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Der Eiserne König

Der Eiserne König

Titel: Der Eiserne König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Henry Eagle
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sie, nachdem sie ihre Überraschung verdaut hatte, und eilte zur Wachstube, in der die Gografen schliefen.
    Hilck von der Usse erwachte rasch, aber Helmdag drehte sich zur Wand und zog die Decke bis zur Nasenspitze.
    »Was gibt es?«, fragte Hilck, der sein Brusthaar kratzte und im Anschluss laut gähnte.
    »Eine Gesandtschaft des Rats der Tiere ist da«, antwortete Sanne. »Sie wollen Euch sprechen.«
    »Ah, sehr gut«, brummte der Gograf. »Sie bieten uns sicher ihre Hilfe an.« Er zog Wams und Kettenhemd an, streifte das mit dem Wappen bestickte Gewand über und gürtete sich mit seinem Schwert. Dann tauchte er die Hände in eine Waschschüssel, strich seine Haare über die Halbglatze und tupfte sein Gesicht ab. »Habe ich Krümel im Bart?«, fragte er Sanne.
    »Nein«, erwiderte sie nach genauem Hinsehen. »Was ist mit Eurem Bruder?«
    »Die Niete?«, murmelte Hilck von der Usse. »Soll er pennen. Wegen ihm haben wir ein Viertel unseres Heeres verloren.«
    Sie traten auf den Hof. Die Tiere warteten am Brunnen. Beim Anblick des Gografen schüttelte der Hirsch das ausladende Geweih und röhrte leise.
    »Kannst du dolmetschen?«, fragte Hilck, der sich verneigte.
    Sanne nickte.
    Die Tiere bildeten einen Halbkreis um die zwei Menschen. Wie sich erwies, waren sie nicht gekommen, um ihre Hilfe anzubieten. Sie verkündeten ganz im Gegenteil, sich aus dem Krieg gegen den Eisernen König heraushalten zu wollen. Wölfe, Bären und Wildschweine hätten beim Kampf in der Grotte im Greting bereits genug Verluste erlitten. Im Übrigen habe man Meister Grimbart und Reineke Fuchs ausgesandt, während die Gografen noch selig in ihrer Feste geschlummert hätten. Der Rat der Tiere habe beschlossen, keine weiteren Toten zu riskieren; man habe seine Pflicht erfüllt.
    »Selig in der Feste geschlummert«, brummte der Gograf und blies die Backen auf. »Pah! Wir wurden durch einen Zauber ausgeschaltet.«
    »Vielleicht könnt Ihr sie noch überreden«, sagte Sanne.
    »Soll ich auf Knien vor ihnen kriechen? Ihnen das Blaue vom Himmel versprechen?«, erwiderte Hilck von der Usse. »Nein. Ich habe auch meinen Stolz. Wenn sie nicht kämpfen wollen, müssen wir das akzeptieren. Dann erledigen wir diesen König eben selbst.« Er nickte dem Hirsch zu und ging trotzig davon.
    Die Tiere sahen ihm aus dunklen Augen nach. »Wir wissen, dass ihr enttäuscht seid«, sagte ein Wolf. »Aber wir haben genug Opfer gebracht.«
    »Ja, wir sind enttäuscht«, seufzte Sanne. »Ihr wärt eine große Hilfe gewesen.«
    »Der Rat der Tiere hat entschieden«, schnaubte der Hirsch. »Einstimmig und endgültig. Meister Grimbart und Reineke Fuchs steht es natürlich frei, euch weiter zu helfen.«
    Bei dem Gedanken an die zwei Gefährten hellte sich Sannes Miene auf. »Wisst ihr etwas von ihnen?«, fragte sie.
    »Wie mein vorletztes Weibchen von einem ihrer Liebhaber gehört hat«, warf ein Wiesel ein, »der es wiederum von einer Wildkatze aus Flutwidde erfuhr, mit der er eine kurze, aber quälerische Affäre hatte, da sie mit einem Hermelinwitwer zusammen war, der neun Junge aus einer früheren Paarung aufziehen musste und nicht mehr wusste, wem er zuerst das Maul stopfen sollte …«
    Der Hirsch verdrehte die Augen. »Buhlschaften allüberall«, stöhnte er. »Ich glaube, ich höre nicht recht.«
    »… gab es im Haus der weisen Weiber einen Krawall«, fuhr das Wiesel fort. »Ein Weib soll geflohen sein. Fuchs und Dachs sind angeblich in Begleitung dreier Menschen nach Norden aufgebrochen.«
    »Drei Menschen?«, fragte Sanne erstaunt, aber erleichtert.
    »Mehr weiß ich nicht«, sagte das Wiesel. »Ich könnte mich allerdings bei der Geliebten meines vorvorletzten Weibchens erkundigen, die nach einer trostlosen Beziehung mit einem greisen Frettchen und einer Vielzahl unglücklicher Lieben ihr wahres Wesen entdeckte und …«
    »Genug!«, röhrte der Hirsch. »Wir haben unseren Auftrag erfüllt. Lasst uns aufbrechen.«
    Das Wiesel sprang davon. Kurz darauf waren die Tiere verschwunden. In der Grenzfeste erwachte das Heer. Männer eilten zwischen den Mauertrümmern hin und her, wuschen sich oder versorgten die Feuer. Nach einer Weile kam die schlafzerknitterte Muhme angehumpelt, um sich eine Tasse Kräutertee zu brauen.
    »Die Tiere wollen nicht mehr helfen?«, fragte sie mürrisch, nachdem Sanne berichtet hatte. »Aha. Lass mich jetzt bitte in Ruhe einen Tee trinken und ein Pfeifchen rauchen, ja?«
    Sanne saß stumm neben ihr. Nach einer Weile murmelte sie: »Bei

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