Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman

Titel: Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
Vom Netzwerk:
alles. 91 000. Also schreiben wir noch hin:
    4. Die Uni, Termin ist erst am Dienstag, egal, schließlich handelt es sich um ein fore cast: 450 000 qm, ca. 1500 Komponenten à 550 = 825 000. In Kooperation mit dem Ingenieurbüro Leidl. Auf diese Weise ergibt sich: 916 000. Na bitte.
     
    Er war gerade fertig geworden, als das Telefon klingelte. Es war Flora.
    Bist du schon losgegangen?
    Ist es denn schon so spät?
    Wenn du hättest pünktlich sein wollen, schon. Aber er könne entspannen. Sie wird 2 Stunden länger arbeiten müssen. Karo verspätet sich.
    Die blöde Kuh.
    Kann man nichts machen.
    Sei tapfer, Kleines.
    Ohne Pause, Liebster, ohne Pause.
     
    Und jetzt? Was machen wir mit der uns geschenkten Zeit? Der Kalender, in dem, anders als außerhalb, alles in schönster Ordnung ist, zeigte für Dienstagmorgen den nächsten geschäftlichen Termin (blau) sowie für Dienstagabend einen privaten (grün) an. Ist ein bisschen blöd verteilt, ließ sich aber nicht anders machen. Also wieder ins Internet.
    Die Waldbrände im Süden sind endlich unter Kontrolle, die Zahl der toten Helfer beläuft sich auf 11, wir fordern eine Anklage wegen Mordes gegen die Mafia und andere finstere Investoren sowie ein Verbot für den Bau von Ferienanlagen in den verbrannten Gebieten. Die Zukunft gehört der Nanotechnologie, die USA bauen den Super-Soldaten, unzerbrechlicher Glasschwamm entdeckt. Auf die Frage, was die wichtigste Erfindung des 20. Jahrhunderts gewesen sei, antworten alte Isländer, die in ihrer Kindheit noch in Schuhen aus Fischhäuten
gegangen sind: der Gummistiefel. Man bietet mir Geld für mein Blut und mein Sperma, und wenn ich einen Freund werbe, bekomme ich einen BMW extra. Ich wurde unter Tausenden ausgewählt.
    Hier kehrte die morgendliche Lust auf einen Orangensaft wieder. Aber so heftig, dass es Kopp keine Sekunde länger in seinem Stuhl hielt. Er sprang auf, flitzte den Pfad entlang, riss die Tür auf, sah weder nach links noch nach rechts, stürzte in die Etagenküche und merkte erst dort, wo nicht Teppichboden, sondern Fliesen lagen, dass er auf Socken unterwegs war. Wann habe ich mir die Schuhe ausgezogen? (Gleich, als du dich mit dem Cappuccino hingesetzt hattest.) Schwarze Socken, keine Schuhe. Es ist kühler so, aber auf den Fliesen ist es sehr rutschig, was haben die da draufgeschmiert? Er sah sich um: Sieht mich jemand? Ab da beeilte er sich. Natürlich kleckert in solchen Fällen immer etwas daneben. Er sah auf die Schnelle nichts, womit er den Glasabdruck vom Tresen hätte wischen können, also übersah er ihn, stellte hurtig die Flasche in den Kühlschrank zurück, packte das Glas, wollte los - und stieß mit ziemlichem Schwung gegen jemandes fleischigen Bauch.
    Hoppala!
    Die Hand mit dem Glas voller Orangensaft kam auf, prallte ab, zwei sprangen auseinander, so dass der Großteil davon, was herausschwappte, auf dem Boden landete, aber etwas landete auch auf dem lachsfarbenen Hemd des Gegenübers.
    Der Büronachbar. Vom Empfangspersonal tatsächlich »Lachs« genannt. Er trägt häufig solche Hemden. Kopp weiß das natürlich nicht, er weiß auch nicht, wie der Mann richtig heißt (Peter Michael Klein), noch wie seine Firma sich nennt und was sie macht (es steht ein Firmenname unten am Eingang und auch eine kleine Tafel neben der Bürotür, und Kopp hat beides nicht nur einmal gelesen, er hat auch im Internet
nachgeschaut, was das für welche sind, aber er weiß es nicht mehr), nicht aus der Branche, nicht wichtig. Wir haben ihn nass gemacht, das allein zählt in diesem Moment.
    Wir entschuldigen uns selbstverständlich.
    Ist es sehr schlimm?
    Kommt darauf an, wie empfindlich man ist. Ein kleiner, aber gut sichtbarer, pissegelber Fleck. Bestimmt bis aufs Unterhemd durchgesuppt.
    Wir entschuldigen uns noch einmal. Selbstverständlich kommen wir für den Schaden auf.
    Der Nachbar winkte ab und ging zur Tagesordnung über (um die Pfütze auf dem Boden herum, zum Cappuccino-Automaten). Hätte ich mich doch auch für einen Cappuccino entschieden! Und dann? Würde es nicht nur klebrig, sondern auch heiß meine Hand hinunterlaufen und tropfen. Vielleicht sogar den anderen verbrüht.
    Kopp widerstand dem Impuls, sich kaninchengleich in seine Buchte zurück zu flüchten - Die verräterische Tropfspur würde bleiben! - er riss sich zusammen, stellte das tropfende Glas wieder hin, suchte dann eben jetzt nach etwas, mit dem man wischen könnte. Der andere starrte verkniffen den Cappuccinoautomaten an - das

Weitere Kostenlose Bücher