Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
verstanden, daß sie sozusagen dabei sind, Tritium ohne Bombe zu kaufen.«
    »Red jetzt keinen Scheiß, du Arsch, her mit dem Gegengift. Wen interessiert es schon, was die Kanaken kaufen. Du kannst schon heute die halbe… die halbe Summe bekommen«, zischte Mike Hawkins gequält. Seine Augäpfel schienen aus den Höhlen zu quellen.
    »Wie interessant«, bemerkte Carl. »Wie hoch ist mein Anteil?«
    »Das Gegengift… dein Anteil… fünfzig Millionen Dollar«, stieß Mike Hawkins mit zunehmender Verzweiflung in der Stimme hervor.
    »Fünfzig Millionen Dollar für die Hälfte?« sagte Carl erstaunt und hielt eine der zwei schwarzen Aktentaschen hoch.
    »Respekt, Respekt! Ich kann für die hier also hundert Millionen bekommen?«
    Er lachte auf und warf die Aktentasche in die Luft, fing sie mit einer Hand auf und legte sie wieder aufs Sofa.
    »Das Gegengift, du Arsch!« zischte Mike Hawkins und sank dabei in den Sessel zurück, da er den Versuch gemacht hatte, sich zu erheben.
    »Damit kommen wir zu dem angenehmen Teil dieser Geschichte, Mr. Hawkins«, sagte Carl begeistert, »dem wirklich angenehmen, um nicht zu sagen komischen Teil der Geschichte. Ich habe nämlich kein Gegengift bei mir!«
    Er breitete die Arme in einer fröhlichen Geste aus wie ein Artist in einem Cabaret, der auf Beifall wartet, obwohl das Publikum wie gelähmt dasitzt.
    Mike Hawkins machte eine wütende Kraftanstrengung, um aufzustehen, wobei er Carl immer wieder mit der Schmähung »du Arsch« belegte.
    Er glitt mit glasigem Blick zu Boden und sah aus wie ein Fisch auf dem Trockenen. Er schnappte nach Luft, aber der Brustkorb ließ keine Atembewegungen mehr erkennen.
    »Wissen Sie was, Mr. Hawkins? Ich mag diesen Ausdruck, den Sie dauernd gebraucht haben, ganz und gar nicht. Sie haben ihn bei unseren Begegnungen für meinen Geschmack zu oft gebraucht. Schon als ich ihn zum ersten Mal hörte, kam mir eine aggressive Phantasievorstellung, wie ich Sie töten würde«, sagte Carl und erhob sich.
    Er ging ins Badezimmer, spülte eine leere Ampulle hinunter und riß ein paar Blatt Toilettenpapier ab.
    »Ich weiß, daß Sie mich noch immer hören können!« rief er aus dem Bad, während er mit dem Toilettenpapier seine Fingerabdrücke entfernte.
    »Wissen Sie, was komisch ist, in diesem Fall sogar sehr komisch, Mr. Hawkins?« fuhr Carl in normalem Gesprächston fort, als er wieder im Wohnzimmer stand und die Aktentasche mit Mike Hawkins’ Pistole hochhob. Er stellte sie in den Kleiderschrank zurück, nachdem er zuvor die Stellen, an denen er sie berührt hatte, abgewischt hatte. »Ja, ich finde es komisch, daß Sie genauso sterben werden wie einige Ihrer Opfer. Die haben nämlich genau das gefühlt, was auch Sie jetzt fühlen. Es soll so sein, als würde man an Land ertrinken, falls man das sagen kann. Sie hören mich noch und können noch denken. Sie hören alles, was ich sage.«
    Carl sah sich um, ergriff die Aktentasche mit der Ware, die angeblich hundert Millionen Dollar wert war, und hielt sie dem immer noch lebenden Mike Hawkins vor die Augen.
    »Ich fresse einen Besen, wenn ich nicht noch mehr als hundert Millionen bekomme, wenn ich jetzt runtergehe und den Kanaken da unten Ihr bedauerliches Hinscheiden erkläre«, sagte er und bückte sich, um Mike Hawkins in die Augen zu sehen.
    »Wissen Sie was, Mr. Hawkins? Es ist recht komisch, aber es fällt mir eben gerade was auf«, fuhr er eher zu sich selbst als zu seinem sterbenden Feind fort. »So wie mit Ihnen ist es mir nämlich bisher noch mit keinem einzigen anderen Menschen ergangen: Es hat mir richtig Spaß gemacht, Sie zu ermorden.«
    Er bückte sich noch tiefer und kniff Mike Hawkins vergnügt in die Nase. Dann nahm er die Aktentasche mit und faßte den Türgriff mit dem Toilettenpapier an.
    Im Erdgeschoß ging er so zu seinem Platz zurück, daß es aussah, als wäre er von der Toilette im Keller gekommen. Es war nicht besonders merkwürdig, daß jemand seine Aktentasche mit auf die Toilette nahm, statt sie unbewacht am Tisch stehen zu lassen.
    Er blieb noch eine Zeitlang sitzen und trank langsam den Rest seines olympischen Champagners aus. Unterdessen behielt er die drei Libyer im Auge, die an ihrem Tisch immer unruhiger wurden. Dann rief er die Kellnerin und bat sie um die Rechnung. Er gab ihr ausreichend Trinkgeld und schlenderte aus der Bar.
    Als er das Hotel verließ, konnte er passieren, ohne daß man sein Gepäck durchleuchtete. Wenn nichts Gefährliches hineingebracht worden war,

Weitere Kostenlose Bücher