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Der Eiserne König

Der Eiserne König

Titel: Der Eiserne König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Henry Eagle
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vollendete der Dachs den Satz. »Los, komm mit.« Er huschte eilends in Richtung Senke, wobei er jede Deckung nutzte, ob Busch, Wacholder oder Fels.
    Der Fuchs hetzte hinterher. »Was«, keuchte er, »hast du vor?«
    »Diese Halunken sind dumm wie Bohnenstroh«, rief Meister Grimbart über die Schulter, »das merkt man ja schon von weitem. Wir nutzen ihren Aberglauben aus.«
    Der Mond tauchte zwischen den Wolken auf. Hätte er Augen gehabt, dann hätte er sehen können, wie Dachs und Fuchs zwischen den Gefährten, die sich in der Senke stritten, und den zehn rachedurstigen Jungmännern, die sich heimlich, still und leise anschlichen, in ein Ginsterdickicht huschten.
    »Glück gehabt«, flüsterte der Fuchs. »Das ist Färberginster. Der hat keine Dornen.«
    Sie konnten hören, wie die Burschen tuschelten.
    »Wir haben sie ruck, zuck überwältigt«, sagte einer. »Dann schneiden wir ihnen die Ohren ab, damit sie uns nie mehr vergessen.«
    »Wir stecken sie nackt in ein mit Nägeln gespicktes Fass und lassen sie von zwei Schimmeln durch das Dorf ziehen«, sagte ein anderer.
    Der Mond verschwand wieder hinter Wolken.
    Der Fuchs zitterte. »Das sind … Unmenschen«, flüsterte er.
    »Aufgepasst«, zischte der Dachs. »Auf mein Kommando.«
    Er erklärte seinen Plan. Als die Burschen nur noch wenige Schritte entfernt waren, sprang der Fuchs auf Meister Grimbarts Rücken. Dann richteten sich beide Tiere mit funkelnden Augen im Dickicht auf und fauchten und knurrten, was das Zeug hielt.
    »Ein Heidegeist!«, schrie einer der Burschen erschrocken.
    »Er will uns unter die Erde ziehen!«, rief ein anderer.
    Fuchs und Dachs wirkten im Dunkeln wie ein vieräugiges Geschöpf. Die Burschen schrien Zeter und Mordio. Einige nahmen die Beine in die Hand und rannten davon.
    »Hiergeblieben!«, brüllte ihr Anführer. »Seid ihr Männer oder Mäuse?« Im nächsten Augenblick erwischte ihn eine Tatze an der Wange, und er kreischte auf wie ein Waschweib.
    Im übernächsten Augenblick tauchten die Gefährten mit blankgezogenen Waffen aus der Senke auf.
    »Wer da?«, brüllte Kunz und schwenkte den Zweihänder.
    Die Jungmänner flohen Hals über Kopf.
    »Das waren diese hirnlosen Halbtoten«, sagte Hardt.
    Sneewitt ließ einen Pfeil von der Sehne schnellen. Er sauste in Richtung Mond, der hinter einer Wolke hervorlugte, senkte sich und verschwand in der Nacht.
    »Wenn sie so schnell denken könnten, wie sie rennen, wären sie gleich daheim bei ihrer Stiefmutter geblieben«, brummte Horn.
    »Hattest
du
eine Stiefmutter?«, fragte ihn Sanne.
    Horn nickte.
    »Ich auch«, sagte sie.
    »Ist ja lustig«, sagte Hardt. »Ich auch.«
    »Ich auch …«, murmelte Sneewitt und sah düster drein.
    »Ich nicht«, sagte Hans. »Aber meine Mutter hatte das Herz einer bösen Stiefmutter.«
    Sie standen da, in ungute Erinnerungen versunken.
    Da rutschte der Fuchs vom Rücken des Dachses und purzelte mit einem Quäken in das Ginsterdickicht.
    »Zeig dich, Bastard!«, brüllte Kunz und riss den Zweihänder hoch.
    Die Gefährten warteten wachsam. Schließlich kamen Dachs und Fuchs zum Vorschein. Sneewitt ließ den Bogen sinken. »Die schon wieder …«, sagte sie.
    »Meine Freunde!«, rief Horn hocherfreut und schwenkte zum Gruß den Hut. Sofort wuchsen hundert Langbogenschützen aus dem kargen Heidesand. »Oh …«, murmelte er. »Bitte um Vergebung.« Er wedelte noch einmal mit dem Hut, und die Schützen verschwanden.
    Die Tiere tauschten einen Blick. Der Dachs murrte etwas und huschte davon. Der Fuchs sah ihm nach und schnürte dann in die Senke, wo er sich neben dem Feuer niederließ und seine Pfoten ableckte. Die Gefährten setzten sich zu ihm.
    »Dieser brave Fuchs hat im Auwald meinen Hut gefunden«, sagte Horn. »Er hat uns gerettet! Ist er nicht großartig?«
    Der Fuchs lächelte geschmeichelt.
    »Ohne die zwei hätten uns die Burschen überrumpelt«, sagte Sanne.
    Der Fuchs lächelte noch geschmeichelter.
    »Er scheint uns zu verstehen«, sagte Hans. »Schade, dass wir die Sprache der Tiere nicht beherrschen …«
    Der Fuchs lächelte vielsagend.
    »Er ist ein verlaustes Fellbündel«, sagte Sneewitt abschätzig.
    Der Fuchs wirkte zugleich verblüfft und verletzt.
    »Was unser Streitgespräch betrifft …«, sagte Hardt.
    »Wir halten euch nicht auf«, erwiderte Hans. »Macht, was ihr wollt. Aber wir suchen weiter.«
    Horn hustete. Die Sache war ihm unangenehm. »Ihr dürft uns nicht falsch verstehen …«, begann er.
    »Haut doch ab!«,

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