Der Einzelgänger
bei meinem ersten Kontrollgang über die Querstraße nicht gesehen, weil Die Verheißung eine etwas vorgezogene Eingangstür hat, die von etwas eingerahmt wird, das einmal eine Art Säulengang gewesen ist. Er trägt Kleidung, die vor langer Zeit ganz anständig gewesen sein muß, der die Jahre des Dreks und des Mißbrauchs aber offenbar ziemlich zugesetzt haben. Sein Gesicht paßt zu seiner Kleidung.
Das Merkwürdige an Elfen ist, daß sie sich irgendwie von allen anderen Metatypen zu unterscheiden scheinen. Das hat nichts mit einem offensichtlichen Merkmal wie ihren ach so kostbaren spitzen Ohren zu tun. Nein, es ist etwas Profunderes als das, eine Atmosphäre oder Aura, die sie mit sich herumtragen. Wenn ein Ork oder ein Mensch in der Gosse liegt, wirkt er einfach nur verkommen. Doch wenn es einer dieser seltenen heruntergekommenen Elfen ist, meint man, Zeuge einer großartigen und edlen Tragödie zu sein.
Aber Schluß mit der verdammten Soziologie. Es wird Zeit, nach Hause zu gehen.
In gewisser Hinsicht habe ich Glück - die Straßenlaterne direkt vor der Absteige und die beiden direkt gegenüber auf meiner Straßenseite sind kaputt. Die Lampen in der Eingangshalle der Absteige werfen einen Lichtkreis nach draußen - was der Grund dafür sein könnte, warum sich der heruntergekommene Elf ausgerechnet diese Stelle zum Schlafen ausgesucht hat -, aber die Straße selbst und der Bürgersteig vor mir liegen im Dunkeln. Ich kann erkennen, daß die Plexiglastüren der Eingangshalle geschlossen sind, was bedeutet, daß jeder, der von drinnen die Straße beobachtet, vom Hellen ins Dunkle sehen muß. Selbst mit Cyberaugen wird ein etwaiger Beobachter kaum mehr sehen können als sein eigenes Spiegelbild in der Plexiglastür.
Ich hole tief Luft und mache mich daran, die Straße zu überqueren. Natürlich nicht direkt vor der Verheißung. So verrückt bin ich nicht. Nein, ich bin ein Stück weitergegangen, wobei ich wieder so tue, als sei mein Ziel weit von der schäbigen Absteige entfernt.
Der heruntergekommene Elf rührt sich. Sein Kopf kommt langsam hoch, als sei er gerade aus einem tiefen Rausch erwacht. Er dreht langsam den Kopf, und in seinen Augen glitzert das Licht aus der Eingangshalle.
Man sieht es an den Augen, immer an den Augen, wenn ein Profi studiert, was in seiner Umgebung vorgeht. Es ist nicht die Stetigkeit des Blicks, sondern eher der Eindruck, als seien die Augen das Ende eines hochentwickelten und aufgabenorientierten Analysegeräts. Wenn Sie es einmal gesehen haben, werden Sie wissen, was ich meine. Sie werden es nie mit etwas anderem verwechseln, und Sie werden es nie vergessen.
Ich betrete den Bürgersteig auf der Straßenseite der Verheißimg und wende mich nach rechts und von der Absteige ab. Ich will rennen, ich will Haken nach rechts und links schlagen, um mich zu einem schwerer zu treffenden Ziel zu machen, falls bereits ein Laserzielpunkt auf meinen Rücken gerichtet ist. Doch statt dessen behalte ich meinen stetigen Schritt bei. Als ich die nächste Kreuzung erreiche - eine verdammte Ewigkeit später, in der ich jeden Augenblick damit rechne, von einer Kugel getroffen zu werden -, biege ich nach links ab. Kaum bin ich um die Ecke, als ich mich flach gegen die Hausmauer drücke und dem Zittern in meinen Händen freien Lauf lasse.
Ich habe das erste Mitglied des Teams gefunden, das auf der Lauer liegt.
Ein Elf. Hat das irgendwas zu bedeuten? Taucht die Tir-Connection vielleicht wieder auf? Oder handelt es sich nur um eine gut durchdachte Teamauswahl? Schließlich sind wir hier in Tarislar...
Okay, ich weiß etwas. Ich weiß, daß jemand Finni-gans Leitung abgehört, den Anruf zu dem Taschensekretär in der Absteige zurückverfolgt und dann ein Team von Leuten losgeschickt hat. (Greifen oder gee-ken? Wie lauten ihre Befehle? Sollen sie mich lebendig fangen oder abservieren? Nach den beiden vorangegangenen Anschlägen auf mein Leben neige ich zu der Annahme, daß sie mich tot sehen wollen.) Das Kommando hat schnell reagiert, was entweder auf weitreichende Mittel oder einfach darauf hinweist, daß zufällig ein Team in der Nähe war. Es ist kaum fünf Minuten her, daß ich mein Gespräch mit Finnigan beendet habe, und ich glaube nicht, daß der Anruf viel länger gedauert hat als drei. Alles in allem etwa acht Minuten. Rechnen wir eine, höchstens zwei Minuten ab, um den Anruf bis zu einem bestimmten Gebäude zurückzuverfol-gen. Vielleicht eine weitere Minute, um das mobile Team zu
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