Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman

Titel: Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
Vom Netzwerk:
eine leichte, graue Anzughose, weil es Sommer ist. All das leise, Flora schläft. Auf Zehenspitzen federnd die Treppe hoch, diese kann auch leise schwingen. Ohne viel Gefluche Brot, Butter, Messer, Salami, Käse, Kaffee gefunden und zu einem Frühstück geordnet. Er nahm es auf der Terrasse zu sich, im Stehen, damit die Hose nicht vor der Zeit verknitterte. Er sah in die leise schaukelnden Baumkronen, und wie er da hineinschaute, fiel ihm der Traum wieder ein, und er bekam: Heimweh . Er grollte im Nachhinein: Warum gab es dort nur Stahlträger? Warum nicht wenigstens eine einzelne Pinie, irgendwo, auf einem fernen Grat? Woher diese Sentimentalität, ich weiß es nicht. Er sah an sich hinunter, sah, dass er tadellos gekleidet
war, versuchte, sich zu erinnern, was er im Traum angehabt hatte. Doch statt der Hose sah er den Koffer, wie er während der Taxifahrt auf seinen Knien lag. Er schlug sich gegen die Stirn und lachte. Er hatte den Traum gelöst: Im Koffer war das Geld! Ich habe es illegal in die Vereinigten Staaten eingeführt. Das war die Angst, die ich verspürte! Darius Kopp lachte, war stolz auf sich, genoss die nachträglich entstandene Spannung und Entspannung, und rückte wieder etwas von den Baumkronen ab. So schön seid ihr nun auch wieder nicht. Darein jetzt also der Anruf des Ingenieurbüros Leidl.
     
    Die Sekretärin atmete schnell. Ihrem Chef täte es fürchterlich leid, es sei etwas passiert, ein kleiner Unfall, wir übernehmen selbstverständlich die Absage des Termins beim Kunden.
    Kopp, immer noch lachend, dann es unterdrückend, nicht, dass noch Missverständnisse entstehen:
    Aber warum sollten wir den Termin absagen? Weil Herr Leidl ins Krankenhaus gefahren werden muss, damit man ihm die Hand näht? Ja, das verstehe ich, ich befürworte es, ich lasse Herrn Leidl mein Mitgefühl ausrichten, sowie dass er sich keine Sorgen machen solle, ich habe so etwas schon tausend Mal alleine gemacht.
    Herr Leidl, der ihn über den Freisprecher des Telefons hören konnte, sagte etwas, aber das konnte Kopp nicht verstehen, die Sekretärin dolmetschte. Herr Leidl habe den Kontakt besorgt und denke, deswegen unabkömmlich zu sein. Es könnten Fragen speziell an ihn, den Installateur gestellt werden.
    Kopp wollte Herrn Leidl nicht zu nahetreten, in dem ich Ihnen sage, dass ich alles kann, was Sie können, zumindest in der Theorie. Ich kann dem Kunden sagen, wie es sein soll , was anderes würden Sie ihm auch nicht sagen können. Da ich Ihnen, wie gesagt, nicht zu nahetreten will, argumentiere
ich - laut und deutlich, damit Sie mich, immer noch an die Wand gelehnt, auf dem Boden sitzend, verstehen - so, dass ich es nicht für glücklich hielte, diesen Termin ein drittes Mal zu verschieben. Zwar waren es die, die ihn die ersten beiden Male verschoben haben, dennoch, insgesamt könnte der Eindruck entstehen: »es soll nicht sein«. Wir werden den schlechten Stern, der über diesem Geschäft zu stehen scheint, am heutigen Tag aushebeln, Herr Leidl. (Einen Stern aushebeln? Egal jetzt.) Vertrauen Sie mir. Ich trage meine schickste Krawatte und ein wenig weiß ich, in aller Bescheidenheit, auch über die praktische Seite Bescheid. Wussten Sie, dass ich gelernter Funkmechaniker bin? Ja, auch ich stand einst um 5 Uhr morgens auf, 3 volle Jahre lang. Also, machen Sie sich keine Sorgen, Herr Leidl, sehen Sie zu, dass Sie nicht verbluten, ich melde mich hinterher bei Ihnen.
    Er legte rasch auf, ging rasch und dennoch vorsichtig (nicht ausrutschen, nicht durch zu viel Gepolter Flora wecken) die Innentreppe hinunter, schlüpfte in das zur Hose passende Sakko, steckte das Handy in die Innentasche des Sakkos, schnappte sich das silberne Köfferchen und verließ eilends die Wohnung. Als ob man vor einem, der einem hinterhertelefonieren kann, davoneilen könnte. Aber Herr Leidl bzw. seine Sekretärin riefen nicht noch einmal an.
    Als er aus der Haustür trat, flog ein Schwarm Spatzen von der Pfütze vor dem Fuchs und Storch auf. Kopp verfolgte ihr ungeordnetes Geflatter mit Wohlwollen, bis sie sich wieder niederließen, dann ging er endgültig los.
    Auf dem Weg zum Taxistand - denn wir wollen unser gutes Glück nicht dadurch aufs Spiel setzen, dass wir eine vorher nicht recherchierte Strecke mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu bewältigen versuchen - sah er dann auch noch etwas Rundes, Glänzendes auf dem Gehsteig liegen. Als er erkannte,
dass es eine Centmünze war, hob er sie auf und steckte sie ein. Na bitte, ein

Weitere Kostenlose Bücher