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Der eiserne Gustav

Der eiserne Gustav

Titel: Der eiserne Gustav Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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mir Zinsen versprochen …! Ich habe euch mein Geld anvertraut!«
    »Sind Sie unzufrieden?« fragte Doktor Hoppe sanft den Schäumenden. »Was gibt es, Krambach?«
    Krambach setzte erregt den Fall auseinander, erregter schrie Herr Lemke dazwischen.
    »Geben Sie dem Herrn die Zinsen«, entschied Herr Hoppe.
    »Aber der Einzahlungstag ist der Auszahlungstag!« protestierte Krambach. »Wie soll ich das verbuchen?!«
    Herr Doktor Hoppe sah ernst auf Krambachs Brust. Er sah so ernst auf diese Brust, daß Krambach intensiv überlegte, ob er vielleicht einen Schlips mit dem verbotenen Rot trug.
    »Wir wollen unsere Kundschaft zufriedenstellen, Herr Krambach«, sprach Herr Hoppe und faßte ordnend an deneigenen Schlips, während Krambach den seinen zurechtrückte. »Belasten Sie die Zinsen von Herrn Lemke meinem Privatkonto. Vertrauen ist ein zartes Pflänzchen …«
    Eine Woche lang erschien Herr Lemke und brachte seine tausend Mark, abends holte er sie wieder, zuzüglich Zinsen. »Das läßt kein anständiger Laden sich gefallen«, sagte Heinz Hackendahl zu Erich Menz. »Das ist Nepp!«
    Dann, an einem Morgen, kam Herr Lemke, bleicher und verstrubbelter denn je. Er zahlte mit zitternder, aber entschlossener Hand zehntausend Mark ein. Und hob sie nicht wieder ab. Sondern brachte, als er das nächste Mal erschien, eine dicke, rotbackige Frau mit, die dreitausend Mark einzahlte …
    Aus einem Saulus war ein Paulus geworden, Herr Lemke ein Werber für das Bankgeschäft Hoppe & Cie. Manchmal noch stand er bei seinem Kontoführer, ein schmutziges Zettelchen in der Hand, und ließ sich vorrechnen, wie hoch sein Zinsgewinn schon war, und kontrollierte die Zahl an seinem eigenen Rechenergebnis.
    »Wollen Sie Ihr Geld nicht wieder mal abheben?« spottete dann wohl sein alter Feind Krambach. »Bloß daß Sie sehen, es ist noch da.«
    Aber Herr Lemke schüttelte den Kopf. »Ihr seid schon in Ordnung«, sagte er fast widerwillig. »Und euer Chef, das ist ein ganz schlaues Aas …«

8

    Manchmal sprach Heinz mit Irma über seine Bedenken, oft sprach er mit ihr davon.
    »Der Laden kann nicht sauber sein, Irma!« klagte er. »Wer so den Kunden nachläuft, bloß um ihre Einlagen zu kriegen, der ist nicht in Ordnung!«
    »Deine Sache, Mensch!« rief Irma. »Sei froh, daß du ’ne Stelle hast!«
    Denn jetzt hatten auch die jungen Hackendahls ein wenigvon ihrem Optimismus verloren. Die Arbeitslosigkeit breitete sich aus wie eine schleichende Pest. Sie raffte ganze Berufsklassen dahin. Irma war nicht mehr so sicher, daß Heinz unter allen Umständen eine Stellung bekommen würde. Und dann – es waren nur noch ein paar Wochen bis zur Geburt. Und Irma war dafür, daß das Baby seine Ordnung hatte …
    »Aber der Laden kann plötzlich auffliegen, Irma! Und ich sitze mit drin. Wegen Beihilfe oder so.«
    »Mach dich bloß nicht lächerlich, Mensch. Vierzehn Angestellte seid ihr. Und ausgerechnet du …!«
    »Alle … Es ist nicht in Ordnung, Irma! Die Einzahlungen, die sehen wir, aber was mit dem eingezahlten Geld wird, davon hat kein Mensch eine Ahnung. Das erledigt Herr Hoppe allein. Ich habe rumgehorcht bei den Kollegen …«
    »Sei so gut!« rief sie erbost. »Du willst dich wohl mit Gewalt um die Stellung bringen. Denk lieber daran, daß du Vater wirst, Mensch!«
    »Ach, Irmchen! Schimpf doch nicht gleich wieder. Das willst du doch auch nicht, daß wir vom Kleine-Leute-Betrug leben.«
    »Nun mach aber bitte einen Punkt!« rief sie. »Du betrügst keinen. Du kriegst deine zweihundert Eier und dafür arbeitest du …«
    »Aber …«
    »Sag mal, haben sie dir denn bei deiner Großbank erzählt, was sie mit dem Geld von der Kundschaft gemacht haben? Sei bloß nicht komisch, Heinz! Jetzt muß jeder zuerst an sich denken!«
    »Aber …«
    Er hatte viele Abers, auch gegen das Bloß-an-sich-selbst-Denken. Er fand, es war nicht richtig. Wenn jeder bloß an sich dachte, mußte es schiefgehen, schien ihm.
    Aber Heinz Hackendahl gab zu, daß Irma jetzt von dem erwarteten Kinde zu sehr beansprucht war, um ein richtiges Urteil zu haben. Heinz Hackendahl wurde demnächst Vater, aber noch war er allein. Allein beobachtete er die Vorgänge im Bankhause Hoppe & Cie., sehr ängstlich, denn im Grundeseines Herzens wäre es ihm gar nicht angenehm gewesen, wenn er einen klaren Beweis für die »Faulheit« des Hoppeschen Geschäftes bekommen hätte.
    Er belauerte Herrn Hoppe, er hatte ein Auge auf ihn, als sei er der Detektiv und Herr Hoppe der zu überführende

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