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Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman

Titel: Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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Es kommt, wenn es kommen will, mach dir keine Sorgen!
    Nein, sagte Kopp.
    Hier ist der Laden, den ich meine!
    Sie nahmen jeweils drei Kugeln, im Becher, nicht in der Waffel. So war es aber dann doch zu kompliziert: Wein, MP3-Player, Becher, Löffel... Sie setzten sich auf eine Bank, mit dem Gesicht zum Fluss. Das Wasser war nun, da sie saßen, nicht zu sehen, nur die Quaimauer, und dann die Quaimauer auf der gegenüberliegenden Seite. Sie löffelten das Eis.
    Herrje, wie ein Sohn mit seinem Sonntagsvater! Was hat er mir in den Wein getan? Kopp war schon seit einer Weile sentimental. Erst die Erwähnung des Kindes, und jetzt fiel ihm auch noch sein Vater ein (immer, wenn ich mit Aris bin, passiert das), und im Alter von 43 Jahren bekam er einen Stich ins Herz. Er dachte wieder an das Kind - wir wünschen uns beide einen Jungen - und nahm sich etwas vor. Davon bekam er Tränen in die Augen. Herrje, mit Tränen in den Augen löffele ich mein Eis. Vanille, Schokolade, Kokos.
    Er verpasste wieder die Hälfte davon, was Aris sagte.
    Was? Entschuldige. Ich war so in dieses Eis vertieft.
    Stavridis wiederholte, dass sowohl er als auch Bernard gerne wieder mit Kopp zusammenarbeiten würden. Noch nicht jetzt, das wäre zu früh, aber später, wenn es gut läuft.
    Ich bin geschmeichelt.
    Wir sollten uns alle in Paris treffen! Hast du Zeit, mitzukommen
nach Paris? Wir können bei Bernard wohnen. Er hat eine Wohnung mit Blick auf den Eiffel-Turm, zwar nur seitlich, aber immerhin.
    Mit seitlichem Meerblick?
    Kopp lachte. Der seitliche Meerblick gefiel ihm so sehr, dass er nach Stunden wieder eine echte Chance gehabt hätte, aus seinem Loch herauszuklettern, da fragte Stavridis:
    Wie läuft es in der Firma?
    Worauf Kopp wieder nicht anders konnte, als »gut« zu sagen.
    In diesem Moment hupte ein vorbeifahrendes Schiff, kein Ausflugsschiff, ein kleiner, leerer Lastkahn genau auf ihrer Höhe, ohne jeden ersichtlichen Grund und in einer Lautstärke, dass Kopp bis ins Mark erschrak, fluchte, sich die Ohren zuhielt. (Sich mit einem mittlerweile zum Glück fast leeren Eisbecher in der Hand das Ohr zuhalten …) Stavridis ebenfalls, er jedoch kichernd. Eine Sekunde später war Kopp schon wieder dankbar, erstens dafür, geweckt worden zu sein, und zweitens sich einige Augenblicke unter dem Tuten verstecken zu können, sich dort sammeln, um am anderen Ende wieder neu anfangen zu können, diesmal richtig :
    Das heißt: Ich muss dich was fragen, Aris. Kennst du einen Menschen namens Sascha Michaelides?
    Wer soll das sein? fragte Stavridis, während sie die Becher wegwarfen und sich wieder in Bewegung setzten, weg von dem Ort, an dem sie so erschreckt worden waren, weiter die Promenade entlang. Kopp mit Geschenken bepackt, Stavridis mit einer jetzt leeren Umhängetasche mit Werbeaufschrift, schlendernd. Wer soll das sein? Ein Grieche? Dann müsste es »-dis« heißen. Michaelidis. Mit i.
    Ich kenne ihn mit »-des«. Kennst du ihn anders?
    Ich kenne ihn gar nicht. Wer soll das sein?
    Es war also nicht dein Lead?

    Mein Lied?
    Kopp erklärte es endlich verständlich.
    Stavridis sagte, weder der Grieche noch die Armenier seien ihm bekannt. Aber wieso?
    Ach, ich dachte nur, sagte Kopp, fing wieder zu zögern an - Bin ich nicht sogar verpflichtet, Stillschweigen zu bewahren, es zumindest nicht jedem zu erzählen? Das sind Geldangelegenheiten, schwierige Geldangelegenheiten - andererseits brauchte er einen Rat und weiters merkte er, wie Stavridis anfing, ebenfalls bedrückt zu werden, er entschied sich wieder um: beziehungsweise, um es von Anfang an zu erzählen …
    Er erzählte den Armenier-Kasus von Anfang an, inklusive des Konflikts mit Anthony, obwohl das gar nicht unmittelbar dazu gehörte, aber er hoffte auch diesbezüglich auf einen erleichternden Kommentar, und wenn es nur ein Satz wäre (Aber du kennst ihn doch! Er hatte ihn dir bereits gesagt: »Mach dir nichts daraus. Er respektiert niemanden .« - Also respektiert er mich nicht? Ist es das? So einfach, so brutal?), bis zum vorläufigen, etwas herben Ende. Mit jeder neuen Wendung leuchteten Stavridis’ Äuglein etwas mehr, die Sonne spiegelte sich in seinen Brillengläsern, seine Wangen erglühten, und am Ende ließ er ein unerwartet hohes, perlende s Lachen erklingen.
    Die Geschichte erinnerte ihn an seinen ersten Job in Paris! Bei einem gewissen Herrn (Kopp verstand:) Almari. Der hat auch alles immer in bar bezahlt, nie was aufgeschrieben, trotzdem wusste er immer wem wie viel, er

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