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Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonio Hill
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Fachmann. Ich kann Ihnen nur sagen, dass die Gruppe am Ende einen sehr viel größeren Zusammenhalt zeigte als am Anfang. Was nicht heißen muss, dass es bei der Arbeit dann auch so bleibt.«
    »Nein?«
    »Überhaupt nicht. Aber es ist immer möglich, dass die Leute etwas mitnehmen, klar. In manchen Gruppen ist es eine positive Energie, ein Gefühl des gemeinsam Erreichten. Nur ist das nichts von Dauer. Sobald Konflikte es auf die Probe stellen, lässt das Gefühl nach.«
    »Und in diesem Fall, was bringen sie? Die Programme, meine ich.«
    »Ich werde abstreiten, es jemals gesagt zu haben, Herr Inspektor«, sagte der Mann. »Sie bringen sehr wenig und sehr viel. Um es rasch zu erklären: Die Unternehmen haben verstanden, dass Konflikte immer teuer sind, auf vielen Ebenen. Und eine Möglichkeit, dies zu verhindern, ist dafür zu sorgen, dass ihre Mitarbeiter sich gut behandelt fühlen, sich wohlfühlen, geschätzt. Früher waren die Kategorien klar, und die Angehörigen der verschiedenen Klassen kämpften gegeneinander. Heute wabert über allem eine Art Harmonie. Eine Harmonie, an der die einen ein Interesse haben und die den anderen ein Glücksgefühl beschert. Eine Harmonie, die so lange währt, wie sie Vorteile verspricht … Wir sehen es ja.«
    Héctor verlor langsam den Faden und wollte zurück zum Thema seines Besuchs.
    »Nur eins noch. Wissen Sie, ob Amanda Bonet sagte, sie hätte an dem Freitagabend jemanden gesehen? Jemanden, der um das Haus strich, meine ich.«
    »Nein, zumindest erinnere ich mich nicht. Das Haus liegt ein wenig abgeschieden, und Stadtmenschen haben manchmal ein wenig Angst, vor allem, wenn es dunkel ist.«
    »Wo liegt es genau?«
    Der Mann zog ein Foto aus der Schublade. Es war, wie Duque ihm schon gesagt hatte, ein typisches Gehöft im Empordà.
    »Es gehört zum Gemeindebezirk Garrigàs, liegt aber abseits des Ortes.«
    »Und die Trainer fahren jeden Tag hin und wieder zurück?«
    »Nein, das wäre zu aufwendig. Figueres ist nur zehn Kilometer entfernt, und an den Wochenenden, an denen wir in dem Haus arbeiten, wohnen wir dort.«
    »Aha. Und jemand kümmert sich um das Haus, das Essen …?«
    »Ja und nein. Die Teilnehmer übernehmen es selbst, das heißt, sie kochen oder gehen auswärts essen, es sei denn, die Aktivität erfordert ein Catering. Allerdings haben wir ein Ehepaar engagiert, das in der Nähe wohnt, etwa anderthalb Kilometer weiter. Die beiden putzen und räumen auf, sobald das Haus wieder leer ist.«
    Héctor nickte. Er hatte alles gehört, konnte aber der Versuchung nicht widerstehen, eine letzte Frage zu stellen.
    »Haben Sie etwas Besonderes bei den Mitgliedern dieser Gruppe bemerkt? Nichts, was Sie vor Gericht beschwören müssten, nur als subjektiver Eindruck. Es bleibt unter uns, versprochen.«
    »Nein. Ehrlich nicht. Ich denke darüber nach, seit Sie gestern angerufen haben, und erst recht, nachdem ich die Meldung in der Zeitung gelesen habe.« Er schüttelte den Kopf, wie bekümmert. »An dem Sonntag, ihrem letzten Tag, waren sie müde, aber das ist normal. Sie interagierten sehr viel besser, ich sagte es bereits, aber auch das verwundert nicht. Manchmal passiert das Gegenteil, und am Ende sind die Leute regelrecht verfeindet. Gruppen sind unvorhersehbar, Herr Inspektor. Aber sie bestehen nun mal aus Menschen, das heißt Individuen. Unterschiedlichen Individuen, die zur Zusammenarbeit gezwungen sind. Als Freunde hätten sie sich niemals ausgewählt, und es gibt auch keine familiären Bindungen. Sie teilen lediglich einen Raum, Verantwortung, Ziele.«
    »Wie am Arbeitsplatz.«
    »Genau. Aber erlauben Sie mir einen Vergleich mit der Tierwelt. Wissen Sie, was Jäger bei einer Hundemeute am meisten schätzen?«
    »Den Geruchssinn?«, fragte Héctor.
    »Mehr als den.« Er machte eine etwas theatralische Pause, bevor er in didaktischem Ton erklärte: »Ihren Zusammenhalt. Während der Jagd müssen die Hunde in der Lage sein zusammenzuarbeiten, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Allerdings …«
    »Was?«
    »Geben Sie ihnen etwas zu fressen, wenn die Jagd vorbei ist, und Sie werden sehen, wie sie sich um das beste Stück streiten.«

30
    Auch wenn er diesmal in Begleitung war, kam ihm die Strecke zu Octavi Pujades kein bisschen kürzer vor. Den Blick auf die vom Morgenregen nasse Straße geheftet, fuhr César schweigend durch die Kurven, ohne ein Wort zu seinem Mitfahrer. Brais schien auch keine Lust auf ein Gespräch zu haben. Die Atmosphäre im Wagen war voller Fragen,

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