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Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonio Hill
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deine Belohnung hast du bekommen, nicht? Papa hat dir praktisch alles vermacht.«
    »Genau. Und deshalb entscheide heute ich, nicht du.«
    Die Bürotür schloss sich, und Sílvia war erneut allein, vor sich die aufgeschlagene Zeitung, und für einen Moment dachte sie, dass sich eigentlich nichts mehr lohnte. Wenn die Wörter, die man laut aussprach, nur noch ein Verrat an den wahren Gefühlen waren, dann war es vielleicht besser, für immer zu schweigen. Das Spiel abzubrechen. Zu schlafen.
    »Sieh an, wieder Besuch«, grüßte Octavi Pujades, und der bissige Unterton war nicht zu überhören. »Die arme Eugènia wird glauben, sie sei schon tot, wo so viele Leute durchs Haus laufen.«
    Er bat sie nicht ins Wohnzimmer, bot ihnen keinen Sessel an, kein alkoholfreies Bier. Er trat selbst hinaus, trotz der abendlichen Kälte, und sprach unbeirrt weiter.
    »Heute Morgen war jemand von der Polizei hier, ein gewisser Fort. Ein sehr freundlicher junger Mann. Er hat mich zu Amanda befragt. Ich wusste schon, was passiert war, Víctor hat mich gestern angerufen. Aber ich finde es schon merkwürdig, dass keiner von euch sich die Mühe gemacht hat, es mir zu sagen.«
    Sowohl César als auch Brais fühlten sich auf einmal wie Schüler vor einem strengen Lehrer, der ihnen keine Möglichkeit lässt, sich zu verteidigen.
    »Aber das ist jetzt egal. Ich dachte schon, ihr hättet mich vergessen. Wie ich sehe, nicht.«
    »Tut mir leid, Octavi«, sagte César. »Ich war mir sicher, Sílvia würde dir alles erklären.«
    Octavi lächelte, und seine Gesichtszüge wurden noch schärfer, spannten sich, als wollte die Wangenhaut reißen.
    »César … Ich fürchte, ich bin bei Sílvia in Ungnade gefallen. Jetzt, wo ich darüber nachdenke … Ich nehme an, sie schickt euch. Sie vertraut mir nicht mehr, stimmt’s?«
    Brais tat einen Schritt vor. Nicht zu weit, aber weit genug, um diese Grenze zu überschreiten, die eine Unterhaltung von der Bedrohung scheidet.
    »Es reicht, Octavi. Ich bin nicht hergekommen, um meine Zeit zu verschwenden.«
    »Und wozu bist du hergekommen? Um mich zu verprügeln? Mich umzubringen?«
    Die beiden standen sich so nah, und die Spannung zwischen den beiden war so greifbar, dass César dazwischenging.
    »He, Schluss jetzt, Octavi, niemand misstraut dir.«
    »Sag das diesem Rowdy hier. Du schüchterst die Leute gerne ein, Brais, ja? Da fühlst du dich als echter Mann, ja?«
    »Octavi, bitte!«
    Das einzige Licht vor dem Haus, eine schmiedeeiserne Laterne an der Ecke, beschien die drei Gesichter. Drei Masken, die zwischen Verunsicherung und unterdrückter Wut schwankten, zwischen Angst und Gleichgültigkeit.
    Ein paar Hunde waren zu hören, in der Ferne, ganz nervös, als drängen alle diese Gefühle durch die Abendluft bis zu ihnen.
    »Geht jetzt«, sagte Octavi schließlich. »Und sagt Sílvia, sie kann beruhigt sein. Fürs Erste habe ich nicht die Absicht, mit den Mossos zu sprechen und ihnen die Wahrheit zu erzählen. Wenn ich das gewollt hätte, hätte ich es heute Morgen schon getan.« Er sah erneut herausfordernd zu Brais, und César wich einen Schritt zurück, als er sah, dass Octavi eine kleine Pistole aus der Anoraktasche gezogen hatte. »Keine Sorge, ich schieße nicht. Ihr sollt nur wissen, dass ich mich zu schützen weiß.«
    Brais rührte sich keinen Millimeter. Er hielt seinem Blick stand, doch dann, mit einer plötzlichen Bewegung, packte er sein Handgelenk und drehte es um. Die Waffe fiel zu Boden, César trat sie fort.
    »Eine Pistole reicht nicht, um dich zu beschützen, Octavi«, warnte ihn Brais. »Man muss auch die Eier haben, sie zu benutzen.«
    Die Hunde bellten nicht mehr.

31
    Héctor trat genau in dem Moment aus einem der Herren-WCs im Kommissariat, als Inspektor Bellver hineinging. Der Zufall wollte es, dass ihre Wege sich kreuzten wie in einem schlechten Western, dachte er, auch wenn sie sich in dem Fall auf der Straße und in der prallen Sonne duelliert hätten. Aber Barcelona war nicht der Wilde Westen, und die Duelle wurden hinter verschlossenen Türen und mit raffinierteren Waffen ausgetragen. In einem aber galt die alte Philosophie nach wie vor: Typen wie Bellver kehrte man am besten nicht den Rücken zu.
    Auf dem Weg zu seinem Büro begegnete er einer weiteren Person, einer sehr viel angenehmeren.
    »Martina!«
    Er hatte die Unterinspektorin seit der letzten Woche nicht gesehen und gehofft, mit ihr am Montag sprechen zu können, aber dann hatte der Tod von Amanda Bonet seine Pläne

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