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Der eiserne Gustav

Der eiserne Gustav

Titel: Der eiserne Gustav Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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Mann. Der kleine Mann spart bereit; wieder, eben hat er erst was auf den Deckel gekriegt – und schon spart er wieder! Aber wie? In einem Spartopf, in einem Strumpf. Totes Kapital, von Dieben bedroht – wir wollen es dem Kapitalmarkt zuführen, denn auch der kleine Mann verdient gerne Geld! Wie …?«
    Sie fanden, daß Herr »Doktor« Hoppe eine ziemlich komische Kruke sei. Aber jedenfalls achtete er darauf, daß seine Anregungen auch befolgt wurden …
    »Wer hat hier ein Schreiben an Herrn Regierungsrat von Müller gerichtet? Sie, Dahlhacke?«(Auch nach erfolgter Aufklärung war der Chef bei dieser Namensform geblieben.) »Ich muß Sie doch dringendst ersuchen, meine Wünsche zu beachten. Reden Sie nicht! Ein Regierungsrat, und noch dazu von Müller, der ist im Leben kein kleiner Mann, der Mann kann Aktien haben, er kann sogar in einem Aufsichtsrat sitzen! Besser achtgeben! Ja, wenn es ein Pastor wäre, Pastoren sind immer gut. Gärtnereibesitzer sind auch nicht schlecht«, er wurde sinnender, »Oberlehrer gehen vorzüglich, Hebammen, richtig, Menz, Sie wollten einen Witz machen, aber Hebammen sind einmal sparsam, das kommt durch ihren Beruf, zum andern … Ob es einen Reichshebammenbundgibt? Mir ist so … Man müßte sehen, daß man seine Mitgliederliste erwischt. Ich habe schon daran gedacht, einmal alle Hebammen schlagartig zu bearbeiten … Nein, sehr richtig, Krambach, keine Landwirte, Landwirte sind rausgeworfenes Geld …«
    So ging es zu, wenn diese Werbebriefe versandt wurden. Es war klar, daß Herr Hoppe nur die Kundschaft der kleinen, unerfahrenen Leute wünschte. Das mußte nichts Schlimmes bedeuten. Er legte eben auf den Fang der kleinen Fische Wert, die von den Großbanken verschmäht wurden. Kleinvieh bringt auch Mist …
    Was nun die Werbeschriften selbst anging, so wünschte Herr Hoppe keinerlei interessierte Beschäftigung seiner Angestellten mit ihnen. Diese Schreiben mit ihren schöngedruckten Anlagen kamen fertig aus einer Druckerei, der Werbebrief selbst war mit einer Type täuschend ähnlich einer Schreibmaschinenschrift gedruckt. Daß seine Angestellten diesen Brief, in dessen Kopf sie Adresse und Anrede einzusetzen hatten, lasen, konnte Herr Hoppe nicht hindern, aber sonst …
    »Herr Menz! Herr Menz!!«
    »Bitte sehr, Herr Doktor?«
    »Darf ich Sie ebenso höflich wie dringend darauf aufmerksam machen, daß Sie sich hier befinden, um Briefe postfertig zu machen, nicht zur Lektüre. Ich bezahle keine abendlichen Überstunden mit fünfzig Prozent Aufschlag, um Leseabende zu veranstalten! Bitte, meine Herren, dies Tausend muß heute nacht noch zur Post!«
    Trotz dieser Überwachung sickerte natürlich einiges durch. Herr Doktor Hoppe konnte die Augen nicht überall haben, in einem unbewachten Augenblick klauten seine jungen Leute einfach einen Brief und lasen ihn zu Hause. Das mochte Herr Hoppe auch eingesehen haben, er mochte auch überlegt haben, daß seine Angestellten im Schalterraum der Kundschaft Rede und Antwort stehen mußten, er wurde allmählich gesprächiger.
    »Ich hab’s euch Jungen ja gleich angesehen«, sagte er überlegen, »ihr seid auf den Rücken gefallen, daß ich der Kundschaft drei Prozent Zinsen im Monat verspreche, ja, unter Umständen sogar vier und fünf Prozent! Da habt ihr gleich gedacht, da muß was faul sein! Habe ich recht, Dahlhacke?«
    Heinz Hackendahl wurde verlegen, weil Hoppe gerade ihn herausgegriffen hatte … Dann sagte er ziemlich ärgerlich: »Wirklich, Herr Doktor, ich verstehe nicht …«
    »Natürlich verstehen Sie nicht, deswegen rede ich doch mit Ihnen, weil Sie nicht verstehen. Aber eigentlich müßten Sie’s verstehen. Sie sind doch von einer Großbank, Sie müßten doch wissen, daß da manchmal, und gar nicht selten, ein Geschäft mit unterläuft, das fünfzig, das hundert, das sogar zweihundert Prozent abwirft …«
    »Selten – fast nie!« sagte Heinz Hackendahl.
    »Aber es kommt vor. Sehen Sie! Was, es kommt vor, Krambach? Sagen Sie!«
    »Doch ja, natürlich, bei den Tausenden von Geschäften …«
    »Es ist aber kein Reingewinn, man muß die vielen Geschäfte dagegen rechnen, die nichts abwerfen oder Verlust bringen«, wandte Heinz Hackendahl ein.
    »Natürlich, bei den Großbanken!« sagte Herr Doktor Hoppe verächtlich. »Die machen zehn gute und zehntausend mäßige Geschäfte im Jahr. Darum können sie natürlich auch nur ein oder anderthalb Prozent Zinsen geben! Aber wenn da ein Mann kommt, ein einfacher Doktor Hoppe, und macht

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