Der einzige Weg, Oliven zu essen und andere intime Gestaendnisse
und ich
liebe ihn, und entsprechend
meinem allgemeinen Standpunkt ist das in Ordnung, völlig unabhängig von dem,
was einige andere Leute darüber vielleicht denken mögen. Für mich ist meine
Sexualität ein sehr weiblicher und gesunder Teil meines Lebens. Das ist weder
schlampig noch schmutzig, und ich erhalte für diese Ansicht eine Menge
Bestärkung von Männern, die eine Frau zu schätzen wissen, die offen und
sachbezogen über sexuelle Dinge zu reden weiß, anstatt daß sie sich geniert und
um den Brei herumredet und den Mann im unklaren läßt, was sie gern hat oder was
sie nicht mag.«
Trotzdem werden manche Leute
mit dem Gefühl nicht fertig, daß es nicht so gut ist, wenn sie um irgend etwas zu bitten haben. Sie befürchten, der Partner
würde es ihnen dann gewähren, nur weil sie darum gebeten haben, und nicht, weil
er das wirklich auch wünsche. Sie möchten, daß ihre Partner von sich aus daran
denken sollten. Irgendwie ist die positive Antwort auf eine Bitte keine
zufriedenstellende Demonstration der Fürsorglichkeit. Gaye, eine 33 Jahre alte
College-Lehrerin, die elf Jahre verheiratet ist und einen Sohn von zwei und ein
Mädchen von acht Jahren hat, repräsentiert diesen nur zu weitverbreiteten
Standpunkt mit der folgenden Aussage:
»Ich hätte es lieber, wenn mein
Mann seine Arme beim Geschlechtsverkehr um mich legen und mich auf diese Weise
festhalten würde. Aber ich kann ihn nicht darum bitten. Ich habe einen
komischen Knödel im Hals — wenn da irgend etwas ist,
was ich wirklich gern hätte. Ich kann nicht darum bitten, denn wenn ich es
täte, hätte ich keinerlei Freude mehr daran, es wirklich zu bekommen. Aber so
war ich schon mein ganzes Leben lang .«
Was schnürt in dieser Beziehung
beiden, unserem Partner und uns nur die Kehle zu? Es ist wie auf Schatzsuche
gehen und keinerlei Anhaltspunkte zu haben, wo man suchen soll.
Ein anderer Widerstand gegen
das Sprechen über sexuelle Vorlieben ist die Furcht vor Zurückweisung. Viele
Frauen fürchten, wenn sie endlich die Lippen aufmachen würden und sagten, was
sie gern möchten, würde ihr Partner keine Lust haben, ihren Wünschen zu entsprechen.
Wenn der Partner erst einmal nein sagt, ist die Frau betroffen und wird sich
schließlich zurückgestoßen fühlen.
Unglücklicherweise ist es nun
einmal so, daß manche Leute die Weigerung, an einer bestimmten Aktivität —
sexuell oder auf anderen Gebieten — teilzunehmen, mit einer persönlichen
Zurückweisung in einen Topf werfen. Suzanne, 37 Jahre alt, bisexuell,
geschieden, empfand das genaue Gegenteil und stellte fest, daß ihre Haltung ihr
dazu verhilft, mehr Freude am Sex zu haben:
»Je mehr ich erkenne, wie
wichtig es ist, desto rascher bin ich dabei zu sagen, was mir Spaß macht und
was nicht. Und ich finde, daß ich so viel mehr vom Sex habe. Ich muß mich
selbst dazu zwingen, völlig offen zu sein und mir klar zu machen, daß es nichts
mit einer Ablehnung zu tun hat, wenn ich jemandem sage, ich hätte seine Zunge
nicht gern in meinem Ohr. Das heißt wirklich nicht mehr, als daß das meine Lust
nicht steigert. Andere Leute geraten dabei in Ekstase, aber mir gibt das eben
nichts. Ich muß nur ganz einfach ehrlich und gerade sein .«
Immer, wenn wir nach etwas
fragen, riskieren wir, daß wir es nicht bekommen. Aber je mehr wir um etwas
bitten, um so höher ist auch der Prozentsatz der
Fälle, in denen es gelungen ist, uns unsere Notwendigkeiten zu erfüllen. Eine
Therapeutin aus unserem Bekanntenkreis ist dahin gekommen, zu sagen: »Wenn ich
nicht dreimal am Tag eine Absage erhalte, zeigt das nur, daß ich nicht genug
gefragt habe .« Sie ist der festen Überzeugung, daß man
um so mehr erhält, je mehr man erbittet, auch wenn einem dafür von Zeit zu Zeit
mal etwas abgeschlagen wird. Aber das Ganze kann nicht beginnen, ehe wir unsere
eigenen Notwendigkeiten und Vorlieben genau feststellen können. Im anderen
Falle weiß niemand, wo der andere steht. Nehmen wir als Beispiel ein Ehepaar,
das zum Essen ausgehen will. Sagen wir einmal, er fragt sie: >Wo möchtest du
heute hingehen ?< Obwohl er gern in ein chinesisches
Restaurant ginge, sagte er das doch nicht zuerst, weil sie ja vielleicht heute
keinen Appetit auf chinesisches Essen hat. Sie aber antwortet: >Das ist mir
egal, laß uns dorthin gehen, wo du hingehen möchtest<, obwohl sie gern
italienisch essen gehen möchte. So kann das eine ganze Zeitlang hin und her
gehen, nur weil keiner von beiden zuerst sagen mag, was er gern täte.
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