Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman
hingehört, sondern offensichtlich im Bad nebenan. In der Hosentasche dorthin getragen, neben dem Klo liegen gelassen. Ein Handy, das in einem benachbarten gekachelten Raum klingelt. So lange, bis es ausgeklingelt hat und verstummt. Zu träge gewesen, um aus dem schönen warmen Bett, dem schönen warmen Schoß der Frau zu schlüpfen. Er horchte, was nach dem Ende des Klingelns noch an Geräuschen da war. Floras Atem. Offenbar schlief sie noch. Ein wenig schlechtes Gewissen flog Kopp an, aber dann bohrte er doch weiter. Er hatte Sex
mit ihr, während sie nur vom Tief- bis zum Halbschlaf hochkam, ab und zu ein Murmeln, ein Grunzen, sie blieb auf der Seite liegen, er hinter ihr, süße Faulheit. Mehr wäre in dieser Situation auch unangemessen gewesen. Sie ruhen zu lassen ist das Minimum.
Er ließ das Telefon ein zweites Mal ausklingeln.
Als es das dritte Mal klingelte, wusste er schon, dass das nicht mit der Arbeit zusammenhängen konnte. So viele Anrufer habe ich am frühen Morgen nicht. Was heißt hier, früher Morgen? Wie spät ist es?
Kurz nach 10, aber das sah er erst auf dem Handy, als er es endlich in der Hand hatte. Es war auch beim dritten Mal zu spät. Und warum? Weil er schon etwas ahnte, und dadurch noch ein wenig langsamer wurde, als er es sowieso schon gewesen wäre.
Die Liste der Anrufe in Abwesenheit zeigte 3x Unbekannten Teilnehmer an. Sie sind nicht in der Lage, 345 durch 30 zu teilen, aber mit Handys kennen sie sich aus wie nicht einmal ich. Wechseln ihre Nummer wie … (Keine Vermutungen über die Unterwäsche deiner Schwester!) Oder als wären sie auf der Flucht. Marlene verkracht sich ständig mit Leuten, Freundinnen, die sie zuvor noch leidenschaftlich geliebt hat, und möchte von ihnen nicht mehr erreicht werden. (Wie viele versuchen es wohl wie oft?) Aber vor allem möchte sie von ihrer Mutter nicht ständig erreicht werden. Soll sie den Anrufbeantworter zu Hause anrufen. Den hören die Kinder ab und richten aus, was auszurichten ist, oder tun es nicht. Merlin kann sich Sachen keine 8 Minuten merken und Lore ist 14 und ein kleines Biest. Tut es nicht, um des Nichttuns willen. Mal sehen, was passiert.
Darius Kopp, 43 Jahre alt, Sohn und Bruder, konnte sich
nicht heraushalten. Ich werde also die Box abhören, aber erst werde ich mich duschen. Und so stand er gerade tropfend da, strich sich das Wasser aus dem Fell, es klatschte gegen die Fliesenwand, als sie ein 4tes Mal anriefen.
Fidelis, Kopp? (Als wäre das mein voller Name.)
Marlene war kaum zu verstehen. Sie heulte.
Marlene, sagte Kopp nackt, tropfend, ich verstehe dich nicht.
… beide Beine ab!
Was? Was ist mit den Beinen?
Frau Monkowski …! … ins Krankenhaus!
Was ist mit Frau Monkowski?
Nicht Frau Monkowski! Scheiße!
Marlene, hör auf zu heulen und zu kreischen, red vernünftig, ich versteh sonst kein Wort. Hallo?!
Aber er hörte nur noch einen sich entfernenden Fluch.
Hallo?! rief Kopp zwischen gefliesten Wänden widerhallend. Marlene?!
Hallo? fragte Marlenes Partner Tommy. Langsam. Hal-lo?
Tommy, bist du das?
Ja.
Grüß dich, wie geht’s dir, was ist los bei euch?
Gut, danke, sagte Tommy höflich, und dann vorerst nichts mehr. Durcheinander gekommen. Er musste sich erst wieder sammeln, bevor er erzählen konnte, endlich verständlich, wenn auch, wie üblich, umständlicher, als es notwendig gewesen wäre, wir kürzen:
Frau Monkowski hat angerufen. Alte Dame, Nachbarin der Mutter. Zusammen gefrühstückt. (Meine Mutter frühstückt zusammen mit der Nachbarin?) Greta tun die Beine jetzt schon in der Nacht weh, wenn sie sie gar nicht bewegt. Werden heiß, werden wieder kalt und schmerzen. Frau Monkowski,
pragmatisch und rüstig, schlug vor, sich mehr zu bewegen. Zu Mittag gemeinsam durch den Nordpark zur Unimensa zu gehen. Manchmal nimmt sie dort ihr Mittagessen ein. Hat mal da gearbeitet. Buchhalterin. Egal. Das ist zu weit. Dann zur Caritas, das ist um die Ecke. Das Menü ist nicht besonders variantenreich, Frau Monkowski etwas gelangweilt, aber für Greta zu Opfern bereit. Da, erzählt die Monkowski, habe Greta plötzlich aufgeheult, sie könne nicht laufen. Gleichzeitig sprang sie auf und lief ins Bad, konnte aber tatsächlich nicht laufen, sie musste sich mit beiden Händen an der Wand abstützen, ihre Beine gaben nach, sie stürzte vor das Klo, es war schrecklich. Die Monkowski verlor nicht die Nerven, zerrte sie aus eigener Kraft wenigstens so weit hoch, dass sie saß, den Rücken an die gekachelte
Weitere Kostenlose Bücher