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Der Eiserne König

Der Eiserne König

Titel: Der Eiserne König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Henry Eagle
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für Letzteres. Grimm lachte, als sie die Flucht ergriffen, und stapfte in die entgegengesetzte Richtung. Die Mannschaften, die ihre Katapulte aufzurichten versuchten, beäugten ihn ängstlich, und als er den westlichen Hügelrand erreichte, wichen ihm auch die Männer von Tross und Nachhut aus, die das Trümmerfeld des Lagers sichteten. Manche grüßten ihren früheren Kommandanten mit geballter Faust.
    »Männer«, schrie Grimm, »eure Treue soll belohnt werden!«
    Im Lager der Nachhut holte er den Rappen aus dem Pferch. Dann ließ er sich sein Schwert aushändigen. »So ist es brav«, sagte er. »Aber was erzählt ihr euren Herren?«
    Der Waffenmeister, ein ergrauter Kämpe, der sein Leben lang nur Tod und Blutvergießen gekannt hatte, verzog das narbige Gesicht zu einem Grinsen. »Dass Ihr im Tumult entkommen seid«, antwortete er. »Wisst Ihr, dass Maulwürfe den Hügel untergraben haben?« Er zeigte auf ein Tier mit schlaffen Grabschaufeln und blutiger Schnauze, das hinter ihm an einer Stange hing. »Es müssen Tausende gewesen sein. Angeblich kämpft die Streitmacht gegen Ameisen und Mücken.«
    Grimm lachte ungläubig. »Guter Witz«, spottete er. »Warum nicht gleich gegen Flöhe?« Er schwang sich in den Sattel.
    »Wohin wollt Ihr?«, fragte der Waffenmeister.
    »Ich habe noch ein Hühnchen zu rupfen«, erwiderte Grimm. »Und ich ahne auch, wo.« Er hieb dem Rappen die Sporen in die Flanken und ritt in die Richtung, aus der er gerade erst gekommen war.
     
    Rumpenstünz und Sneewitt galoppierten ohne Rast über die Hohe Heide. Der Fuchs röchelte, als wäre er halbtot, und der hellwache Meister Grimbart hielt Ausschau nach Feinden.
    »Wie kommen wir zum Heer?«, rief Sneewitt. »Im Westen versperrt uns die Streitmacht den Weg, im Osten die Fusel.«
    »Kommt Zeit, kommt Rat«, schrie Rumpenstünz.
    »Dann muss der Rat bald kommen, denn die Zeit wird knapp. Wenn wir so weiterreiten, erreichen wir den Unkengrund am Nachmittag.«
    Gegen Mittag stießen sie auf Maulwürfe, deren Hügel sich auf allen Seiten erstreckten. Dort hielten sie kurz, um wieder die Pferde zu wechseln.
    »Wir haben unsere Schuldigkeit getan«, sagte ein Maulwurf zu Sneewitt. »Viele von uns haben den Tod gefunden. Jetzt kehren wir heim.«
    Die beiden Gefährten bedankten sich und ritten weiter. Bald darauf wogte ihnen eine Wolke von Mücken entgegen.
    »Wir haben unsere Schuldigkeit getan«, surrte eine Mücke, die auf Rumpenstünz’ Nase landete, »und viele Freunde verloren. Wir zischen jetzt ab.«
    »Ja, ich bin pappsatt«, summte eine andere. »Karontidenblut schmeckt übrigens nach Quittengelee – gar nicht übel.«
    Die Gefährten bedankten sich. Nach zwei Meilen trafen sie auf die Ameisen.
    »Viele von uns sind zertrampelt worden«, sagte die Königin. »Wir haben unsere Schuldigkeit getan und wollen heim.«
    »Vielen Dank«, erwiderte Sneewitt. »Habt ihr die Streitmacht des Eisernen Königs besiegt?«
    »Oh, nein.« Auf dem winzigen Gesicht der Ameisenkönigin schien sich ein Schmunzeln auszubreiten, als sie hinzufügte: »Aber wir haben sie ordentlich gepiesackt.«
    Ameisen fluteten an Rumpenstünz und Sneewitt vorbei. Sie warteten die Letzten ab, dann ritten sie weiter.
    Am frühen Nachmittag begegneten sie Grimm. Er unterbrach das Räuberlied, das er sang, und rief: »Na, ihr beiden? Wohin des Weges?«
    »Ich dachte, du wolltest kämpfen«, erwiderte Sneewitt.
    »Oh, ich habe gekämpft«, sagte Grimm. »Nun muss ich noch eine offene Rechnung begleichen.«
    »Wie steht es im Unkengrund?«, fragte Rumpenstünz.
    »Der Eiserne König hat Flöhe«, antwortete Grimm. »Oder so ähnlich. Der Arme! Er schleppt doch schon genug Viehzeug mit sich herum. Die Streitmacht hat sich jedenfalls blamiert. Es wird eine Weile dauern, bis sie sich gesammelt hat.« Er schnalzte mit der Zunge, und sein Rappe trabte weiter.
    Sneewitt sah ihm nach. »Warum hat er eine Suppenkelle auf dem Helm?«, fragte sie verblüfft.
    Rumpenstünz zuckte nur mit den Schultern. »Ich frage mich«, murmelte er, »ob uns das Kleinvieh wirklich geholfen hat.«
     
    Krähen und Raben kreisten über den Gefallenen, ließen sich auf den bogenförmigen Hornfortsätzen nieder, die Brust und Schritt der Karontiden entsprangen. Die Schreie Verwundeter hallten auf dem Schlachtfeld, und in der Ferne wieherte ein sterbendes Pferd.
    »Das Kleinvieh ist weg«, sagte Hilck von der Usse. »Es hat uns geholfen, aber der Feind wird bald wieder angreifen. Und zwar mit geballter

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