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Der Eiserne Rat

Der Eiserne Rat

Titel: Der Eiserne Rat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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achtfaches Ballett, und steigt hinüber auf den Rand der Schlucht und tanzt daran entlang, während die farbleeren Männer und Frauen ihm zaghaft folgen. Er wendet den Kopf in schlauer, neckischer Seitwärtsneigung und mustert sein Gefolge mit einer Konstellation von Augen wie schwarze Eier. Jedes Mal erstarren die Leute und weichen zurück, und er wendet sich wieder und tänzelt weiter und sie folgen ihm wie unter Zwang.
    Er gleitet über den Rand der Klippe, und als sie hinlaufen und die Hälse recken, sehen sie den Arachniden zierlich wie ein Dämchen in Stöckelschuhen den Steilhang hinuntertrippeln. Immer schneller, und er läuft, bis er abwärts prescht und bei den Wurzeln der Brücke anlangt, den Pfeilern auf halbem Weg zum Grund. Mit einem Satz, ohne den dazwischenliegenden Raum zu passieren, ist er auf dem halb fertigen Brückenstumpf und – klein in der Ferne – fängt an Rad zu schlagen, wird ein kranzloses Rad und saust an den Trägern entlang, wo bei Tag die Remade-Brückenaffen hängen und bauen.
    … UND SPALTET UND BRECHT … Des Webers Stimme tönt so laut, als befände er sich unmittelbar neben Judah … WOHLAN VORAN SIE HARREN GESPANNT GEBANNT DÄMONEN DER BEWEGUNG DES GEBILDES VON MENSCHENHAND-JUBILATE ZITIERET ZITATE TURMHOCH RAGT SCHAUT WAS NAHT WEGWAGT IHR SEID IHR SEID GUT IN DER ZEIT JENSEITS JENER EBENE LOKOMOBILATE … Und der Weber ist fort, und erst nach langem Starren auf die arachnide Abwesenheit auf der Brücke wenden die Männer und Frauen sich ab. Jemand fängt an zu weinen.
     

     
    Am nächsten Tag ist eine Hand voll Männer tot. Sie starren blicklos auf zu dem Zeltdach über ihnen oder dem Himmel, mit Augen, aus denen alle Farbe herausgewaschen scheint und einem Lächeln stiller Freude.
    Da ist ein alter Mann, seit langem schon dem Wahnsinn anheim gefallen, der viele Meilen weit mit ihnen gezogen ist, daneben saß, wenn die Motteks den Hammer schwangen und die Huren Entspannung verkauften, zum Maskottchen befördert, zum Glücksbringer. Nach dem Besuch des Webers steht er über dem Tunneleingang und predigt mit feurigen Zungen. Er sagt, er sei der Prophet der Spinne, und auch, wenn sie nicht tun, was er ihnen zu tun befiehlt, betrachten die Arbeiter des eisernen Pfades ihn mit zurückhaltendem Respekt.
    Er wandelt inmitten der erzwungenen Untätigkeit der Schienenleger. Er ruft den Tunnelgräbern zu, legt eure Hacken nieder und werft eure Gewänder ab und macht euch auf gen Norden zu den fremden Orten des Landes. Er ruft ihnen zu, sie sollen mit den Spinnen im Staub kopulieren. Sie seien alle umwoben von den Fäden des Webers. Verbunden in neuer Konfiguration.
    - Wir haben einen Weber gesehen, sagt Judah. – Den meisten Leuten ist das nicht vergönnt. Wir haben einen Weber gesehen.
     

     
    Tags drauf streiken die Damen des horizontalen Gewerbes.
    - Nein, bescheiden sie die Männer, die zu ihren Zelten kommen und sie nun baff anstarren. Die Frauen haben sich kampfbereit formiert, umklammern ihre provisorischen Waffen. Ein Streikposten in Fummeln und Petticoats.
    Ein paar Dutzend haben sich zusammengefunden, wild entschlossen und über sich selbst erstaunt. Sie schicken die Motteks weg, die Tunnelgräber, die Gendarmen. Die Abgewiesenen rotten sich zusammen. Eine Gegendemonstration vergrämter, geiler Männer. Sie murren. Einige gehen weg und masturbieren hinter Felsen, andere gehen einfach. Manche bleiben.
    Staub umweht die beiden Gruppen, die sich Füße scharrend gegenüberstehen. Die Gendarmen erscheinen auf dem Plan – sie wissen nicht recht, was sie unternehmen sollen; die Frauen tun nichts außer sich verweigern, die Männer tun nichts außer warten. – Nur gegen Bares, verkündet Ann-Hari. Nur gegen Bares nur gegen Bares nur gegen Bares.
    - Wir machen’s nicht mehr für schöne Worte, erklärt sie Judah. – Seit wir hergekommen sind und das Geld ausgegangen ist, haben die Mädchen auf Kredit gegengehalten. Unsere Kerle, unsere Gendarmen, jetzt auch noch die neuen Jungs. Und sie haben lange keine Frauen mehr gehabt, sie tun uns weh, Judah. Sie kommen und sagen, schreib’s an, Süße, und man kann nicht nein sagen, und man weiß, das Geld kriegt man nie zu sehen.
    - Cyra hat ein Auge verloren, sagt sie. – Einer von den Maulwürfen kommt, will anschreiben lassen, und sie sagt, mach ich nicht mehr, und er verpasst ihr eins, dass das Auge platzt und ausläuft. Belladonna hat einer den Arm gebrochen. Nur gegen Bares, Judah. Von jetzt an wollen wir erst Geld

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