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Der Eiserne König

Der Eiserne König

Titel: Der Eiserne König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Henry Eagle
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Ihre Tritte erstickten die letzten Schwelbrände im Schilf. Der Eiserne König übergab Blaubart die Führung und ließ sich zurückfallen.
    Je näher der Feind kam, desto unübersehbarer wurden seine Horden. Trommeln rasselten, Karontiden schlugen mit Axt und Schwert gegen ihren Schild, Kultknechte brüllten. Die Streitmacht war eine Wand aus Rüstungen, Waffen und Lärm, die Hans an die unüberwindlichen Wälle Rottlands denken ließ. Aber der Schreck schien dem Feind noch in den Knochen zu stecken, denn die Gesänge klangen nicht mehr ganz so überheblich.
    Hilck von der Usse stand an vorderster Front, das Schwert auf den Oberschenkeln, Hella und seinen Knappen neben sich. Die von Helmdag geführte Reiterei hielt sich bereit. An der Fusel legten die Bogenschützen einen Pfeil auf und behielten die Wilde Jagd im Auge, die sich wieder beruhigt hatte und hoch über dem Feind kreiste. Nicht mehr lange, dann wäre die Streitmacht in Schussweite. Hans wartete im Schilf, das Flammenschwert in der Hand, den Schild vor der Brust. Links und rechts hörte er den hastigen Atem von Kriegern, die sich auf den Kampf gefasst machten. Davon abgesehen herrschte Stille; nicht einmal die Pferde schnaubten.
    Blaubart, der in schwarzer Rüstung zwischen den Karontiden ritt, drehte sich im Sattel um und hob eine Hand. Im nächsten Augenblick hagelte ein Pfeilschauer auf das Heer. Klackern und Prasseln erfüllten die Luft, als sich die Geschosse in Schilde und Harnische bohrten.
    Die Bogenschützen der Gografen antworteten ihrerseits mit einem Pfeilhagel, aber der Feind marschierte unbeeindruckt weiter. Hans konnte schon die gelben Augen der Karontiden sehen. Matsch spritzte unter ihren Tritten. Die Kultknechte schlossen die Visiere und hoben den Klingenarm.
    Plötzlich zuckten sie zusammen. Sie wanden sich, schlugen gegen den Harnisch, kratzten an Hose und Wams wie Grimm beim Wolfsfelsen. Hans ballte triumphierend die Fäuste – die Ameisen! Sie hatten dem Feind aufgelauert, krabbelten unter Rüstungen, zwickten und zwackten. Dann hörte Hans ein Dröhnen, und im nächsten Moment surrte ein gewaltiger Mückenschwarm über ihn hinweg und hüllte die Streitmacht ein. Blaubart fuchtelte mit den Händen, Karontiden sprangen brüllend hin und her, Krieger schlugen nach Insekten und kratzten sich am ganzen Körper. Der Vormarsch stockte ein zweites Mal.
    Hilck von der Usse witterte Morgenluft. Er gab Helmdag ein Zeichen. Die Reiterei donnerte in Keilformation über das verbrannte Schilf und schlug in der Mitte der Streitmacht ein. »Zum Angriff!«, brüllte der Gograf und gab seinem Streitross die Sporen. Die ersten zwei Kampfreihen des Heeres sprangen auf und warfen sich in die Schlacht. Hans war bald mitten im Getümmel. Überall schwankten schwergerüstete Karontiden, die nach Mücken schlugen und sich Ameisen aus den Augen zu reiben versuchten. Sie hieben ziellos um sich und boten den Angreifern ihre verwundbaren Seiten dar. Der mit gelbem Blut bespritzte Hans schwang das Flammenschwert. Reiter donnerten links und rechts an ihm vorbei. Helmdag kämpfte sich auf Blaubart zu. Hilck von der Usse schlug mit seinem Knappen, Hella und der Leibgarde blutige Schneisen in die Reihen des Feindes. Dieser war auf einen raschen Sieg eingestellt, aber die Attacke der Ameisen und Mücken und der Sturmangriff des Heeres brachten ihn ins Wanken. Das Schlachtfeld war ein Chaos aus Geschrei, Gebrüll, Geklirre, Gestampfe. Ein Gestank von Blut, Matsch und Pferdeschweiß lag in der Luft.
    Die Wesen der Wilden Jagd stürzten sich kreischend auf das Heer, und als Entsatz von den Flanken der Streitmacht nahte, ließ Hilck von der Usse zum Rückzug blasen. Helmdag, der nur zwei Pferdelängen von Blaubart entfernt war, riss sein Streitross herum. Hans eilte mit den anderen Kriegern zu den Stellungen. Um sie zu decken, ließen die Bogenschützen einen Pfeilhagel auf die Wilde Jagd niedergehen.
    In der Ferne ertönte dumpfer Hörnerschall.
     
    Grimm zerrte die Axtklinge aus der Brust eines Kultknechts. Vier oder fünf Männer lagen schon in ihrem Blut, die anderen wichen beim Anblick seiner lodernden Augen zurück. Statt der Helmzier trug er immer noch die Suppenkelle, aber den Kultknechten war nicht nach Lachen zumute. Sie wogen ab: Sollten sie diesen Verrückten bändigen oder ihren bedrängten Kameraden zu Hilfe eilen? Denn im Osten des eingesackten Hügels brodelte Kampflärm, und gerade ging die Wilde Jagd zum Angriff über.
    Die Kultknechte entschieden sich

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