Der einzige Sieg
angeordnet, als ich von dem Pfusch der Jungs in Langley erfuhr. Ich möchte nur eins sagen oder vielmehr zwei Dinge. Zuallererst, Carl, möchte ich dir aus meinem ganzen vollblutamerikanischen Herzen für deinen Einsatz danken. Du hast uns vor einem gottverdammten Idiotenkrieg bewahrt, um nur das zu erwähnen.«
»Besten Dank, Colin«, erwiderte Carl etwas steif, »aber ich habe nur meine Pflicht getan, und so weiter.«
»Aber natürlich, mein Junge!« lachte Colin Powell. Es hörte sich an wie bei einem Ortsgespräch. »Aber dann dürfen wir wenigstens sagen, daß du deine Pflicht auf vorbildliche Weise erfüllt hast. Ach ja, das wollte ich dir sagen: Du darfst um Himmels willen nicht glauben, daß wir vorhatten, dich da draußen zu braten. Darauf hast du mein Ehrenwort, Carl!«
»Dein Ehrenwort akzeptiere ich natürlich, Colin«, erwiderte Carl zögernd und überlegte, ob er es tatsächlich tat. »Na schön, wenn du es sagst, wenn du es sagst, nehme ich es dir ab!« fuhr er impulsiv fort.
»Schön, das zu hören, mein Junge«, gluckste der Oberbefehlshaber der USA. »Ach ja, und dann noch etwas. Wenn ich etwas für dich tun kann, brauchst du es nur zu sagen. Ich meine, ich bin dir ja, gelinde gesagt, etwas schuldig.«
»Ja«, sagte Carl ruhig. Ihm war plötzlich eine Idee gekommen. »Es gibt tatsächlich etwas, was du für mich tun könntest, etwas, worauf ich großen Wert legen würde.«
»Nur raus mit der Sprache!«
»Besorge mir ein Navy Cross«, erwiderte Carl beherrscht. Am anderen Ende wurde es eine Zeitlang still.
»Ist das wirklich dein Ernst?« fragte Colin Powell verblüfft.
»Ja, Colin, das ist es«, entgegnete Carl.
»Na schön«, sagte Colin Powell zögernd. Seine Unsicherheit war ihm deutlich anzumerken. Er wußte nicht, wie er reagieren sollte. »Warum nicht gleich die Medal of Honor, wenn du so scharf auf einen amerikanischen Orden bist? Ich dachte, dieser Mist bedeutet dir nicht sehr viel?«
»Medal of Honor wäre reichlich hochgegriffen«, erwiderte Carl ruhig. »Aber hör mal, Colin, ich bin nicht plötzlich verrückt geworden, ich habe einen verdammt rationalen Grund für meinen Wunsch. Um es kurz zu machen: Eine amerikanische Auszeichnung ist extrem wichtig für mich, und zwar aus Gründen, für deren Erklärung ich ein weiteres Essen mit dir bräuchte.«
»Okay«, sagte Colin Powell zögernd, »okay, ich bin mit von der Partie. Ich werde tun, was ich kann. Paß auf dich auf.«
»Ja, Colin«, sagte Carl, »ich verspreche, auf mich aufzupassen. Das solltest du aber auch tun! Werd jetzt bloß nicht Politiker!«
Beide lachten, als sie das Gespräch beendeten.
Carl zog nachdenklich seine oberste, normalerweise abgeschlossene Schreibtischschublade heraus und klappte einen echten amerikanischen Paß auf. Er betrachtete sich eine Zeitlang, obwohl der Mann auf dem Paßfoto nicht er selbst war.
Tessie hatte ihn ausgelacht, als sie ihn mit seiner neuen Haarfarbe und der ungewohnten Frisur gesehen hatte. Ihm war es gleichgültig, was die Leute dachten. Inzwischen hatte er das Haar mit der natürlichen Haarfarbe unter der gefärbten Schicht nachwachsen lassen. Im Augenblick sah er aus wie eine Art Punk.
Präsident George Bush wandte sich kurze Zeit später mit der förmlichen Bitte an den Kongreß der USA, zwei ausländische Offiziere, die von den Streitkräften der USA ausgebildet worden und Bürger einer verbündeten Nation seien, mit dem Navy Cross auszuzeichnen.
Der Antrag wurde routinemäßig ohne Abstimmung angenommen.
Möglicherweise hatte das Weiße Haus bei diesem Vorgehen einen Hintergedanken gehabt, denn kurze Zeit nach dem routinemäßigen Beschluß sickerten einige Informationen durch und gelangten so in die Presse.
Die Washington Post war nämlich viel zu wohlinformiert, um eine solche Story ohne sehr hochgestellte Quellen schreiben zu können. Und in der Washington Post konnte man jetzt erfahren, daß zwei schwedische Marineoffiziere mit dem Navy Cross ausgezeichnet worden seien, weil sie an einem amerikanischen Unternehmen teilgenommen hätten. Ziel: Die Vereitelung von Libyens Versuchen, sich Kernwaffen zu beschaffen. Das Ganze wurde als glänzender schwedisch-amerikanischer Triumph dargestellt. Oder vielmehr amerikanisch-schwedischer.
Auch in Tunis liest man die Washington Post. Vor allem sieht man dort CNN, einen Sender, der alles bringt, was in der Washington Post steht.
Arafat tobte, als er die Nachricht erfuhr. Sein Gegenzug war einfach, aber effektiv. Immer wenn
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