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Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman

Titel: Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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Mahlwerk, das Wasser, der Dampf, der Satz, der in den Tresterbehälter fällt - sah nicht auf seinen Fleck, rieb nicht an ihm herum, kümmerte sich in keiner Weise um ihn, dennoch, wie er so verkniffen schaut … Beleidigt, verärgert, betrübt? War er es schon vorher, war dieser Zusammenstoß nur die Krönung eines sowieso unglücklich angelaufenen Tages? Oder fing all das jetzt erst an, mit mir ? Kopp konnte es nicht wissen und war auch sonst hilflos. Tropfen, Kleben und keine Hilfe. Der Etagenempfang war immer noch leer.
    Scheiße, sagte Darius Kopp halblaut, und schielte zum anderen. Der reagierte nicht, sein Getränk war fertig, er nahm
es und ging, den Blick auf den Boden geheftet, ohne Tempoänderung wieder um die Pfütze herum.
    Scheiße, sagte Darius Kopp noch einmal halblaut. (So eine Fresse ziehen wegen ein bisschen Orangensaft!)
    Schließlich gab es doch Rettung. Frau Bach tauchte aus dem Raum hinter dem Empfang auf. Sie wusste, wie man wischen kann, dafür war ihr Kopp äußerst dankbar, aber andererseits sehen Sie so meine Socken. Lassen Sie nur, lassen Sie nur. Aber sie war schon fertig.
    Haben Sie vielen Dank.
    De nada, sagte die fröhliche Frau Bach - klein, rundlich, mittleren Alters, also: um die 40 - ich hab Sie gar nicht kommen sehen, haben Sie Ihr Paket schon bekommen?
    Paket?
    Nein, es lag noch unter dem Tresen. Heute früh vorbeigebracht. Das ist seine Karte.
    Ah ja, sagte Kopp, dem wieder die Socken einfielen. Danke. Und sputete sich in sein Büro zurück. Frau Bachs Frage landete nur mehr in seinem Rücken.
    Sie kennen also den Mann?
    Jaja, sagte Kopp und drehte sich, wie es höflich ist, dazu wenigstens andeutungsweise zu ihr um, dabei rutschte ihm ein besockter Fuß weg, nicht viel, nur eine Winzigkeit, aber genug, um zu erschrecken; das ist nicht mein elegantester Tag heute.
     
    Fast hätte er den Karton erst einmal ungeöffnet hingelegt - das ist leider eine Marotte von ihm. - Wieso öffnest du die Post nie, Liebster? - Ich wollte sie öffnen, später, wenn ich mehr Lust dazu gehabt hätte, aber dann hab ich’s vergessen. - Briefe von den Banken, der Krankenkasse, der Steuer, wichtige Briefe. - Ja, ich weiß. Wieso schicken sie mir keine Mail?

    Die lese ich immer. - Das nervt mich wirklich, weißt du? - aber dann fing er wieder zu denken an: Der Armenier (der Grieche) kommt also in aller Herrgottsfrühe im Büro vorbei und hinterlässt mir einen unserer Access Points? Wieso? Ist er kaputt?
    Er ist nicht kaputt, es ist nicht einmal ein Access Point, sondern 40 000 in bar. Obenauf liegt ein Brief.
    Sehr geehrte Herr Kopp,
    ich bedauere sehr nicht mehr mit Ihnen unser Geschaeft mit Fidelis weiter fuehren zu koennen. Wir haben unser Project in veschiedenen Banken vorgestellt leider wurden uns keine weiteren Kredite genaemigt. Ich will nicht ueber die Details sprechen aber die Brueder Bedrossian sind leider auch mir einTeil meiner operativen Kosten schuldig geblieben. Bitte finden Sie anbei Ihren Anteil den mir gelungen ist für Sie zu bekommen. Leider geht es mir gesundheitlich nicht gut im Moment ich werde mich eine Weile zurueck ziehen. Ich hoffe in der Zukunft auf weitere gute Zusammenarbeit und verbleibe mfg
    Sasha Michaelides
    Das Geld selbst war in weißes Papier - 2 A4-Blätter 80g Universalkopierpapier - eingehüllt. An den Seiten umgeschlagen, damit es in den Karton hineinpasst. 40 000 in bar nimmt weniger Raum ein, als man denkt. Angenommen, es wären lauter Hunderter, käme man gerade einmal auf ein Brikett von 4 cm Höhe. Nun waren es nicht lauter Hunderter, es waren sogar Fünfer dabei, aber auch so war es noch ein handliches kleines Paket. Am Freitag, den 5. September, nachmittags gegen 18 Uhr, während draußen der Feierabend- oder bereits der Abendverkehr rauschte, und nun war er auch zu hören, trotz
Schallschutzfenster, saß Darius Kopp leicht federnd in seinem Drehstuhl und wog ein Bündel Papiergeld in der Hand.
    Merkwürdig. Ich mag Geld - als Zahlen. Ich mag 126 000, mehr als 3500, zum Beispiel, und 700 000 000 000 kann ich mir kaum mehr vorstellen, aber als Gegenstand sagt es mir quasi nichts. Vielleicht, weil es so geordnet zusammenliegt.
    Als Juris senile Großeltern in ein Heim umziehen mussten, fand die Familie überall in der Wohnung Geld versteckt. Unglaubliche 50 000 - noch in D-Mark! Du greifst hierhin und dorthin und es geraten dir blaue Scheine in die Hand. Sie wurden fast wahnsinnig, sie kippten die Mülltüten, in die sie zuvor achtlos als unbrauchbar

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