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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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Shadowland gehört?«
    Ich schüttle den Kopf. »Nein. Was ist das, ein Club?«
    »Könnte man sagen«, sinniert Finnigan. »Kein Nachtclub, aber ein Club im traditionelleren Wortsinn mit einer äußerst, äh, dünnen Mitgliederschaft.«
    »Ein Poli?«
    »Nein. Shadowland ist der Name, den manche Leute einem ausgedehnten elektronischen BTX-System gegeben haben.«
    »Wie UOL?« frage ich. »Nie gehört.«
    »Das Gegenteil hätte mich auch überrascht«, sagt er trocken, dann korrigiert er sich, »oder vielleicht doch nicht.« Er hält inne, um seine Gedanken zu ordnen, dann fährt er fort. »Wie ich schon sagte, Shadowland ist ein BTX-System ohne feste geographische Lage. Die Knoten und Anschlüsse, aus denen das Netz besteht, sind ständig in Bewegung wie illegale Würfeltische. Sie bleiben kaum einmal länger als eine Woche an einem Ort. LTG-Nummern und Kommunikationsprotokolle werden ebenfalls ständig geändert.«
    »Warum so viel Sicherheit? Wer ist hinter ihnen her?«
    »Die Megakonzerne«, antwortet Finnigan sofort. »Regierungen. Gesetzeshüter. Im wesentlichen jeder.«
    Und plötzlich weiß ich, wovon er redet. »Shadow-runner«, sage ich mürrisch.
    Finnigan kichert wieder, und mir wird klar, daß ihm meine Reaktionen einen weiteren Hinweis für das verdammte Puzzlespiel geliefert hat, das er spielt: raten, wer/was Larson ist. »Manchmal sind sie ganz nützlich«, stellt er fest.
    Ich schnaube. Zu viele Leute - insbesondere in Seattle, habe ich festgestellt - scheinen Shadowrunner auf ein Podest zu heben und sie als › Helden des kleinen Mannes‹ oder einen ähnlichen Drek zu betrachten. Vielleicht auch Finnigan. Wer weiß? Ich halte sie jedenfalls für Abschaum - für käuflichen Straßendrek, der nicht heroischer ist als die Informanten und Spitzel und Ratten, mit denen ich mich in Milwaukee viel zu lange abgeben mußte. Für ein paar Nuyen würden sie ihre Mutter verkaufen, und der einzige Grund, warum sie mit ihrem Vater nicht das gleiche machen würden, ist der, daß sie im allgemeinen nicht wissen, wer ihr Vater ist.
    »Ich gebe dir die Kontaktdaten trotzdem, Richard«, drängt Finnigan. »Sie könnten ganz nützlich sein.« Auf dem Datenschirm des Telefons erscheinen eine LTG-Nummer, eine Rufnummer und eine komplizierte Zeichenkette, bei der es sich um ein Zugangsprotokoll handeln muß. Aus reinem Instinkt speichere ich die Daten. »Ich glaube, sie sind auf dem neusten Stand«, versichert mir der alte Kauz.
    »Woher willst du das wissen?« frage ich, plötzlich neugierig geworden.
    »Geschichten kommen von überall her, Richard, die meisten vielleicht sogar von Shadowland.« Er seufzt. »Unglücklicherweise kann ich die besten nicht ausschlachten.«

16
    Als ich mein Gespräch mit Finnigan beendet habe, geht die Sonne unter - oder würde es tun, wenn man sie durch die Wolkendecke sehen könnte. Im Augenblick bedeutet Sonnenuntergang nicht mehr als den Übergang von einem nassen, dunklen Grau zu einem nassen dunkleren Grau. Ein paar Straßenlaternen erhellen sich, und in den Blechtonnen, an die ich mich noch von letzter Nacht erinnern kann, fangen die Feuer wieder an zu flackern und zu rauchen.
    Bei diesem Gedanken spüre ich wieder die Kraft meiner Wut. Bei allem, was mir heilig ist, ich werde herausfinden, wer Cat umgelegt und dasselbe mit mir versucht hat und wer mich bei den Cutters verpfiffen hat. Ich werde sie finden und eine Menge Zeit und Kreativität darauf verwenden, sie dafür büßen zu lassen.
    Die Schwierigkeit liegt darin, wie ich das anstellen soll. Im Moment verfüge ich über keinerlei Hilfsquellen - es sei denn, man zählt Nicholas Finnigan dazu, aber das tue ich nicht, nicht wirklich. Ein paar Spuren, aber nichts Solides, nichts, was sich nicht auf mehrere Arten interpretieren ließe, die einander alle ausschließen. Meine finanziellen Mittel beschränken sich auf die paar Tausend Nuyen auf meinen privaten Kredstäben. Selbstverständlich wage ich es nicht, den Notgroschen anzutasten, den der Star für mich eingerichtet hat, jedenfalls nicht, solange ich nicht will, daß bei jeder Transaktion eine kleine Fahne mit der Aufschrift »Geekt mich!« geschwenkt wird. Nein, Augenblick, ich vergaß, daß ich den verdammten Taschensekretär gekauft habe. Damit belaufen sich meine finanziellen Mittel noch auf... ein- oder zweihundert Nuyen. Drek! Das reicht nicht mal, um aus dem Sprawl herauszukommen.
    Was mir, wie ich zugeben muß, langsam wie eine verdammt gute Idee vorkommt. Zumindest

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