Der Einzelgänger
von der Tür weg bin.
Ich springe auf und haste durch den Flur. Es ist so dunkel, daß ich sowieso nicht das geringste vor mir sehen kann, also schaue ich mich um. Die Statuslämp-chen der H&K leuchten in der Dunkelheit wie kleine rote Glühwürmchen. Der erste, der durch diese Tür kommt, frißt zweiunddreißig Schuß Neun-Millimeter-Munition.
Und wahrscheinlich haben sich die Profis draußen gedacht, daß genau das passieren würde, weil sich die Tür nicht öffnet und keine Silhouetten in der Tür erscheinen.
Da stoße ich auf das Ende des Flurs, indem ich dagegen laufe. Noch eine Tür. Ich wende meine Aufmerksamkeit so lange von der Tür hinter mir ab, bis ich die Klinke von dieser gefunden habe, dann öffne ich sie und schleiche geduckt und in Kampfhaltung hindurch.
Noch ein verdammter Flur, der zur Abwechslung in Querrichtung verläuft. Zumindest schließe ich das aus den Echos. Meine Gedärme fühlen sich an, als seien sie mit Eiswasser gefüllt, und meine Haut kribbelt so stark, daß es sich anfühlt, als trage ich ein Unterhemd aus Klettverschlüssen. Ich kann immer noch nichts sehen, aber für jemanden mit Infrarotsicht bin ich eine große leuchtende Zielscheibe. Ich gebe mir alle Mühe, aber ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern, ob Elfen diese Fähigkeit besitzen. Falls ja, kann ich ohnehin nicht viel dagegen tun.
In welche Richtung? Einen Moment lang spielt mein Orientierungssinn verrückt und kreiselt wie eine Kompaßnadel am Nordpol. Dann pendelt er sich wieder ein.
Die Tür, durch die ich gekommen bin, befindet sich näher zur Vorderfront des Hauses als zur Gasse, und die war rechts von mir. Das bedeutet, die Straße ist jetzt links von mir, und dorthin will ich.
Doch dann höre ich ein Geräusch von links. Ein Klicken - eine Tür vermute ich, hoffe ich, und nicht der Lademechanismus einer MP oder Pistole - und das leise Scharren vorsichtiger Schritte. Wiederum wird mir die Entscheidung abgenommen. Ich wende mich nach rechts, indem ich die Dunkelheit vor mir mit dem Lauf meiner H&K und der linken Hand sondiere und mich gleichzeitig so schnell und lautlos wie möglich bewege.
Die Finger meiner linken Hand berühren etwas -noch eine verdammte Tür, jedenfalls fühlt es sich so an. Ja, da ist die Klinke. Ich habe ein ganz mieses Gefühl, was meine Lage betrifft, aber jetzt ist nicht der rechte Zeitpunkt, es zu analysieren.
Ich bin hin und her gerissen. Ich hasse Türen in diesen Situationen. Ich haßte sie schon auf der Akademie, als wir im Häuserkampf ausgebildet wurden. Jetzt hasse ich sie noch mehr. Sie unterdrücken Geräusche, sie unterdrücken Licht. Nach allem, was ich weiß, wartet auf der anderen Seite der Tür eine ganze Kompanie schußbereiter Elfen nur darauf, daß ich sie öffne.
Wieder ein Geräusch hinter mir, weiter in Richtung Vorderfront des Hauses. Noch ein Klicken, und diesmal hört es sich tatsächlich so an, als würde eine Waffe durchgeladen. Ich schaue mich um. Nichts, nur Schwärze - kein Licht, kein Ziel, keine Wahl. Mit der linken Hand packe ich die Klinke, drücke sie herunter und versetze der Tür einen Stoß. Gleichzeitig ducke ich mich so tief wie möglich - die Augen zu Schlitzen zusammengekniffen, so daß ich (theoretisch) nicht geblendet werde, falls auf der anderen Seite der Tür Licht brennt.
Mehr Dunkelheit. Aber kein weiterer Flur. Es fühlt sich wie ein Raum an, möglicherweise ein großer. Ich will nicht, aber ich schleiche mich hinein, immer noch tief geduckt. Dabei schließe ich die Tür hinter mir mit der linken Hand so leise, wie ich kann. Mein Blick und der Lauf meiner H&K irren in der Dunkelheit hin und her, der eine so nutzlos wie die andere ohne Licht. Ich reiße die Augen so weit wie möglich auf.
Und dann wird es Licht. Ein lautloses Aufflammen, so jäh und so hell, daß es mir vorkommt, als würden mir Fingernägel in die Augen gerammt. Ich höre mich aufkeuchen, als ich zurückzucke. Beide Hände kommen unwillkürlich hoch, bevor ich sie aufhalten kann, und ich stoße mir das Magazin der H&K gegen die Stirn. Die Schmerzen in meinen Augen sind so stark, daß ich wimmern möchte. Ich sinke zurück gegen die Tür und gleite langsam zu Boden. Ich kann nichts tun, nicht das geringste. Nur auf die Kugel warten, die die Schmerzen in meinen Augen auslöscht. Selbst mit geschlossenen Augen und darübergelegten Händen ist das Licht so hell, daß ich es noch sehen kann.
Dann wird das Licht trüber. Es erlischt nicht völlig, doch
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