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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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arrangieren können, ohne sich dieser ganzen Mühe zu unterziehen.
    Also trete ich ein paar Schritte vor, die H&K immer noch in der rechten Hand. Der Lauf ist jedoch auf den Boden gerichtet. Ich versuche die letzten Fünkchen meines Selbstvertrauens in meine Bewegungen und meine Miene einfließen zu lassen, während ich näher trete. Ich beobachte ihre Augen. Grün, kalt und hart wie vulkanisches Glas. Ihr Gesicht ist vollkommen ausdruckslos, und ihre Körpersprache verrät mir noch weniger. Ich bleibe etwa drei Meter vor dem Tisch stehen und sage: »Und?«
    Sie antwortet nicht sofort, sondern betrachtet mich nur von oben bis unten. Ich versuche ihr Alter zu schätzen, aber sie könnte zwischen zwanzig und zweihundert sein.
    Schließlich sagt sie: »Wir sollten gleich zu Anfang ein paar Dinge klarstellen, Mr. Larson.« Ihre Stimme ist glatt, distanziert. »Sie haben eine Waffe, ich nicht. Aber meine Leute sind draußen, und ich versichere Ihnen, daß sie bewaffnet sind. Wenn Sie mich töten, töten sie Sie. Wenn Sie mich verletzen, töten sie Sie. Wenn Sie irgend etwas anderes tun, als mir zuzuhören, töten sie Sie. Haben Sie verstanden?«
    Ich würdige ihren kleinen Vortrag keiner Antwort -schließlich handelt es sich nicht um die verdammte Relativitätstheorie oder irgendwas. Ich warte einfach ab.
    »Schön«, sagt sie, nachdem sie mich weitere zehn Sekunden lang gemustert hat, »ich könnte jetzt sagen, daß ich den Charakter dieses Treffens bedauere, was auch der Wahrheit entspräche, aber Sie würden mir nicht glauben. Belassen wir es einfach bei der Feststellung, daß es nötig ist.«
    »Für wen?« frage ich.
    »Für uns beide, und auch das entspricht der Wahrheit.« Sie hält wiederum inne. Als sie weiterredet, klingt ihre Stimme ruhiger, nachdenklicher. »Sie befinden sich in einer interessanten Lage, Mr. Larson. Ohne eigenes Verschulden sind Sie in etwas hineingeraten, das größer ist als alles, worauf Ihre Erfahrung und Ausbildung Sie vorbereitet haben.«
    »Echt?« sage ich sarkastisch. »Erzählen Sie mir noch mehr, was ich noch nicht weiß.«
    Zum erstenmal lächelt sie (fast), ein unmerkliches Verziehen der Lippen. »Tatsächlich«, sagt sie trocken, »ist das der ganze Sinn und Zweck dieser Veranstaltung, Mr. Larson.«
    »Ja, klar«, höhne ich. »Für welche Firma arbeiten Sie überhaupt, Lady? Lightbringer? Oder Telestrian Industries Corporation? Oder vielleicht sogar Lone Star? Welche ist es?«
    Ihr Lächeln verblaßt. »Wenn Sie mich damit beeindrucken wollen, wieviel Sie wissen, geben Sie sich keine Mühe«, schnappt sie, und ihre Seidenstimme ist jetzt mit Stahl unterlegt. »Wenn Sie diese Geschichte heil überstehen wollen, halten Sie den Mund und hören Sie zu. Wenn Sie nicht zuhören wollen, steht es Ihnen frei zu gehen - sofort, niemand wird Sie aufhalten -, und in diesem Fall wird es mir ein Vergnügen sein, ein paar Nebenwetten darauf zu plazieren, wer sie zuerst erwischt.« Sie fixiert mich mit einem Blick wie aus Zwillingslasern. »Werden Sie mir zuhören, oder kann ich das hier als Verschwendung von Zeit und Mühe abschreiben?«
    Ich zucke die Achseln. »Meine Zeit ist im Moment ziemlich billig. Ich bin ganz Ohr.«
    Sie nickt. »Ich bin autorisiert, Ihnen zu bestätigen, daß es eine Verbindung zwischen einem Konzernexec namens Timothy Telestrian und der Cutters-Gang gibt.«
    »Welche Art von Verbindung?«
    »Ich bin nicht autorisiert, Ihnen das zu verraten«, sagt sie kategorisch. »Aber ich kann Ihnen nur empfehlen herauszufinden, um was für eine Verbindung es sich handelt und warum sie wichtig ist. Und dann zu tun, was Sie für richtig halten.«
    »Dann wissen Sie es also nicht«, sage ich ebenso kategorisch.
    »Wir wissen es.«
    »Warum, zum Teufel, sollte ich mir dann die Mühe machen?« Ich mache meiner Frustration Luft, und ich kann den harschen Unterton in meiner Stimme hören. »Zum Teufel mit Ihnen und dem Hobel, auf dem Sie hereingeritten sind, Lady«, speie ich ihr ins Gesicht, dann wende ich mich ab.
    »Dann sind Sie tot, Larson.« Sie sagt es ganz ruhig, ohne Emotion - und daher ist die Wirkung um so größer.
    Aber ich kann sie jetzt nicht merken lassen, wie sehr sie mich ins Mark getroffen hat. Langsam drehe ich mich wieder um und verziehe die Lippen zu einem Grinsen. »Also fangen jetzt die Drohungen an?«
    »Nennen Sie es ein Versprechen«, kontert sie.
    »Was Sie wollen. Es bleibt sich gleich - ich spiele Ihr Spiel, sonst servieren Sie mich ab,

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