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Der Eiserne König

Der Eiserne König

Titel: Der Eiserne König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Henry Eagle
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Brust. Sneewitt senkte den Bogen und sah zu, wie das tödlich getroffene Ungeheuer auf die Flanke fiel. Dann sah sie noch etwas – und legte sich eine Hand auf den Mund, um nicht laut aufzuschreien.
    Meister Grimbart spuckte Helmdag den Eschenpflock vor die Füße, den er im Maul getragen hatte. »Jetzt habe ich dieses Ding zum zweiten Mal gefunden«, brummte er. »Beim dritten Mal verlange ich Finderlohn und lasse Euch obendrein den Hosenboden versohlen, weil Ihr so nachlässig seid.«
    Der Gograf hob den Pflock auf. Er sah den Dachs dankbar an und wollte etwas erwidern, aber Rumpenstünz brüllte: »Wir haben keine Zeit für Komplimente. Wir müssen weiter!« Er sprang aus der Deckung der Schilde und führte wilde Streiche gegen die ringsumher angreifenden Ungeheuer. Die Recken folgten ihm, als er auf den zwei Steinwürfe entfernten Hügel zueilte. Der wiedergefundene Eschenpflock verlieh auch den anderen frischen Mut und neue Kraft. Hans schlang den Schild auf seinen Rücken, packte das Flammenschwert und rannte los. Sneewitt war ihm dicht auf den Fersen. Helmdag schrie: »Für Pinafor!«, und stürmte hinterher.
    Die Wesen der Wilden Jagd umwogten sie kreischend. Der Eiserne König sah auf sie hinab. Die schwergerüsteten Karontiden seiner Leibgarde wuchteten sich zu ihnen herum und zogen blank. Schwerter, flammenförmig oder gezackt und lang wie ein Mann, blitzten auf, als die erschöpften Welse ihr blaues Licht ein letztes Mal in das Schlachtgetümmel spien. Der Dachs duckte sich unter eine Schwinge des toten Ungeheuers. Dieser Angriff war eine Verzweiflungstat. Er konnte nur mit einem Blutbad enden.
     
    Kampfgebrüll und Schmerzensschreie hallten. Maleen sah ein von Toten übersätes Schlachtfeld. Feindeshorden bedrängten das Heer der Gografen. Große Fische trieben leblos im Fluss. Dann sah sie den Eisernen König auf einem Hügel, und sie erblickte das mutige, von der Wilden Jagd verfolgte Häuflein ihrer Gefährten, das den König angriff. Sie erschrak. Und spürte, wie Sanne und die Muhme ihre Hände fester drückten. Dann löste sich das Bild auf, der Lärm verstummte.
    Maleen schluckte ihr Entsetzen hinunter und lief weiter. Sie wusste, dass sie eine Grenze erreichen würde, wenn sie tief genug in die von den Geistern ihrer eigenen Ängste beseelte Leere vordrang. Hinter dieser Grenze lag ein Bereich, der weder Innen noch Außen war, aber alles durchdrang und umgab, was ein pochendes Herz besaß. Es war der Bereich der grünen Kraft, die durch den Verrat der weisen Weiber und das Erwachen des Eisernen Königs so stark geschwächt worden war, dass der frühe Herbst in einen endlosen Winter umzuschlagen drohte. Wenn es etwas gab, das Pinafor in dieser Stunde der Not helfen konnte, so war es dort zu finden. Maleen drang weiter vor, begleitet von Sanne und der Muhme, gefolgt von Alwine. Sie musste zu den Wurzeln, die sie kurz gesehen hatte.
    Aber das Dunkel lichtete sich noch nicht.
     
    Das hinter Bergen von Gefallenen verschanzte Heer der Gografen bildete einen Bogen vor der Fusel. Unterstützt vom blauen Licht hatten die Krieger Vorstöße unternehmen und dem geblendeten Feind hohe Verluste zufügen können, aber die Welse waren mit ihrer Kraft am Ende. Die Männer aus Flutwidde, dem Lohwald und von der Hohen Heide wussten um die Aussichtslosigkeit der Lage, kämpften aber in einem Zustand dumpfer Raserei weiter. Hilck von der Usse focht neben Hella und seinem Knappen. Harlung ließ die Streitaxt durch die Luft sausen. Die Bogenschützen hatten alle Pfeile verschossen und zum Schwert gegriffen.
    Der Fuchs saß in der hohlen Weide. Er sah abwechselnd zu den matt im Fluss dümpelnden Welsen und zu den Kriegern, die ihr Äußerstes gaben, um den Feind abzuwehren. Immer wieder schleppten sich Verwundete zum Ufer, wo sie in das Röhricht sanken. Ein gespenstisches Stöhnen lag in der Luft. Wo, fragte sich der Fuchs, mochte Meister Grimbart stecken?
     
    Der Dachs zitterte am ganzen Körper, während sich die Gefährten mit Unterstützung der sieben Recken zur Hügelkuppe hinaufkämpften. Inmitten der Wilden Jagd waren sie kaum zu sehen; dass sie noch lebten, war nur an den Ungeheuern zu erkennen, die blutend und kreischend zu Boden gingen. Die Leibgarde des Eisernen Königs war kampfbereit, aber der König selbst würdigte die Gefährten keines Blickes, sondern behielt die Schlacht im Auge. Dann sah Meister Grimbart, wie Hans ausbrach und einer Karontide das Flammenschwert zwischen Helm und Halsberge

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