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Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman

Titel: Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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Wand gelehnt, dann rief sie die Rettung und uns an, jetzt sind wir alle im Krankenhaus. Sie denken, es müssen beide Beine abgenommen werden.
    Es müssen was ?!?!?
    Ich weiß nicht. Marlene …
    Was ist mit Marlene?!
    Ich weiß nicht …
    Tommy, in Dreigottesnamen!
    Wenn Kopp seinen Quasi-Schwager endlich ausreden lassen würde, dann könnte dieser ihm sagen, dass er, Tommy, die Wahrheit sagt, wenn er sagt, er wüsste es nicht, denn alles, was er weiß, weiß er von Marlene, und alles, was er wollte, war, im Grunde die Sache etwas zu beschwichtigen, weil man ja, im Grunde, noch nichts Genaues weiß, das war es im Grunde, was er ausdrücken wollte.
    OK sagte Kopp. Ich verstehe. Kann ich Marlene noch mal sprechen? Bitte?
    Ich weiß nicht. Ich seh sie nicht. Sie ist davongerannt.
    Fluch. Tu mir den Gefallen, und such sie, OK? Und dann
ruft mich wieder an. In der Zwischenzeit werde ich mich abtrocknen. (Das wird er nicht verstanden haben. Egal.)
     
    Flora! Flora?! Wo bist du?
     
    Es verging eine Stunde, in der sie auf den Rückruf warteten. Flora machte Frühstück (Omelett, Kaffee), Kopp nahm es zu sich, wartete und fluchte.
    Dieser Trottel! Beziehungsweise er wird sie nicht gefunden haben. Marlene ist keine der Frauen, die hinter der Ecke stehen bleiben, damit man sie, wenn man ihnen nachläuft, dort findet, und es weitergehen kann. Sie wird wer weiß wie weit gerannt sein. Und Tommy, dieser gutmütige Hohlkopf, hat wahrscheinlich nicht einmal meine Nummer. Und ich habe ihre nicht! Ich fasse mir voller Wut an den Kopf. Ich schwitze auch schon wieder, wie ein ich weiß nicht was. Was mach ich jetzt, Flora?
    Du könntest im Krankenhaus anrufen und nachfragen.
    Du bist ein Genie …
     
    Er verbrachte eine weitere Stunde damit,
    a. zunächst ein Telefonat mit einem grobschlächtigen Mann in der Telefonzentrale zu führen -
    Wo wollen Sie hin? Sie wissen es nicht? Woher soll ich es dann wissen? Orthopädie? Welche Orthopädie? Gar nicht Orthopädie, sondern Gefäßchirurgie? Sie haben Orthopädie gesagt! (Zum Abschluss irgendein Gemurmel, darin, als wäre das Wort »bescheuert« gefallen, aber natürlich könnte Kopp das niemals beweisen) -
    sowie
    b. mit einer freundlichen Stationsschwester, die aber leider nichts von einer Greta Kopp wusste -
    Entschuldigen Sie. Wo bin ich denn jetzt bei Ihnen? In der Muskulo-Skeletalen Chirurgie? Ist das Gefäßchirurgie? Nein? Können Sie mich dorthin verbinden? Nein? -
    und endlich
    c. mit der richtigen Abteilung, aber an seine Mutter weiterverbinden konnte man ihn auch dort nicht. Auch der behandelnde Arzt war im Moment nicht zu sprechen. In einer Stunde. Oder zwei.
    Geht es ihr gut?
    Ja, sagte eine gutmütige Frauenstimme, es ist alles in Ordnung.
    Könnten Sie ihr ausrichten, dass ich angerufen habe?
    Aber selbstverständlich, sagte die gutmütige Frauenstimme, in demselben Tonfall wie die Sätze zuvor. Und da, Flora, kam mir der Gedanke, ob sie vielleicht eine Maschine war. Wir wollen nicht so weit gehen, das für wahr zu halten, auch den trivialen Gedanken, wir hätten mit einem Call Center in Mumbai, statt mit einer Person in Maidkastell gesprochen, schieben wir von uns, aber dass sie ihr nichts ausrichten wird, und dass sie auch dem Arzt nichts ausrichten wird, er wird, wenn wir ihn endlich sprechen können werden, das erste Mal überhaupt von uns hören, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Womit wir im Grunde an demselben Punkt sind wie schon vor einer Stunde.
    Es wird mir nichts anderes übrigbleiben, Flo, ich werde hinfahren müssen. Ich habe Lust, wie ein Schwein zum Fliegen, aber wenn Marlene einmal in Panik ist, kannst du sie vergessen und ich bin schon neulich nicht hingefahren. Du hast einen blauen Fleck am Zeh? Kauf dir anständige Schuhe! Und dann waren sie ab!
    ...
    Ausgerechnet jetzt hab ich kein Auto.

    ...
    Würdest du mich fahren?
    Nein. Es tat ihr leid, aber das wäre nicht zu schaffen. Es ist schon Mittag. Dich hinbringen und wieder rechtzeitig zurück sein zur Arbeit, das ginge selbst dann nicht, wenn sie Gaby nicht um 1 vom Bahnhof abholen müsste.
    Wieso musst du Gaby um 1 vom Bahnhof abholen?
    Weil sie dann dort ankommt. Sie kommt heute zurück.
    (Und Gaby ist wichtiger, als meine Mutter?
    Willst du darauf jetzt wirklich noch einmal die Antwort hören?)
     
    Es ist mir egal, ob sie boshaft aus Leiden oder aus der Gewohnheit heraus ist, sagte Flora im Zuge ihrer Genesung. Ich werde mich dem einfach nicht mehr aussetzen.
    Und wenn ich sie bitte,

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