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Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman

Titel: Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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lange muss ich mir den Kopf wenigstens nicht über Komplizierteres zerbrechen) und daher wieder fröhlich: Herr Pecka! Wie geht es Ihnen?
    Herrn Pecka ging es gut. Er war im Urlaub gewesen, nun rief er seine treuen Kunden an, meldete sich zurück.
    (6. Die Kontakte durchtelefonieren, sich aus dem Urlaub zurückmelden … Vorsicht! Du warst gar nicht im Urlaub! … sich nicht aus dem Urlaub, sondern nur generell zurückmelden, sich erkundigen, das Eisen schmieden …)
    Das ist ja schön! Wo waren Sie im Urlaub? Fahrrad fahren auf Island? Kopp war nicht bewusst, dass sein Anlageberater so eine Sportskanone ist. Letztes Jahr war er Goldwaschen in Finnland? Ist das Ihr Ernst? Als Bänker waren Sie Gold waschen? Sie erkennen den Witz darin nicht? Ach, doch, aber Sie haben es nicht deswegen getan, sondern weil Sie ein sehr naturverbundener Mensch sind, und das war blanke Natur, mit Myriaden von Mücken und dem Klappspaten als Klo? Was man nicht alles voneinander erfährt.
    Herr Pecka rief im Wesentlichen an, um zu beruhigen. Bekam
er viele Anrufe von nervösen Kunden? Ja. Die Immobilienkrise zieht uns alle mit hinunter. Auch von Kopps Fonds haben nur zwei ein minimales Plus gemacht, alle anderen sind im Minus, selbst der Wasserfonds, in den wir so viel Hoffnung gesteckt hatten.
    Ja, Kopp wusste das, ich habe gerade gestern wieder einen Blick aufs Depot geworfen. Was will man machen, Herr Pecka, so ist es eben. Ich bin, was das anbelangt, kein besonders nervöser Typ. (In Wahrheit habe ich, wie jedes Mal, wenn es um Geld geht, die Hosen voll, das ist die dämliche Erziehung meiner Mutter, aber dann reiße ich mich jedes Mal umso mehr zusammen, erinnere mich an meinen Vater, der wusste: wer nicht wagt, der nicht gewinnt, und wenn es 55 Jahre gedauert hat, bis er das in die Tat umsetzen konnte, schließlich hat er es getan, und ich bin stolz auf ihn und wünschte mir, auch er … etc.) Ich bin dafür, es auszusitzen. Das Wasser wird schon noch kommen, wenn etwas todsicher ist, dann, dass das Wasser kommt.
    Herr Pecka stimmte dem zu. Das Wasser würde ich wirklich unangetastet lassen. Aber er empfahl etwas anderes. Nämlich die beiden Fonds, die ein bisschen Gewinn gebracht haben, aufzulösen und stattdessen ein Papier zu kaufen, das auf ein weiteres Nachlassen der Börsen spekulierte.
    Sie meinen, es geht noch weiter runter?
    Auf jeden Fall geht es noch weiter runter, sagte Herr Pecka mit Überzeugung. Den Finanzmarktwerten werden alle anderen folgen.
    Kopp war schon auf der Seite der Bank, hatte die genannte Option auf dem Bildschirm, verstand aber natürlich nicht besonders viel (gar nichts). Aber wissen Sie was, Herr Pecka, der Zynismus dieses Vorgehens gefällt mir einfach zu gut. Machen Sie es. Wo muss ich unterschreiben? Kommt mit der
Post oder Sie bringen es auf dem Nachhauseweg vorbei, Sie sitzen ja wortwörtlich in der Nachbarschaft. Wären unsere Büros anders platziert, könnten wir einander vielleicht sogar sehen. Das besprechen wir jedes Mal. Und in Wahrheit sehe ich niemanden, nur den Platz, die Kreuzung. Hat auch was. Ja. Auch Ihnen noch frohes Schaffen, Herr Pecka.
    Als er aufgelegt hatte, fiel ihm ein, dass er Pecka auch wegen des Armenier-Geldes hätte fragen können. Er rief ihn zurück. Und jetzt geschah es:
    Ja, sagte Herr Pecka. Das ist kein Problem. Sie brauchen nur Ihren Identitätsnachweis und den Nachweis über die Herkunft des Geldes.
    Was meinen Sie mit: Über die Herkunft des Geldes?
    Wie Kopp wisse, sagte Herr Pecka, habe man ein Geldwäschegesetz.
    Ja, und?
    In diesem steht, zusammengefasst, dass man bei Barbeträgen, die höher als 10 000 sind, nachweisen muss, aus welchen, ich sage mal »Transaktionen« dieses Geld stammt.
    Sie brauchen nicht in Anführungszeichen zu sprechen, Herr Pecka, ein Kunde hat bar bezahlt, und zwar … ein wenig mehr als 10 000. So, jetzt wissen Sie’s.
    Wie viel wenig mehr? fragte Pecka.
    Das Vierfache, gab Kopp zu.
    Das ist ja nicht so sehr viel, sagte Herr Pecka.
    Nein, sagte Kopp. (Aber ist das gleich ein Grund, erleichtert und hoffnungsvoll zu sein? Nein.)
    Na ja, sagte Herr Pecka, eigentlich ist es egal, ob 10 001 oder 100 000. Sie müssen der Bank gegenüber einen Nachweis erbringen.
    »Sie« heißt in diesem Fall: ich?
    Der Einzahler. Der muss den Ausweis haben und auch alles
andere. In Ihrem Fall: der Kunde legitimiert sich Ihnen gegenüber, Sie legitimieren sich der Bank gegenüber.
    Und wenn nicht?
    Wenn nicht was?
    Wenn kein Nachweis da.
    Dann wird im

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