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Der Eiserne König

Der Eiserne König

Titel: Der Eiserne König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Henry Eagle
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Macht.«
    Wolken fluteten am Himmel dahin. Das Banner des Eisernen Königs flatterte im Wind. Die Streitmacht hatte sich auf den Hügel zurückgezogen. Karontiden standen bereit, um jeden Gegner, der sich auf das Schlachtfeld wagte, mit ihren Pfeilen niederzustrecken. Dann ertönten Hörner. Trommeln rasselten. Ein Ruf aus unzähligen Kehlen gellte zum Himmel, und auf dem Hügel erschien ein Reiter: Der Eiserne König. Er zügelte das Pferd, ließ den Blick über den Unkengrund bis zu den Reihen des Heeres gleiten. Er stand da, als könnte ihm nichts etwas anhaben.
    »Er droht uns«, sagte der auf die Streitaxt gestützte Harlung.
    Helmdag strich über seinen karottenroten Bart. »Ja«, sagte er. »Aber er wird uns zappeln lassen.«
    Krähen und Raben mästeten sich an den Toten. Der Reiter stand weiter auf dem Hügel. Trommeln und Hörner grollten wie der Donner eines drohenden Gewitters.
     
    Rumpenstünz und Sneewitt umgingen den Feind im Süden des Unkengrunds. Sie schlugen sich bis zur Fusel durch und folgten ihr nach Norden. Das Uferschilf war hoch, und alle paar Pferdelängen mussten sie abgebrochene Weidenäste umgehen. Der Dachs stellte beunruhigt fest, dass sie weder Wasservögel noch Bisamratten aufscheuchten. Alle Tiere waren fort. Im Westen sahen sie den Hügel. Ein einsamer Reiter stand auf der Kuppe.
    »Der Eiserne König«, sagte Rumpenstünz.
    Sneewitt tastete nach dem Eschenpflock.
    »Wann sind wir endlich da?«, jammerte Reineke Fuchs.
    Niemand antwortete. Schilf raschelte und knisterte unter den Hufen der Kaltblüter. Rechts von ihnen strudelten die braunen Fluten der Fusel, schwemmten Zweige und Äste mit sich, die immer wieder gegen glatte, grauglänzende Felsen stießen. Nach dem Unwetter war der Wasserstand sehr hoch, und der Dachs fragte sich, warum die Felsen aus dem Wasser ragten. Dann stutzte er. War jener Fels dort überspült worden? Oder war er abgetaucht? Aber wie sollte das gehen? Er sah genauer hin und merkte, dass das, was er für Felsen hielt, tatsächlich dem Treibgut auswich, ja sogar flussaufwärts schwamm. Im nächsten Moment begriff er und rief: »Da sind die Welse!«
    »Seid gegrüßt, Landratten! Wir ziehen in die Schlacht, denn ohne Welse geht die Welt zugrunde!«, rief der alte Waller.
    Die Gefährten zügelten die Kaltblüter und sahen den Fischen nach, die mit kräftigen Schwanzflossenschlägen nach Norden schwammen. Die großen Tiere drückten sich, aber Mücken, Ameisen und Maulwürfe hatten ihnen geholfen, und auch die Welse ließen sie nicht im Stich. Rumpenstünz und Sneewitt schöpften wieder Mut.
     
    Maleen wandelte währenddessen auf den Pfaden des Inneren. Diese Pfade waren finster. Wenn sie die Hände ausstreckte, spürte sie etwas, klebrig wie Blut, moderig wie der Tod. Sie stolperte über Kadaver. Sie wusste nicht, ob von Mensch oder Tier. Sie fürchtete sich. Ihre Brust war wie zugeschnürt, sie bekam kaum noch Luft. Grus und Asche umwirbelten sie. Es wurde immer dunkler.
    Aber sie drang weiter vor.

35. Feuer aus der Asche
    Die Freude über die Rückkehr der vier Gefährten ging im Jubel über die Ankunft der Welse unter. Die Krieger drängten sich am Ufer, um die heiligen Fische zu begrüßen, und die Gografen machten dem alten Waller ihre Aufwartung.
    »Schon gut, Kinder«, blubberte er, als die Zwillingsbrüder auf ein Knie fielen und ehrfürchtig den Kopf neigten. »Ich bin ja nur ein Fisch.«
    »Ganz meine Meinung«, knurrte Reineke Fuchs, der sich vom langen Ritt erholte. »Er ist nur ein glitschiger Fisch. Warum also dieser Trubel?«
    »Eifersüchtig?«, fragte Sneewitt und tätschelte seinen Kopf.
    Meister Grimbart lachte grunzend.
    Nach der Begrüßung der Welse eilten die Gografen wieder zu ihren Männern. Sneewitt rannte hinterher und rief: »Ich habe einen Pflock! Aus dem Holz der Esche! Ich werde ihn dem König ins Herz rammen!«
    Helmdag fuhr zu ihr herum. »Gib ihn mir«, sagte er. »Das ist meine Aufgabe.«
    »Oh, nein«, entgegnete Sneewitt. »Ich werde es tun. Er soll durch meine Hand sterben.«
    Sneewitt war sofort von allen Anführern des Heeres umringt.
    »Gib ihn mir«, drängte Helmdag. »Du schaffst es nicht.«
    »Und wieso nicht?«, zischte Sneewitt, die den Eschenpflock an ihren Busen drückte. »Weil ich eine Frau bin?«
    »Und eine schöne noch dazu«, murmelte Harlung und senkte den Blick.
    »Ich an deiner Stelle würde ihn weggeben«, riet Hella, die zwischen Hilck von der Usse und dessen Knappen stand. »Du könntest

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