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Der Eiserne König

Der Eiserne König

Titel: Der Eiserne König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Henry Eagle
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stieß. Gebrüll erschallte, als sie zwischen ihre Artgenossen stürzte. Die Wilde Jagd stob irritiert auf und gab den Blick auf die restlichen Gefährten frei, die ihrerseits mit Gebrüll gegen die Leibgarde anrannten.
    Meister Grimbart stockte der Atem: Zehn Männer und eine Frau gegen Dutzende von Karontiden – das war Selbstmord! Aber die Recken stritten mit unerwartet großer Wucht. Die Sterne auf ihren Schilden blendeten die Gegner, und sie schirmten die Gefährten auf beiden Seiten ab, so dass diese immer weiter vordringen konnten. Als sie bis auf Wurfweite an den König herangekommen waren, drehte sich dieser zu ihnen um, reckte einen Arm und spreizte die Finger.
    Meister Grimbart meinte, einen Blitz zu sehen, genau war es nicht zu sagen. Schwarzer Rauch kräuselte sich auf der Hand des Eisernen Königs. Die sieben Recken erstarrten mitten im Hieb und regten sich nicht mehr. Die Karontiden röhrten.
    Dann schlossen sie die Gefährten ein.
    Der Dachs konnte sie nicht mehr sehen.
     
    Als Maleen eine Gänsehaut bekam, wurde ihr bewusst, dass sie in die Sphäre der grünen Kraft eingetreten war. Wohlige Schauer liefen über ihren Körper. Sie krümmte sich stöhnend. Die Furcht fiel von ihr ab, und als sich die Finsternis zum silbrig-grünen Zwielicht aufhellte, konnte sie es sehen – das feine, in der Luft hängende Wurzelgespinst, das wie die drei blinden Feen im Wind flüsterte … »Oh-hoh-hoh«, murmelten die Wurzeln. »Zieh-hieh-hieh … Eh-beh-beh …«
    Sanne und die Muhme fielen auf die Knie.
    »Wer bist du?«, fragte Maleen, die demütig den Kopf senkte. Sie spürte die grüne Kraft, die wie ein Mückenschwarm in der Luft vibrierte, den Boden erbeben ließ, als würden Maulwürfe buddeln, auf ihrer Haut kribbelte wie Ameisen.
    »Wir helfen nicht«, krächzte eine Stimme.
    »Es gibt keine Wunder!«, rief eine zweite.
    »Fünf Finger hat die Hand«, verkündete eine dritte.
    »Wer spricht da?«, fragte die eingeschüchterte Maleen.
    Wie als Antwort ertönte: »Oh-hoh! Zieh-hieh! Eh-beh!«
    »Warum lacht ihr?«, fragte Maleen. »Wir brauchen die Hilfe der grünen Kraft. Sonst wird der Eiserne König siegen. Er hat es fast geschafft.«
    Stille. Dann ein leises Schluchzen: »Moderbart, Ochsensaft, Eberblut, Ziegenmilch, Fuchsurin. Was habt ihr getan?«
    »Krüppelbaum! Aus der Traum!«, jaulte eine andere Stimme, und ein klagendes Heulen erfüllte die silbrig-grüne Leere.
    Maleen erschrak: Sie waren zu leichtfertig gewesen, als sie den Bart begraben hatten; sie hatten alles zunichte gemacht.
    Sie wurde von tiefer Trauer erfüllt.
     
    Der Unkengrund versank im Dunkel. Die Welse dümpelten matt im Fluss. Das Heer konnte sich der Feinde kaum noch erwehren. Hilck von der Usse kämpfte in vorderster Front. Er wollte die Schlacht noch nicht verloren geben, aber als Hella nach dem Hieb eines Kultknechts verwundet zu Boden ging, fasste er einen verzweifelten Beschluss. Auf seinen Befehl hin rannten Krieger zum Ufer, um Fässer mit Pech von einem der Trosswagen zu holen. Sie schlugen die Deckel ein, kippten das Pech auf die Gefallenen, hinter denen sich das Heer verschanzt hatte, und setzten es in Brand. Es loderte sofort auf. Ein bogenförmiger Flammenwall trennte die Streitmacht vom Heer. Kultknechte fingen Feuer, torkelten als lebende Fackeln in die Klingen der Verteidiger. Karontiden wichen brüllend zurück. Die Bogenschützen nutzten die Atempause, um Pfeile aufzusammeln, und der Gograf trug Hella zum Ufer. Die auf den Bäumen sitzenden Raben und Krähen, die mitansehen mussten, wie das Aas, an dem sie sich laben wollten, in Flammen aufging, kreischten zornig.
    »Tut mir leid«, blubberte der alte Waller, als er Hilck von der Usse erblickte. »Aber wir können nicht mehr.«
    Der Gograf legte Hella behutsam auf den Boden. Er wischte sich mit seinem zerfetzten Waffenrock Blut aus dem Gesicht, ließ den Blick über die Sterbenden und Verwundeten gleiten. Dann nickte er dem Waller dankend zu und kehrte auf das Schlachtfeld zurück. Viele Krieger saßen erschöpft da, andere versorgten im Schein des Scheiterhaufens, in dem Freund und Feind verbrannten, ihre Wunden. Hilck von der Usse hielt vergeblich Ausschau nach seinem Bruder – der Qualm war so dicht, dass sich nicht einmal die Wilde Jagd hindurchwagte.
    Harlung, der die Klingen seiner Streitaxt geschärft hatte, gab ihm den Wetzstein. »Die Hälfte meiner Brüder ist gefallen, viele sind verletzt«, brummte er und sah zur Flammenwand, hinter der die

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