Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman
Falle einer behördlichen Prüfung das Geld konfisziert. Ob auch ein Strafverfahren eingeleitet wird, entscheidet der Staatsanwalt.
Konfisziert?! Der Staatsanwalt? Kopp mochte es nicht fassen. Das ist … Wir haben eine rechtmäßige Forderung!
Dass Ihre Forderung rechtmäßig ist, hat damit nichts zu tun, sagte Herr Pecka. Heißt: eine Rechnung, die Sie dem Kunden ausgestellt haben, ist kein Nachweis. Der Einzahler muss nachweisen, dass das Geld von einem sauberen Konto stammt. Darum geht’s, um nichts anderes.
Verstehe, sagte Kopp. Danke, Herr Pecka.
Nichts zu danken, sagte Herr Pecka.
Wie spät war es zu diesem Zeitpunkt? 12:30. Eine halbe Stunde, um unsere Gedanken wenigstens in groben Zügen zu ordnen. Das Problem als solches hatte Kopp sogleich begriffen, es gab daran nichts, das nicht zu begreifen gewesen wäre. Viel Bargeld, Nachweis, sonst Annahme von Illegalität, Verlust, Anzeige. Im schlimmsten Fall. Aber auf jeden Fall eine Menge Querelen. Kopp war über diese neu gewonnene Perspektive auf die Dinge nicht glücklich. Nein, er fluchte. Ausgerechnet mir muss das passieren, wo ich bürokratisch doch so unbegabt bin. Der dämliche Grieche. Der dem Geld beigelegte Brief war nicht einmal unterschrieben. Aber selbst wenn. Zu unserem tiefsten Bedauern können wir diesen geduldigen Fetzen Papier nicht als Nachweis einer weißen Weste akzeptieren.
Kopp stand zwischen seinen Kartonwänden. Sie waren ihm:
nahe. Auf, zwischen den Kartons Staub. Woher kommt dieser ganze Staub, wenn doch die Fenster niemals geöffnet werden? (Durch die Tür. Die Ritzen . - Aber so viel ?) Um sich nicht weiter zu gruseln, stellte sich Kopp auf die Zehenspitzen und holte den Karton der Armenier erneut vom Stapel neben dem Fenster. Er achtete darauf, keinen anderen Karton zu berühren.
Nahm wieder den Karton, öffnete wieder die Lasche, sah drinnen das weiße Kopierpapier, schloss die Lasche, legte den Karton wieder ab. Allerdings nicht mehr ganz oben, sondern drei Reihen weiter unten. Es gibt keinen besseren Platz dafür im Moment.
Setzte sich in seinen Stuhl und schaukelte. Vor ihm schaukelte der Platz. Im Gehsteig gegenüber, nah an der Hauswand, klaffte hinter einer Absperrung aus rotweißen Bändern ein Loch. Männer waren heute nicht zu sehen. Es war windiger als in den Tagen zuvor. Die Bänder tanzten. Rotweiß, rotweiß.
Schließlich gab sich Kopp einen Ruck, suchte die Nummer von Michaelides heraus und rief an. Erwartungsgemäß war keiner zu erreichen. Der ist weg. In meinem Bildschirmschoner oder eher sonst wo. Bleiben die Bedrossians, die eigentliche Quelle des Geldes. Kopp rekapitulierte, was er jemals von Michaelides über die Bedrossians gehört hatte. Die Herren Spitzensportler … kommen vorbei, mit einem Koffer … Sie wissen ja … die lieben Kaukasier … auch mir einen Teil meiner operativen Kosten schuldig geblieben … auch mir einen Teil …
Womit sich also der Kreis schloss. Wir sind wieder dort, wo wir angefangen haben. Kopp ging ins Internet, suchte wieder nach den Bedrossians. Nur war diesmal die Fragestellung eine andere: Sind die Bedrossians vertrauenswürdige Geschäftspartner, ja oder nein?
Suchte und fand, wie schon zuvor: nichts Verwertbares. Viel
über Sport, viel über Charity, nichts über andere geschäftliche Aktivitäten.
Als ihm nichts anderes mehr einfiel, gab er in die Suchmaschine ein: Bedrossian + illegal.
Er bekam immerhin 836 Treffer, er schränkte sie ein, indem er die Vornamen der Brüder eingab und landete damit bei 0 Treffern. Er ließ die Vornamen weg, bekam sein vorheriges Ergebnis zurück und fing an, sich durch die 836 zu lesen - oberflächlich, ungeduldig, an etwas anderes denkend. Nämlich: Das ist nicht der Weg, das ist nicht der Weg. Und: Wieso ist mir das Problem nicht selbst und nicht gleich aufgefallen? (Sei froh. So hattest du wenigstens ein einigermaßen erträgliches Wochenende.) Sowie: Wieso habe ich jetzt ein schlechtes Gewissen, als wäre ich schuld daran, dass es so kompliziert ist?
Auch wenn er nichts fand, nicht einmal ein zum Thema passendes Gerücht, war er sich sicher: den Bedrossians war nicht zu trauen. Glaubst du eher einem zwielichtigen, verkoksten Griechen, oder hast du schlicht und ergreifend Vorurteile? Schlicht und ergreifend Vorurteile. Nicht immer, manchmal. Jetzt, konkret: einen Instinkt. Was, wenn sie zum Beispiel sagen: Tausendmal Entschuldigung, der Grieche ist schuld an allem, geben Sie uns das Geld zurück, wir überweisen es, wie
Weitere Kostenlose Bücher