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Der Eiserne König

Der Eiserne König

Titel: Der Eiserne König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Henry Eagle
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das Auge wieder.
    Grimm musste heftig husten und verrenkte sich fast bei dem Versuch, sich selbst auf den Rücken zu klopfen. »He, du«, krächzte er. »Schlag mir auf den Rücken.«
    »Was?«, fragte das verängstigte Kehrweib.
    »Auf den Rücken. Schlagen«, ächzte Grimm.
    Sie hob eine zitternde Hand und klopfte ihm so behutsam auf den Rücken, als wollte sie Staub entfernen.
    »Stärker!« Grimm bekam kaum noch Luft, denn irgendetwas saß in seiner Kehle fest. »Nimm den … Besen.«
    Das Kehrweib holte mit dem Reiserbesen aus. Sie schlug in ihrer Angst so heftig zu, dass Grimm mit dem Oberkörper auf den Tisch knallte. Sein Kinn grub sich in eine Butterschüssel, ein Knorpel flog aus seinem Mund. Er holte tief Luft und drehte sich nach dem Kehrweib um. »Danke«, sagte er.
    Sie starrte die Butterflocke an, die an seinem Kinn hing, und fegte dann weiter, als säße ihr ein Geist im Nacken.
    Grimm ließ einen Schluck schalen Biers durch seine Kehle rinnen. Als er den Mund abwischte, sah er einen Kultknecht, der mit wehendem Umhang zwischen Bänken und Tischen zum Thron eilte, sich dem Eisernen König mit vielen Bücklingen näherte, neben ihn trat, wobei er darauf achtete, keine Assel zu zertreten, und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Der König hob den Zeigefinger der auf der Lehne liegenden rechten Hand, woraufhin der Kultknecht verschwand. Grimm sah ihm verächtlich nach – er verabscheute diese einarmigen, von den weisen Weibern gepäppelten Banditen.
    Da schwang die Flügeltür auf, und eine von Kopf bis Fuß in Schwarz gewandete Gestalt betrat den Rittersaal. Sie ging mit leichten, schwebenden Schritten zum Thron. Grimm erstarrte, denn er wusste sofort, wer es war: Barbera! Seine Knöchel erbleichten, als er sich an die Tischkante klammerte, und ihm schwindelte, als hätte er doch einen Kater. Barbera fiel vor dem Thron auf die Knie. Sie drückte die Stirn auf den Boden und warf die Arme aus, so dass sie mitten zwischen den wimmelnden Asseln lagen, kroch auf den Eisernen König zu, küsste seine Panzerschuhe, seine Knie und schließlich den Ring an seiner linken Hand. Grimm musste schlucken. Was tat sie da? Warum erniedrigte sie sich so? Er erstarrte, als der Eiserne König ihr verschleiertes Gesicht mit beiden Händen zu sich heranzog und auf seinen Schoß bettete, und er meinte zu hören, wie Barbera hauchte: »Mein König …«
    Grimm schnippte die Butterflocke von seinem Kinn. Er bebte am ganzen Körper und knirschte mit den Zähnen, seine roten Augen blitzten.
    Da erwachte Blaubart. Ein letztes Rasseln entrang sich seiner Kehle. Er stöhnte und strich über seinen schwarzblauen Bart. Beim Anblick Barberas breitete sich ein lüsternes Grinsen bis in den letzten Winkel seines Gesichts aus.
    Grimm klammerte sich so fest an die Tischplatte, dass er fast ein Stück herausgebrochen hätte. Was ging hier vor? Was tat seine Barbera da? Warum schmiegte sie sich in den Schoß des Eisernen Königs, als wäre sie seine Geliebte? Er ließ den Tisch los, wusste aber nicht, wohin mit den Händen; kalte und heiße Schauer liefen ihm über den Rücken. Er sah sich um: Alle anderen schliefen noch, auch die Karontiden, und im Rittersaal schien ein grauer Dunst zu hängen. Oder hatte sich sein Blick getrübt? Er schrak zusammen, als Blaubart seinen Stuhl auf den Dielen zurückschob, aufstand und hinter Barbera trat. Sie seufzte, als er über ihren Rücken strich. Und als der Eiserne König ihre rechte Hand in die Blaubarts legte, sprang Grimm mit einem wütenden Schrei auf.
    Mehrere Männer schlugen kurz die Augen auf, schliefen aber sofort wieder ein.
    »Herr«, sagte Grimm mit bebender Stimme. »Was tut Ihr da?
Ich
bin der Galan dieser Frau.«
    Der König hob die schweren Lider und sah ihn aus eiskalten Augen an. »Schweig«, befahl er. »Du bist nur ein dummer, nutzloser Diener. Diese Frau hält mir die Treue, obwohl ich sie mit dem Schandmal brandmarken ließ. Ich belohne sie mit Blaubarts Hand.«
    Barbera sah verzückt zu ihm auf. »Oh, Herr und Meister«, flüsterte sie. »Ich verehre Euch. Ich werde jeden Mann in die Arme schließen, den Ihr mir zuweist.«
    »Kapiert, Bratröhrenfratze?«, höhnte Blaubart und tätschelte Barberas Hand. »Sie gehört mir, und ich …« – er leckte seine Lippen – »kann mit ihr tun, was mir beliebt.«
    »Meine Schwestern sind im Gewölbe unter ihrem Haus gefangen«, hauchte Barbera, deren Busen heftig bebte. »Und die Frauen spinnen kein Stroh mehr zu Gold!«
    Spinnen

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