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Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman

Titel: Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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ein Idiot! Und ich auch! Institut, IT-Abteilung, das kann man doch nicht verwechseln! Er schämte sich so in Grund und Boden, dass er rot anlief und den Blick zu seinen Schuhspitzen senkte. Sie waren nicht geputzt. Irgendwas wird immer vergessen. Wieso?
    Er solle sich keine Sorgen machen, hörte er die junge Frau sagen, so weit sei das nicht, in 20 Minuten sei er da, mit der U-Bahn ginge das ganz schnell, und die strahlende junge Frau (Kopp hörte dieses Strahlen in ihrer Stimme, er sah sie weiterhin nicht an) werde für ihn anrufen und ihn ankündigen, er solle sich keine Sorgen machen.
    Danke, sagte Kopp gesenkten Blicks.
    Den zweiten Teil der Fahrt hätte ich gerne übersprungen, das würde jeder gerne, aber in Wahrheit ist es so, dass man zur U-Bahn noch erst einen Bus nehmen muss, zwar nur für 3 Stationen, trotzdem erscheint es einem günstiger, bei der Taxizentrale
anzurufen und sich einen Wagen schicken zu lassen. Wenn ein Bus mit 3mal Halten 5 Minuten für die Strecke vom U-Bahnhof bis hierher braucht (allerdings fährt er in einem Intervall von 20 Minuten!), wie lange braucht dann ein Taxi vom unmittelbar daneben liegenden Taxistand? Er rief die Zentrale an.
    Ich warte schon seit 8 Minuten.
    Tut mir leid, sagte die Dispatcherin, es ist ein Taxi, kein Helikopter.
    Was Sie nicht sagen (Sie selten dämliche Planschkuh).
    Aber dann kam das Taxi gerade an.
    Hätte Kopp gewusst, wen er sich da einhandelte, er hätte sich nur bis zur U-Bahn bringen lassen. Aber er wusste es nicht. Dieser Fahrer raste und bremste nicht sinnlos, nein, er glitt , immer gute 10 km/h unter dem Erlaubten. Wenn die Ampel auf Grün stand, verlangsamte er noch einmal. Dabei kaute er so heftig und laut Kaugummi, dass Kopp, der (anders als Flora) nicht zimperlich ist, was die vitalen Geräusche anderer angeht, Gänsehaut bekam und das Gefühl, ein säuerlicher Geschmack verbreite sich überall in seinem Körper. Dazu ist alles voller Ampeln. Einmal um den Block: zwei Ampeln. Beide erst grün, dann rot. Ich werde mir jetzt die Ohren zuhalten. Mal sehen, was er dann macht.
    Der Fahrer kaute höchstens noch ein wenig lauter, denn es war sogar bei zugehaltenen Ohren zu hören.
    Könnten Sie vielleicht Musik anmachen?
    Der Fahrer stellte ohne einen Seitenblick irgendein grässliches Geschepper an. Kopp sank in den Sitz und übergab sich dem Augenblick. Kau, kau, knätsch, knätsch, Geschepper, Geschepper, wir sind zu spät, ich sehe aus wie ausgeschissen, kau, kau, Geschepper, Geschepper. Immerhin gerieten sie in keinen Stau.

    Um 9 Uhr 45 hätte Darius Kopp vor seinem Ansprechpartner stehen können, aber er verlief sich noch einmal im irrgartenähnlich angelegten Gebäude, dachte, er wäre auf einem Rundflur und die Zahlen neben den Türen würden irgendwann wieder fallend statt steigend sein, aber er stieß an eine verschlossene Glastür und musste wieder zurück.
    Er stand um 9 Uhr 55 vor seinem Ansprechpartner. Er erklärte das Missverständnis, berief sich auf den Verkehr und auf das Wetter, aber das wissen Sie ja, man hat Sie in meinem Auftrag angerufen. Er wischte sich den Stirnschweiß mit dem inzwischen zerknüllten Taschentuch ab und lachte.
    Der Ansprechpartner war ein Mann in Kopps Alter, korpulent, schütteres blondes Haar, rotes Gesicht. Sie sahen sich, auf den ersten Blick, ähnlich. Außer, dass der hier ein Choleriker war. Wie Kopp es wagen könne, eine ganze Stunde zu spät zu kommen? Nein, er wisse nichts von einem Anruf, bei ihm habe keiner angerufen, aber das sei auch völlig irrelevant, ebenso wie Kopps Ausreden, diese interessierten den Ansprechpartner nicht. Was denken Sie, dass ich den ganzen Tag nichts anderes zu tun habe, als auf Sie zu warten? 15 Minuten, das hätte er noch akzeptiert, obwohl er persönlich auch nichts von diesen 15 so genannten akademischen Minuten halte. Wenn man jemandem etwas verkaufen wolle, habe man pünktlich zu sein! Schließlich wolle man etwas verkaufen.
    Es tut mir Leid. Die Stadt ist verstop…
    Ein Ort, ein Zeitpunkt, das ist doch keine Kernphysik! Aber die Leute kalkulieren immer mit der kürzest möglichen Fahrzeit! Als gäbe es nie Verspätungen, verpasste Anschlüsse oder Staus! Das muss man einkalkulieren. Notfalls wäre man zu früh da. Das wäre doch nicht so schlimm!
    Es tut mir leid, sagte Darius Kopp. Ich bin auch nur ein Mensch.

    Es interessiert mich nicht, dass Sie auch nur ein Mensch sind! Sie sind gar kein Mensch! Sie sind einer, der mir was verkaufen will, und von denen

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