Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman

Titel: Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
Vom Netzwerk:
Eingelegter Rettich. Und Kugelfisch? Haben Sie Kugelfisch? Der Meister lachte, schüttelte den Kopf. Kopp lachte auch. Die anderen Gäste sahen ihnen neidisch zu. Kopp prostete ihnen freundlich mit dem heißen Sake zu, trank ihn aus und bestellte noch einen. Beziehungsweise, das wäre schon der dritte, dann lieber ein Bier. Er aß den restlichen eingelegten Ingwer, er zog ihn durch den restlichen Wasabi und die restliche Sojasoße. Zu der Rechnung bekam er noch einen schwach alkoholischen, gelben Saft. Leider nahm man keine Karten, Kopp musste den Fünfziger aus dem Paket der Armenier anbrechen, ich darf es nicht vergessen. Er nickte dem Meister zu. Der Meister nickte ihm zu. Alles war gut.
    So lange, bis er vom Hocker stieg und ihm der Schmerz in das Steißbein (der gestrige Treppensturz!) und die Füße fuhr. Er schwankte. Sie werden noch denken, ich bin betrunken. Oder bin ich es? Nein. Aber müde war er plötzlich. Entweder ist dir schwindlig vor Hunger, oder dir ist schwindlig vor Verdauungsmüdigkeit. Für einen Moment war Darius Kopp raus aus dem ihn umgebenden Raum (und natürlich auch der Zeit), im Innenbereich seiner körperlichen Empfindungen: Hitze, Schwindel, Dunkelheit. Ziehender, stechender, brennender
Schmerz in den Schuhen. Und was ist dieses seltsame Gefühl zwischen Brust und Nebenhöhlen? Eben noch war alles wunderbar, Luxus, Vitamine, und jetzt? Stand da - was er nicht wusste: im Herz des Platzes, über ihm drei glasüberdachte Ebenen, wo ihn auf einer Verkaufsfläche von mehr als 40 000 qm mehr als 130 Shops mit einer überwältigenden Vielfalt an Mode, Trends und Accessoires, Kosmetik, Beauty und Wellness erwarteten - in nur 100 Metern Entfernung von seinem Büro, aber wie sollte er jemals dorthin gelangen? Er konnte es sich noch nicht einmal vorstellen. Herr Doktor, was soll ich machen?
    Haben Sie Lust auf ein wenig Entspannung?
    (Ich weiß nicht …)
    Die Batterien mit einer Massage, frischem Sauerstoff und wohltuenden Klängen aufladen, damit Sie wieder fit sind?
    Bitte, was?
    Als er, nach ewigen Sekunden der Blindheit seine Sehkraft wiedererlangt hatte, sah er eine ganz in Weiß gekleidete junge Frau neben sich stehen. Sie lächelte ihn an und zeigte zu einer kreisförmigen Verbreiterung des Flurs. Dort standen, neben einer provisorischen Theke und einem Werbeaufsteller, zwei Massagesessel. Eine zweite junge Frau in weißem Poloshirt, weißen Hosen, weißen Clogs stand daneben und lächelte Kopp herzlich an.
    Die beiden jungen Frauen machten Werbung für Massagestühle und Fußmassagebäder. Ah, das kenne ich, so was habe ich meiner Mutter geschenkt. Aber was war das für eine Sache mit dem Sauerstoff?
    Kommen Sie, sagte die erste junge Frau und berührte ihn leicht am Ellbogen. Darius Kopp fühlte Geborgenheit, leichte sexuelle Erregung, die Vorfreude auf eine vermutete neue Erfahrung von dekadentem Luxus sowie leisen Trotz: ich habe
das verdient, Essen ist keine Belohnung, Essen ist notwendig . Er ging mit ihr mit.
    Während Sie der Stuhl massiert, bekommen Sie über eine Nasensonde eine Extraportion Sauerstoff, über die Kopfhörer können Sie Musik oder Naturgeräusche hören. Ich empfehle Ihnen die Business-Ten, die 10-Minuten für Geschäftsleute für nur 2 Euro. Mein Name ist Olivia, das ist meine Kollegin Sandra.
    Ich bin Darius.
    Das hätte ich nicht sagen brauchen. Die jungen Frauen gingen darüber hinweg. Sandra legte den Stuhl mit frischem Papier aus, Olivia nahm ihm den Koffer und das Sakko ab. Ist sie Halbasiatin, oder hat sie nur so extreme Schlupflider?
    Möchten Sie auch eine Fußmassage? Dann kosten die 10 Minuten 5 Euro. Es ist ein Sonderangebot.
    Kopp hätte nicht gewusst, wie er Nein oder Ja hätte sagen können. Er nickte.
    Sandra füllte das Fußmassagegerät mit Wasser, Olivia stellte etwas auf einer Fernbedienung ein. Kopp sah interessiert zu. Olivia zeigte ihm lächelnd, dass sie das Programm Nr. 2 eingestellt hatte. Business-Ten, »Regen in den Tropen«. Sie legte ihm die Nasensonde an und setzte ihm die Kopfhörer auf. Als der Stuhl zu vibrieren begann, ließ Kopp den Kopf auf das Papier sinken und schloss die Augen. Er zuckte noch einmal zusammen, als jemand, vermutlich Sandra, anfing, seine Hosenbeine hochzukrempeln - Was, wenn meine Socken stinken? Das war unbedacht! - aber da war es schon zu spät, sie hatte ihm die Schuhe aufgebunden, ausgezogen, die Socken ausgezogen, seine Füße in die Hand genommen und einen nach dem anderen sanft in warmes, sprudelndes

Weitere Kostenlose Bücher