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Der Eiserne König

Der Eiserne König

Titel: Der Eiserne König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Henry Eagle
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mit der Igelgestalt verabschiedete sich und trieb die Schweine zu einem Ort, wo die seltenen Eichen wuchsen. Nun waren die Gefährten auf sich gestellt. Die sandige Einöde der Hohen Heide erstreckte sich ringsumher, so weit das Auge reichte. Der Ginster war verblüht, aber das Heidekraut leuchtete, und da und dort ragten die grünen Säulen der Wacholder auf. Die Gefährten trabten auf gut Glück nach Norden.
    »Sie ist zu Fuß und hat einen halben Tag Vorsprung«, sagte Sneewitt. »Wenn sie keine Siebenmeilenstiefel hat, kann sie noch nicht weit sein.«
    »Sie könnte auch die Fusel überquert haben«, warf Sanne ein. »Dann wären wir hier im Westen falsch.«
    »Tja«, brummte Horn. »Was meinst du, Hardt?«
    »Ich habe keine Meinung dazu«, antwortete der.
    Hans ritt verdrossen voran. Die Erde war weit, der Himmel noch weiter. Wie sollten sie das Mädchen, das sich vor ihnen verbarg, je finden? Der Hinweis auf die Fusel war reines Glück gewesen. Und sie hatten großes Pech gehabt, als ihnen das Mädchen am Vorabend entwischt war. Aber wie hätten sie wissen sollen, dass sie in der Schenke war?
    Die Gefährten trabten weiter. Obwohl es sinnlos war, hielten sie Ausschau nach Spuren. Als die Abendsonne den Sand in ihr rötliches Licht tauchte, gelangten sie zu einer Senke. Die Wurzeln von Krüppelkiefern ragten aus einem der Hänge und bildeten ein bizarres Gespinst. Hans nickte. »Wir machen hier halt«, sagte er und glitt von seinem Kaltblüter.
    Hardt führte die Pferde an einem Bach zur Tränke. Kunz las Holz auf und entfachte ein Feuer. Der aufgehende Mond warf die Schatten der Krüppelkiefern in die Senke. Die Gefährten hatten sich in ihre Decken gehüllt und um das Feuer geschart, dessen Flammen im Wind zuckten. Sie verzehrten die Reste ihres Proviants.
    Nach langem Schweigen murmelte Horn: »Vielleicht steige ich aus. Tut mir leid. Aber diese Suche ist sinnlos.«
    »Tja«, sagte Hardt und zupfte an seinem Kinnbart. »Du hast wohl recht. Ich habe im Dorf zwar gemerkt, wie verkommen die Leute inzwischen sind, aber was sollen wir dagegen tun?«
    »Wir dürfen nicht aufgeben«, wandte Hans ein. »Denkt an die Gografen, die man durch einen Schlafbann ausgeschaltet hat. Pinafor droht Gefahr. Wenn wir das Mädchen finden, weist sie uns vielleicht den Weg zur Esche, und dann …«
    »Dann könnten wir auch nichts tun«, unterbrach ihn Hardt.
    »Gewäsch!«, zischte Sneewitt. »Ihr habt doch nur die Hosen voll.«
    »Die beiden sind freiwillig dabei«, warf Kunz ein. »Lasst sie ziehen.«
    »Nein«, erwiderte Sanne. »Wir brauchen jeden Mann. Denkt an den eisgrauen Reiter und seine goldenen Jünglinge.«
    »Genau die geben mir zu denken«, sagte Horn.
    »Hasenfuß!«, fauchte Sneewitt. »Du hast dich kurz vor dem Gefecht in die Büsche geschlagen. Ohne eure Wunderwaffen wärt ihr so hilflos wie zwei junge Welpen.«
    Ein Streit entbrannte. Hitzige Worte flogen wie Funken über dem Feuer hin und her. Die Ratlosigkeit schlug in Wut um.
     
    Wolken schoben sich vor den Mond, aber Dachs und Fuchs konnten auch im Dunkeln hervorragend sehen. Der Wind trug ihnen Wortfetzen des Streitgesprächs zu, das die Gefährten zwei oder drei Steinwürfe entfernt in der Senke führten.
    »Diese Leute reißen sich gegenseitig die Köpfe ab«, sagte der Fuchs. »Willst du dich wirklich mit ihnen verbünden?«
    »Wir können das Mädchen aufspüren«, erwiderte der Dachs. »Aber wir können nicht gegen diese Dämonen kämpfen.«
    »Fliegen die sieben Raben wieder?«
    »Bist du blind?«
    »Nein«, sagte der Fuchs kleinlaut.
    »Ich habe sie heute gesehen. Sie suchen die Hohe Heide ab. Uns bleibt nichts …« Er spitzte die Ohren. »Hörst du das?«
    Der Fuchs hob ein Gehör. »Nein«, sagte er. »Aber ich wittere etwas – gewaltbereite Männlichkeit. Kein schöner Geruch.«
    Beide Tiere weiteten die Nüstern und ließen den Blick einmal rundum schweifen.
    »Da«, flüsterte der Fuchs. »Eins, zwei … hundert Burschen.«
    »Hundert?«, blaffte der Dachs. »Zehn, du Held!«
    »Zehn … Das ist eine eins mit drei Nullen, richtig?«
    »Die Null bist du«, fauchte Meister Grimbart. »Ich dachte, ihr Füchse seid so schlau. Sei still.«
    Die Burschen schlichen sich von Süden an die Senke an. Sie waren mit Knüppeln und Messern bewaffnet.
    »Sie wollen unsere zukünftigen Verbündeten überfallen.«
    »Ach, wirklich?«, fragte der Dachs süffisant.
    »Wir sollten … wir müssten … wir könnten … wir …«
    »Werden eingreifen«,

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