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Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman

Titel: Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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Wozu der Eifer ist nicht die Frage. Dazu. Wenn sie mir die Verantwortung dann abnehmen, umso besser. Aber dafür müsste man sie erreichen können!
    Weil man es so macht, wiederholte Kopp den Versuch bei Michaelides - mit demselben Ergebnis - die Agentur in der Schweiz, deren Telefonnummer auf der Site der Bedrossians hinterlegt war, rief er aber nicht mehr an, sondern, ein letztes Mal für heute, mit etwas vorwurfsvoller Ungeduld: London.
    Hellou?

    Oh, sagte Kopp, der auf eine Frauenstimme (Stephanie) vorbereitet war. Oh, Anthony …
    No, it’s not Anthony.
    Sondern wer?
     
    Jemand, den Kopp gar nicht mehr auf der Rechnung hatte, obwohl er ihm, in anderem Zusammenhang, und manchmal auch ohne jeden, immer wieder einfiel: Calimero, der Hypochonder.
    Carl, mit richtigem Namen. Vor 2 Jahren, als Kopp ihn kennenlernte, war Carl ein fröhlicher Naturbursche, der gern lange Strecken mit dem Motorrad fuhr, am liebsten durch Schottland und Frankreich, und eine Website »Pubs near the tube« betrieb. So lange, bis sich eines Tages eine infizierte Zecke in ihn verbiss und er von einem Tag auf den anderen in Panik geriet. Ich wusste gar nicht, dass man in GB auch an Borreliose erkranken kann. Kann man. Carl, der das letzte Mal als Kind an einer benennbaren Krankheit (Windpocken) erkrankt war, tat amüsiert, aber in Wahrheit war er erschrocken. Er recherchierte und fand alle möglichen schrecklichen Geschichten über Menschen, Kinder, die durch Zeckenbisse gestorben oder behindert geworden waren. Ab da war er extrem ängstlich, bei jedem kleinen Schnupfen dachte er: jetzt ist es aus. Um das zu übertünchen, machte er sich permanent über sich und seine Hypochondrie lustig. Als er ein störrisches Knacken im rechten Ohr bekam, sagte er: Oh, ich habe ein Knacken im Ohr! Was wird das wohl sein? Ohrenschmalz oder Gehirntumor? Das ist hier die Frage! Er spülte das Ohr aus, das Knacken blieb, dazu schmeckte er falsche Geschmäcker, hauptsächlich schmeckte alles bitter. Am Ende öffnete man seine Schädeldecke, holte einen Tumor heraus, der zum Glück an der Außenseite des Gehirns wuchs, und er musste monatelang eine Plastikschale
auf dem Kopf tragen. Jetzt sehe ich aus wie Calimero, sagte er und alle lachten herzlich. Auch Kopp, obwohl er die Geschichte nicht kannte. Später klärte ihn Flora auf, und er lachte erneut herzlich. Noch später hieß es, Calimero ginge es wieder schlechter, seine vernarbte Kopfhaut habe wieder geöffnet werden müssen, er sei jetzt permanent im Krankenstand.
    Doch nun war er am Telefon.
    Ca…rl! rief Kopp freudig überrascht. Wie geht es dir? (Seine Stimme ist höher geworden. Deswegen habe ich ihn nicht gleich erkannt. Kommt das von der Behandlung?)
    Calimero-Carl sagte, ihm ginge es fine, danke.
    Was … ähm … was machte er im Büro? Bist du wieder da?
    Nein, nein, nicht wieder da. Er wollte nur etwas holen.
    Oh. Aha. (Was kann er schon holen. Seine Sachen. Holst du deine restlichen Sachen, Carl?) Ah, ja, that’s fine, ähm, ist es bei euch auch so heiß?
    Oh, nein, es geht, die See kühlt ein wenig.
    Bei uns, auf dem Kontinent, ist seit Wochen eine Hitzewelle.
    Schwer zu sagen, ob Carl etwas dazu sagte oder nicht.
    Aber weswegen ich anrufe: Is he there?
    Who is he ?
    Anthony. Ich müsste mit Anthony sprechen.
    Nein, es ist keiner da.
    Stephanie?
    Nein.
    Sandra maybe?
    Nein, wie ich sagte: keiner.
    Seit wann bist du schon da?
    20 Minuten. Aber ich geh jetzt auch gleich. Ich hätte gar nicht ans Telefon gehen sollen. Es war ein Reflex.
    Nein, nein, das war schon gut, Carl, so können wir uns wieder mal sprechen.

    Ja, sagte Calimero-Carl.
    Ab hier ging es dann aber natürlich nicht weiter.
     
    Ähm, sagte Kopp, was machen die Pubs near the tube?
    Calimero-Carl besuchte sie immer noch. Indeed. Er hatte neulich einen neuen Laden in Clapham North getestet. The Bierodrome.
    Und?
    Ganz OK. 8 von 10 Punkten, es gibt Real Ale, aber die Musik aus der Konserve nervt ein wenig.
    (Darfst du überhaupt Alkohol trinken?
    Unterschiedlich. Es gibt Tage, an denen ich nicht in der Lage bin, aufzustehen. Am nächsten Tag kann ich wieder alles machen, was ich will.)
    Plötzlich fing Calimero an, von seiner Mutter zu erzählen. Ach so, er war mit seiner Mutter da gewesen. Sie ist 70 geworden.
    Oh, tatsächlich? Meine Mutter wird dieses Jahr auch 70.
    Oh, wirklich?
    Sie sprachen über ihre Mütter. Kopps ist kränklich, Calimeros gesund wie ein Pferd. Eine Queen Mum, sie trinkt mich unter den Tisch. Calimero

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