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Der Eiserne König

Der Eiserne König

Titel: Der Eiserne König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Henry Eagle
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sterben.«
    »
Ich
habe den Pflock gefunden«, stieß Sneewitt hervor. »Und
ich
werde ihn in der Brust des Eisernen Königs versenken.«
    »Falsch«, sagte jemand zu ihren Füßen. Es war der Dachs. »
Ich
habe ihn entdeckt. Weißt du nicht mehr? Und ich meine, wir sollten ihn Helmdag geben.«
    »Das ist … das ist nicht …« Sneewitt rang mit sich, stampfte mit einem Fuß auf und wollte den Pflock wegwerfen, besann sich aber anders. »Das ist ungerecht«, flüsterte sie.
    »Gerecht ist, dass der Finder entscheidet. Und der Finder ist Meister Grimbart«, verkündete Hilck von der Usse.
    Auf dem Hügel schwoll der Lärm der Trommeln und Hörner immer weiter an. Dann schob sich die Streitmacht des Königs über die Kuppe und wälzte sich ein zweites Mal blitzend und waffenstarrend den Hang hinunter.
    »Da kommen sie!«, schrie Hans. »Sie wollen die Schlacht vor Einbruch der Dunkelheit ausfechten. Und dieses Mal wird sie nichts mehr aufhalten!«
    Der Dachs sah zu Sneewitt auf. »Gib ihm den Pflock«, bat er. »Wir wissen, wie mutig du bist. Aber hier bedarf es größerer Kraft.«
    Sneewitt verzog das Gesicht, um ihre Tränen zu verbergen. Dann bot sie Helmdag den Eschenpflock auf beiden Händen dar.
    »Danke, tapfere Sneewitt«, sagte er.
    Sie drehte sich um und stapfte mit bebenden Schultern davon.
    »Diese Frau wäre es wahrlich wert, zu einer Königin gekrönt zu werden«, schwärmte Hilck von der Usse.
    Hella runzelte die Stirn und sah ihn scharf an.
    »Nun …«, stotterte er. »Prächtig, prächtig! Will sagen: Auf in den Kampf!«
    Während die Wilde Jagd hinter der Streitmacht in die Höhe schoss, lief Helmdag mit dem Eschenpflock zur Reiterei. Alle anderen Anführer begaben sich rasch zu ihren Truppenteilen.
    Rumpenstünz rannte geduckt zu Hans, der bei den Männern aus Flutwidde in vorderster Front stand. »Da bin ich, alter Halunke«, flüsterte er. »Ich habe Hardts Knüppel und Horns Ranzen dabei, und ich meine, wir sollten diesem Gogräflein zur Seite stehen, wenn es sich zum König durchkämpft.«
    »Das meine ich auch«, sagte Sneewitt, die neben die beiden Gefährten huschte.
    »Oh, nein!«, stöhnte Rumpenstünz.
    »Oh, doch!«, fauchte Sneewitt. »Wenn jemand hierbleiben sollte, dann du. Immerhin bist du Vater.«
    »Nimm wenigstens den Fellranzen«, bat er. »So kannst du zur Not ein paar Krieger herbeizaubern.«
    Sneewitt schnaubte. Sie schnallte den Ranzen um und angelte einen Pfeil aus dem Köcher an ihrer Hüfte.
    Die Streitmacht wälzte sich über den Unkengrund. Die durch Mückenstiche und Ameisenbisse bis auf das Blut gereizten Karontiden röhrten wütend. Hörner und Trommeln dröhnten so rachsüchtig, dass Reineke Fuchs, der am Ufer der Fusel bei den Welsen geblieben war, winselnd die Lunte einkniff. Auf Blaubarts Zeichen ging ein Gewitter aus langen, mit Widerhaken versehenen Pfeilen auf das Heer nieder.
    Hilck von der Usse schloss das Visier. »Für Pinafor!«, rief er.
    »Für Pinafor!«, gellte es aus allen Kehlen.
    Hans-mein-Igel, der Knappe, sträubte die Stacheln. Hella, die trotz aller Einwände des Gografen unbedingt kämpfen wollte, hob den Schild und zog blank.
    Da stürzten sich die Wesen der Wilden Jagd auf das Heer. Fast gleichzeitig stürmten Karontiden gegen die vorderste Verteidigungslinie an. Ächzen und Knirschen erfüllten die Luft – ein dumpfes Wogen, das klang, als wollte der Himmel bersten, und dann in ein metallisches Kreischen umschlug. Schreie von Kriegern und Kreischen der Wilden Jagd, Pferdegewieher und Karontidengebrüll verschmolzen zu einem gellenden Lärm, der Sneewitt an die sterbende Esche erinnerte. Aber sie hatte keine Zeit zum Grübeln, weil sie Pfeil um Pfeil auf die Karontiden abschoss. Rumpenstünz schwang den Zweihänder, um die geflügelten Ungeheuer abzuwehren, Hans focht gegen die anrennenden Kultknechte. Als die vorderste Linie zu wanken begann, führte Helmdag die Reiterei in die Schlacht. Er hielt Ausschau nach dem Eisernen König, den er auf dem Hügel erspähte – dort saß er auf dem blutroten Ross, umringt von seiner Leibgarde, und beobachtete die Schlacht.
    Wie sollten sie an ihn herankommen?
     
    In der Grotte im Greting sah Sanne nach Maleen. Aber diese war blind und taub für alles, was sie umgab. Sie hatte ihre Sinne auf die innere Welt gerichtet, in die sie immer tiefer eindrang. Ihre Furcht war groß, das Dunkel undurchdringlich. Wenn sie die Hände ausstreckte, spürte sie noch das klebrige Blut. Sie stolperte über

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