Der Eiserne Rat

sehen.
    Die Frauen verteidigen Fucktown. Sie gehen Patrouille mit Stöcken und Stiletten, sie bilden die Front. Andere passen abwechselnd auf die Kinder auf. Bestimmt sind unter ihnen welche, denen diese Entwicklung nicht gefällt, aber sie müssen sich der Mehrheit beugen. Ann-Hari und die anderen promenieren Röcke schwenkend und lachend vor den Männern auf und ab. Judah ist nicht der Einzige, der mit den aufgebrachten Huren gut Freund ist. Er, Shaun Sullervan und Thick Shanks, eine Gruppe Gleichgesinnter, passen auf, dass es nicht zu Ausschreitungen kommt.
    - Kommt schon, Mädels, was soll das, versucht ein Vorarbeiter sich als Vermittler. – Was ist los? Was ist euch über die Leber gelaufen? Wir brauchen euch, ihr Süßen. Er lächelt.
    - Wir lassen uns nicht mehr für lau flachlegen, John, antwortet Ann-Hari. – Kein Süßholzraspeln mehr. Nur noch gegen Bares.
    - Wir sind blank, Ann, das weißt du, Süße …
    - Nicht mein Problem. Sag deinem großen Wrightby, er soll seine Leute bezahlen, dann … Sie wackelt mit den Hüften.
    In der Nacht versucht ein Trupp Männer, halb im Übermut, halb wütend, den Kordon zu durchbrechen, aber sie werden von den Frauen abgefangen und verdroschen und müssen den Rückzug antreten. Sie halten sich die blutigen Köpfe und fluchen, ebenso sehr überrascht wie schmerzerfüllt. – Dämliche Fotze, brüllt einer. – Dämliches verficktes Weibsstück, du hast mir den Schädel eingeschlagen, Nutte.
    Auch am nächsten Tag geben die Frauen nicht klein bei, und längst hat die Situation den Reiz des Neuen, Absurden verloren und das anfängliche Amüsement sich verflüchtigt. Ein Mann nimmt seinen Schwanz heraus und schüttelt ihn. – Bezahlung wollt ihr?, brüllt er. – Fresst das, ihr dreckigen, geldgeilen Schlampen.
    Einigen in der Menge der vergrämten Freier, die Zuneigung zu den Frauen empfinden, die über Stock und Stein ihre Weggefährten gewesen sind, gefällt das nicht, und sie bringen ihn zur Räson, doch es gibt andere, die applaudieren.
    - Bringt Geld, und ihr dürft rein, rufen die Frauen. – Gebt nicht uns die Schuld, ihr geilen Bastarde.
    Die Männerschar unternimmt einen zweiten Vorstoß, diesmal angeführt von den Tunnelgräbern. Man hat Vergewaltigung im Sinn, Bestrafung. Doch etwas Unvorhergesehenes macht ihnen einen Strich durch die Rechnung. Remade-Frauen, die man zu einem Wasserlauf in der Nähe von Fucktown geschickt hat, um Wäsche zu waschen, sehen die Angreifer heranschleichen und schlagen Alarm. Im Nu sind die Männer bei ihnen, um sie zum Schweigen zu bringen. Ebenso schnell ist ein Trupp streitbarer Freudenmädchen zur Stelle.
    Männer tragen Stichwunden davon, einer Frau wird das Gesicht zerschlagen. Nachdem die Männer das Schlachtfeld geräumt haben, finden die Frauen eine der Remade bewusstlos und blutend. Sie zögern nur kurz, bevor sie sie aufheben und mitnehmen, um sie zu pflegen.
    Am Morgen streiken die Tunnelgräber. Sie versammeln sich am Tunneleingang. Die Vorarbeiter kommen gelaufen, um zu verhandeln. Die Tunnelgräber haben ihren Sprecher: einen schmächtigen Hänfling, ein schwacher Geothaumaturg mit basaltschwarzen Händen von dem Stein, den er in Schlamm verwandelt.
    Er sagt: – Wir gehen wieder rein, wenn auch die Mädels uns wieder reinlassen, und die Männer lachen. – Wir haben Bedürfnisse, sagt er.
    Die Prostituierten und nun auch die Tunnelgräber haben ihre Forderungen gestellt. Die Planierer weigern sich zu arbeiten, die Schienenleger haben nichts zu tun und sitzen nur in der Sonne und würfeln oder prügeln sich. Im Lager herrschen Zustände wie in einer der wilden Präriestädte. Der Ewige Zug steht still. Die Gendarmen und Vorarbeiter beratschlagen. Regen fällt, aber er ist lauwarm und bringt keine Erfrischung.
    - Kopuliert mit den Spinnen, predigt der umnachtete Greis. – Die Zeit des Wandels ist angebrochen.
    Stillstand. Nur an der Brücke wird weitergebaut, und nach Feierabend haben einige Arbeiter Spaß daran, die Schlucht zu überqueren und ihrem Schwesterlager einen Besuch abzustatten, um sich an der kuriosen Situation zu ergötzen. Sie kommen – Hotchi im Stachelkleid, dressierte und durch Remakings lenkbar gemachte Affen, Remade mit affenähnlichen Körpern. Sie kommen als Streiktouristen, statten allen Parteien einen Besuch ab.
    Die Zeitungsschreiber, die jede Gelegenheit genutzt haben, ihre Artikel an die heimatliche Redaktion zu schicken, haben plötzlich neues, interessantes Material für ihre