der in den Computern gespeichert ist, jedoch den Mumm hat, die Tatsache zu verheimlichen, daß er mir hilft. Jemand wie Cat Ash-burton. Ja, sie könnte das im Schlaf.
    Ich weiß, daß ich grinse, weil mir die kalte Luft auf meinen Vorderzähnen den Eindruck vermittelt, sie müßten jeden Augenblick abbrechen. Ja, das ist es. Cat Ashburton hat die Fähigkeiten, Zugang zur erforderlichen Ausrüstung und den Mumm, diese Art von Nachforschungen im geheimen zu betreiben. Die Frage ist nur, wird sie es tun? Wie es immer so schön heißt, es gibt nur einen Weg, das herauszufinden.
    Ich nehme die nächste Abfahrt, die ins Zentrum von Süd-Tacoma führt, und halte wieder mal nach einer verdammten öffentlichen Telefonzelle Ausschau.

12
    Ich muß mich langsam mal auf etwas anderes als einen Motorradsattel setzen, und darum beschließe ich, das Risiko einzugehen und das Telefon in diesem schmierigen Nudelschuppen an der Ecke Vierundsechzigste Süd und Fünfte zu benutzen. Die Mittagsgäste -hauptsächlich ernstlich verchromte Bauarbeiter, deren Cybermuskeln sich grotesk wölben und die ihre Zeit auf den Stahlträgern der rasch in die Höhe schießenden Wolkenkratzer verbringen - sind auf dem Weg nach draußen, und ich muß mich an ihnen vorbeiquetschen, um hineinzugelangen. (Nicht vorbei drängen; der typische Bauarbeiter könnte mich mit einem Finger in den Boden rammen.) Das Telefon befindet sich im hinteren Teil in einer kleinen Nische mit Transplas-Front, einer Tür und einem Stuhl.
    Der Laden stinkt nach ranzigem Fritierfett. Als mir der Gestank in die Nase steigt, beginnt mein Magen zu zucken und sich zu verkrampfen, und ich könnte plötzlich einen der Tische verspeisen. Wie lange ist es her, daß ich zum letztenmal gegessen habe? An die vierundzwanzig Stunden, schätze ich. Wenn man bedenkt, wie schnell unter Streß Energie abgebaut wird, zehrt mein Körper wahrscheinlich schon am Muskelgewebe.
    Ein Kellner - ein kleiner Chinese in einem Overall, der einmal weiß gewesen sein muß - nähert sich zögernd. »Ja?«
    Ich werfe einen Blick

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