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Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman

Titel: Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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fällt, die wischende Hand ist dazwischen, das mildert den Schmerz in den Rippen - und erhöht den in der Hand. Kopp spürte ein leises Knacken. Hören konnte er es nicht mehr, alle näheren Geräusche gingen bereits im Getöse der Einfahrt in den Bahnhof unter: Kreischen von Bremsen, Fauchen von gelösten hydraulischen Türblockaden, Koffer, Menschen, Absätze, Durchsagen, Kreissägen(!), Presslufthammer(!). Wie hatte er es aus dem Zug herausgeschafft, keine Erinnerung, als er das nächste Mal von sich wusste, tastete sich Darius Kopp bereits über eine provisorische Treppe hinunter in einen Tunnel aus Bretterwänden, hinter denen infernalischer Lärm tobte. Der Bahnhof war eine Großbaustelle. In Kopp blieb das Fluchen stecken. Stumm, mit gesenktem Kopf ging er im Höllenkrawall dorthin, wo er einen Ausgang vermutete. Wenigstens ist der Fleck nicht links. Mir blutet das Herz nicht. Das Sakko verdeckt ihn auch die meiste Zeit. Wie gut, dass es etwas kühler geworden ist und man ein Sakko tragen kann.
     
    Vor dem Bahnhof, auf diesem hübsch gepflasterten, aber zu weitläufigen und deswegen öde wirkenden Platz, hat man die Wahl zwischen Straßenbahnen und Taxis. Kopp entschied sich für ein Taxi. Zu der und der Klinik bitte. Haupteingang? Erst einmal ja.
    Ich weiß gar nicht, wo sie genau liegt. Aber es ist schließlich nicht das erste Mal, wir werden das schon hinbekommen. Vorbei am Portier (Ist das unser grobschlächtige Freund aus dem Äther? Man weiß es nicht), er würdigt dich keines Blickes, zum Gebäude B, wo sich, wie du aus der Erinnerung weißt, die Gefäßchirurgie befindet, da gibt es nicht einmal mehr einen Portier, du gehst direkt zu den Fahrstühlen. Es gibt welche für Menschen und welche für Betten, du nimmst einen
von ersteren und fährst in die 2. Etage. Hier hast du Glück, du gerätst an eine sehr freundliche Schwester (das Call Center?) und findest eine Minute später deine Mutter. Ich bin mit leeren Händen gekommen, aber, schau, ich bin da.
     
    Sie saß im Bett und sah fern. Sie hat sich vor einiger Zeit Augenbrauen tätowieren lassen. - Wie war es dazu gekommen? Kopp hat keine Kenntnisse hierüber. War er schockiert, als er sie das erste Mal sah? Ja. Verlor er ein Wort darüber? Nein. - Sie sehen unnatürlich dunkel und hochgerissen aus, mit den Kopfhörern darüber, die sie zum Fernsehen trägt, und dem Klämmchen, mit dem sie sich die Haare aus der Stirn hält, sieht sie nicht wie ein junges Mädchen, sondern wie ein Marsmenschlein aus.
    Ihre Reaktion war nicht so freudig oder überrascht, wie man nach dem Vorangegangenen - Der Schreck, die Verzweiflung, die Aufregung, und immerhin komme ich von außerhalb! - annehmen hätte können.
    Ach, du.
    Was ist los, Mutter, was ist passiert, Marlene war am Telefon völlig aufgelöst, ich bin sofort gekommen, mit dem Zug, ich habe im Moment kein Auto, das heißt, keinen Führerschein, egal, sag, wie geht es dir?
    Sie, gerade dass sie nicht mit den Schultern zuckt.
    Wie soll’s mir schon gehen?
    Schaut mit einem Auge weiter zum Fernseher. Was läuft da? Schwer zu sagen. Eine Comedy? Schaut meine Mutter Comedy?
    Marlene war total in Panik. Ich dachte schon …
    Greta nickte: Es ist ihr über den Kopf gewachsen. Wie üblich. Was ist das für ein Fleck auf deinem Hemd?
    Marmelade. Ist unterwegs passiert.
    Die Hosen sind auch voller Sackfalten.

    (Hat sie Sack falten gesagt?) Ja, als ich gehört habe, du bist im Krankenhaus, bin ich sofort los. Ich dachte, unter diesen Umständen wäre es nicht so wichtig, dass ich mich perfekt durchstyle.
    Davon bist du weit entfernt, keine Sorge. Gehst du etwa so zu deinen Kunden?
    (Fünf Minuten, und ich könnt sie schon wieder anbrüllen. - Nimmst den Mund ganz schön voll, Augenbraue! - Wenn ich jemals jemanden anbrüllen würde. Aber bestimmt nicht meine Mutter. So bin ich erzogen. Von wem? Von ihr selbst, gottverdammt. Stattdessen wird mein Mund sauer, und es bricht mir überall Schweiß aus. Wenn sie Schweißflecke an mir entdeckt, kritisiert sie mich endgültig in Grund und Boden.) Jetzt hör schon auf! Ist doch scheißegal, wie ich aussehe, und ich bin nicht bei einem Kunden, sondern bei meiner Mutter, weil Marlene so geheult hat am Telefon, dass ich dachte, du liegst schon halb im Koma. Was ist das für eine Infusion, die du da bekommst?
    Zuckerwasser. Ich war ausgetrocknet.
    Wieso warst du ausgetrocknet? Trinkst du nicht genug?
    Was weiß ich.
    Zwei Kannen Kaffee am Tag.
    Filterkaffee, und außerdem

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