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Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman

Titel: Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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Glückscent.
     
    Bis kurz vor der Auffahrt zur Stadtautobahn lief auch alles prächtig. Ab da lief es dann überhaupt nicht mehr. Um diese Tageszeit sind Staus wenig überraschend, andere Leute wollen schließlich auch an Orte, um Geld zu verdienen oder um welches auszugeben, oder einfach nur so, weil sie es können, das muss man einfach einkalkulieren. Wenn dann aber auch noch ein Lkw, auf dessen Anhänger ein kleiner Bagger ordnungsgemäß gesichert war, beim Ausweichen vor einem Hindernis (was genau, das kam nie raus) ins Schlingern gerät und über drei von drei möglichen Fahrspuren zum Liegen kommt, dann, ja dann blieb Darius Kopp auch gelassen, und warum? Weil er sich darüber freute, dass er den Termin ohne Herrn Leidl machen konnte. Seien Sie mir nicht böse, Herr Leidl, Sie sind eine ehrliche Technikerhaut, aber rhetorisch leider vollkommen unbegabt und überhaupt: ich bin einfach besser, wenn ich allein bin. Darius Kopp lächelte und schloss die Augen.
    Später musste er sie wieder öffnen, denn ihm wurde übel. Der Stau erwies sich als hartnäckiger, als alle gedacht hätten, der Fahrer des Taxis als zu einfallslos. Er versuchte, sich aus der allgemeinen Verknäulung frei zu fahren, indem er in kleine Seitenstraßen abbog, in denen sie aber ebenfalls nur juckeln konnten, denn immer parken welche in der zweiten Reihe, man kann froh sein, wenn wenigstens so versetzt, dass ein Kriechslalom möglich ist. Leider bewältigte der Fahrer diese Aufgabe so, dass er einige Meter auf das Hindernis zuraste, als wäre es gar nicht da, dann scharf bremste, den Wagen um das Hindernis herumriss, wieder raste, wieder bremste. Dabei stießen sie immer und immer wieder auf die große Straße zurück
und hatten wieder den Stau vor der Nase. Sie versuchten mehrmals durchzubrechen, fuhren einen Stiefel in den Norden, in den Süden, in den Osten hinein, nur in den Westen kamen sie ums Verrecken nicht, als wäre - Jesus, Flora, das denke ich jetzt tatsächlich, hör mal her - als wäre mitten in der Stadt eine Mauer ! Rasen, bremsen, rasen, bremsen. Kopp schleuderte in seinem Gurt vor und zurück, ihm brach der Schweiß aus.
    Könnten Sie die Klimaanlage einschalten?
    Ist kaputt. Müsste gereinigt werden. Sie stinkt.
    Wie mit ansteigenden Temperaturen alles andere im Auto ebenfalls. Alter Zigarettenrauch, Parfüm, Reinigungsmittel. In der Sonnenblende, das sah Kopp erst jetzt, ein Heiligenbildchen. Kopp öffnete die Seitenscheibe. Und erschrak: Ein Fahrradkurier mit gelbem Rucksack, in hoher Geschwindigkeit, 10 Zentimeter vor seinem Gesicht. Was für ein Rowdie! (Dämlicher Arsch!) Erst war Kopp zu Recht verärgert, dann sah er ihm (ebenfalls zu Recht) neidisch hinterher. Später wurde er wieder wütend, als ihnen, gerade als der Stau sich aufzulösen begann, und sie anfangen wollten, normal zu fahren, derselbe Kurier mit dem gelben Rucksack plötzlich den Weg abschnitt, so dass wieder scharf gebremst werden musste, und Kopp seinen Magen in der Kehle spürte. Später kam er dahinter, dass es nicht derselbe Kurier sein konnte, aber andererseits ist das auch egal. Ich muss zu einem Geschäftstermin, ich bin schon 10 Minuten zu spät, verschwitzt, zerknittert, und mir ist zum Kotzen. Alles das wäre nicht so schlimm, wenn ich selbst einen Personenkraftwagen steuern dürfte. (Das nur so nebenbei.)
    Endlich stand er auf einem Gehsteig und atmete tief ein. Er versuchte, sich ein leichtes Lüftchen vorzustellen, das ihm die Stirn und den Nacken trocknete. Keins da. Er seufzte, spürte dabei abermals seinen Magen - Ignoriere ihn - wischte sich mit seinem sauberen, gebügelten Taschentuch Nacken und
Stirn, bis er sich wieder einigermaßen frisch fühlte. Er atmete ein letztes Mal durch und suchte nach der richtigen Klingel.
    Er fand sie, er klingelte, man ließ ihn ein, im Fahrstuhl richtete er sich noch ein letztes Mal, smile, stieg in der dritten Etage aus, traf dort eine freundliche junge Frau.
    Die noch nie im Leben von ihm gehört hatte, und auch nicht von dem Menschen, den er suchte.
    Ist das hier denn nicht die Informatik?
    Doch, doch.
    Dann verstand es Kopp nicht. Er wiederholte den Namen. Etwas ganz Durchschnittliches. Müller oder Schneider. Die junge Frau kannte ihn nicht.
    Sehen Sie, das ist seine Telefonnummer.
    Ach so! Die junge Frau strahlte. Das ist keine Nummer vom Institut, sondern von der IT-Abteilung in der Verwaltung! Die sitzen nicht hier, sondern am Hauptcampus.
    Jetzt begriff es Kopp. Dieser Leidl ist vielleicht

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