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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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im Geiste all die weißen Puzzle-Teile herumgeschoben habe, waren meine Finger mit dem Mini-Trackball des Taschensekretärs beschäftigt, so daß die Textdatei über den Bildschirm gewandert ist. Ich habe den Schirm zwar angesehen, aber eigentlich nicht hingesehen. Dann ist mir plötzlich etwas aufgefallen. Keine Ahnung, was. Die fragliche Stelle ist vorbeige-scrollt, bevor ich reagieren konnte. Ich weiß nicht, was ich gesehen habe. Nicht bewußt - mein Bewußtsein war in dem Augenblick offensichtlich nicht mit meinen Augen gekoppelt -, aber es ist ebenso offensichtlich, daß das, was meine Augen registriert haben, eine Bedeutung für mein Unterbewußtsein hatte. Eine Bedeutung, die immerhin groß genug war, um einen inneren Alarm auszulösen, der mich fast von dem verdammten Bett geworfen hätte.
    Ich versuche mich wieder zu fangen und zwinge meine Finger, mit dem Zittern aufzuhören. Vorsichtig -ganz vorsichtig - lege ich den Daumen auf den Trackball und arbeite mich langsam durch den Text. Ich bin am Anfang des TIC-Eintrags und ziemlich sicher, daß ich den Text rückwärts durchgegangen bin, als es geschah, also scrolle ich langsam vorwärts. Ich versuche nicht, jedes Wort zu lesen - das würde meinen Verstand mit Sicherheit betäuben aber ich sorge dafür, daß meine Augen jede Zeile überfliegen. Wenn mein Unterbewußtsein einmal aufgesprungen ist und gerufen hat: »Hier, du dämlicher Hund«, tut es das vielleicht wieder. Wo ist die Stelle... wo ist sie nur...?
    Da. Ich blockiere den Trackball, so daß ich ihn nicht ungewollt bewegen kann, und hole tief Luft.
    Ich habe euch, ihr Wichser. Die erste Spur - ach so winzig, aber vielleicht ach so wichtig -, das erstemal, daß ihr nicht alle losen Enden verknüpft habt. (Warum nicht? Wart ihr zu sehr in Eile? Oder ist das nur eine falsche Fährte, die ihr mir gelegt habt? Nein, Kommando zurück, ich kann mir keine Zweifel erlauben, nicht jetzt.) Ich beuge mich tiefer über den Schirm und lese den Text vor und hinter den Worten, die mir aufgefallen sind.
    Ich befinde mich mitten in einer langen Liste kleinerer Gesellschaften, mit denen TIC gemeinsame Unter-nehmungen betreibt, Gesellschaften in ganz Nordamerika und in der ganzen Welt. Alle sind klein, so klein, daß mir alle unbekannt sind ... alle außer einer.
    Lightbringer Services Corporation. Eine kleine Telekomgesellschaft mit Hauptsitz in Honolulu im Königreich Hawaii. Zweigstellen in Tokio, Macao, Singapur, Palembang, Quezon City, Sydney, Quito, Mexico City... und Seattle.
    Lightbringer. Dieser Elf - Pietr Tal-sowieso -, der Nicholas Finnigan aufgesucht hat, sagte, er sei bei Lightbringer. Damals dachten wir beide, das sei eine Tarnung. Eine logische Annahme, wenn man bedenkt, daß wir beide noch nie etwas von Lightbringer gehört hatten, und es gab keinen Hinweis auf eine Verbindung zwischen diesem Konzern und den anderen Vorgängen. Und jetzt? Jetzt gibt es eine, Priyatel, und zwar eine dicke, fette.
    Oder nicht? Wieder habe ich das Gefühl, als hätte mir jemand einen Kübel Eiswasser über die Seele geschüttet. Genau wie bei dem Versuch, Drummond und Konsorten die Schuld für den Anschlag in Montlake zu geben, ist die Sache auch in diesem Fall nicht ganz so einfach. Ich weiß nicht, ob TIC der Konzern aus Tir ist, der sich an die Cutters herangemacht hat. Ich weiß nicht, ob dieser Pietr Tal-Drek tatsächlich für Lightbringer arbeitet. Drek, vielleicht hat sich der Elf, der Finnigan besucht hat, nur zufällig Lightbringer als Tarnmantel ausgesucht, und vielleicht liegt Lightbringer auch nur zufällig mit TIC im Bett, und vielleicht ist TIC auch nur zufällig einer von vielen Tir-Konzernen, die ein Interesse daran haben, in Seattle geschäftlich aktiv zu werden. Bedeutet die Lightbringer-TIC-Verbindung dann wenigstens, daß Telestrian Industries Corporation tatsächlich mein sogenannter ›IrrelKonzern‹ ist? Nein, zum Teufel. Es könnte reiner Zufall oder sogar Teil einer echt schlau eingefädelten Desinformationskampagne sein, die mich nur auf die falsche Fährte locken soll für den Fall, daß ich Finnigans Besucher unter die Lupe nehme.
    Zum Teufel mit diesem paranoiden Mist, mein Verstand ist dafür einfach nicht geeignet! Gebt mir eine Gang - oder, noch besser, eine Truppe verdammter Ork-Pfadfinder oder so einen Drek -, die ich infiltrieren kann, und ich bin der glücklichste kleine Cop auf der ganzen Welt. Überlaßt den vielschichtigen paranoiden Schwachsinn den Neurotikern, die so verdreht

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