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Der Eiserne Rat

Der Eiserne Rat

Titel: Der Eiserne Rat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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Wortführer zu ihm: »Sie gegangen, ein Trupp Miliz. Sie gehen nordwärts. Jagen. Wir wissen, wo.«
    Cutter atmete auf. »Das sind sie. Sie suchen unseren Mann. Die müssen wir aufhalten.«
     

     
    Die Spätlinge brachen einige Hände voll Stacheln ab und hoben Cutter und seine Gefährten auf die Schultern, eine Last, die sie kaum spürten. Die sich selbst überlassenen Säbelantilopen schauten ihnen nach.
    Die Kaktusriesen setzten sich mit Siebenmeilenschritten in Bewegung, schaukelten über Erde und Geröll, stiegen über Bäume hinweg. Cutter fühlte sich der Sonne nahe. Er sah Vögel, sogar Garuda.
    Die Ge’ain sprachen mit ihnen. Die gefiederten Gestalten kreisten hoch droben, ihre Schwingen verursachten ein Rauschen wie von geblähten Segeln im Wind. Sie redeten mit melancholischen Vogelstimmen. Die Ge’ain lauschten und antworteten brummend.
    »Miliz voraus«, übersetzte Cutters Träger.
    Sie marschierten unermüdlich, machten nur selten Rast und ruhten aus, nach Art der Kaktusleute im Stehen. Einmal, die Mondin und ihre zwei Töchter standen dicht über dem Horizont, hielten sie an. Am äußersten Rand der Savanne, im Westen, zeigte sich ein Licht. Eine Fackel, eine Laterne, die sich weiterbewegte.
    »Wer ist das?«, fragte Cutters Spätling. »Mann auf Pferd. Verfolgt euch?«
    »Er ist da drüben? Jabber, bringt mich hin! Schnell! Ich muss wissen, was für ein Spiel er spielt.«
    Die Ge’ain begannen zu laufen, ein holpernder Trab, der die Entfernung auffraß, und das Licht ging aus. »Weg«, sagte der Spätling. Ein Raunen an seinem Ohr ließ Cutter zusammenzucken.
    »Sei kein verdammter Narr«, sagte die schon wohl bekannte Stimme. »Die Kakti werden mich nicht finden. Du verschwendest wertvolle Zeit. Ich werde zu euch stoßen, wenn ich es für richtig halte.«
    Als sie in ihre ursprüngliche Richtung einschwenkten, erschien das Licht wieder und begleitete sie in stets gleich bleibendem Abstand nach Westen.
     

     
    Nach zwei Nächten, in denen sie nur kurz Rast machten, um zu ruhen oder Fejh notdürftig mit Wasser zu benetzen, wenn sie an einem Wasserlauf vorbeikamen, blieben die Ge’ain stehen. Sie zeigten auf den Boden, auf eine breite Bahn niedergewalzter Vegetation und aufgewühlter Erde.
    Hinter Meilen brauner Grassteppe hing vor einem Hintergrund grünerer Hügel ein Dunstschleier. Cutter glaubte erst, es sei Staub, bis er sah, dass sich dunkleres Grau darunter mischte. Als hätte jemand mit einem öligen Finger über ein Fenster gewischt.
    »Da«, sagte Cutters Ge’ain. »Miliz. Das sind sie.«
    Die Spätlinge scherten sich nicht um Taktik oder Strategie. Sie rissen knorrige Bäume aus und nahmen sie als Keulen, dann machten sie sich auf, die Mörder der Ihren zu bestrafen.
    »Hört doch!«, riefen Cutter und Pomeroy und Elsie, in der Hoffnung, sie vom Nutzen eines gemeinsamen, planvollen Vorgehens zu überzeugen. »Wartet! Hört doch!«
    »Lasst einen am Leben!«, flehte Cutter. »Um Jabbers willen, lasst uns mit einem von ihnen reden«, aber die Spätlinge hörten nicht oder wollten nicht hören.
    Die Steppe schlug Falten; Hitze waberte zwischen hausgroßen Felsklötzen. Wildtiere flohen vor dem Kommen der Ge’ain, deren Sturmlauf die Erde erschütterte. Die Spätlinge stapften eine Bodenwelle hinauf. Cutter schaute auf den Trupp Soldaten hinunter: mehr als zwanzig winzige Gestalten in Grau, Hunde und eine Maschine, die den Qualm ausstieß, den sie aus der Ferne gesehen hatten: ein mit Eisenplatten gepanzerter Turm, gleich hoch aufragend wie die Spätlinge, gezogen von Remade-Pferden. Oben befand sich eine Kuppel auf Kragstücken; zwei Männer spähten aus den Schießscharten. Die Maschine walzte das Buschwerk nieder, wühlte tiefe, ölige Fährten in die Grasnarbe.
    Sehr langsam setzten die Spätlinge ihre Passagiere ab. Cutter und seine Gefährten überprüften ihre Waffen.
    »Das ist Schwachsinn«, sagte Pomeroy. Ein staubiger Raubvogel kreiste aufgeregt krächzend über ihren Köpfen. »Sieh dir ihre Feuerkraft an.«
    »Das kümmert unsere großen Freunde nicht.« Cutter deutete mit dem Kopf auf die Spätlinge. »Sie dürsten nach Rache. Wir sind es, die mehr wollen. Ich werde den Teufel tun und den Versuch machen, sie aufzuhalten. Als ob man das könnte!« Die Spätlinge wuchteten den Hang hinunter, auf die Soldaten zu. »Los. Wir dürfen den Anschluss nicht verlieren.«
     

     
    Die Freunde schwärmten aus. Sie brauchten sich nicht um Deckung zu bemühen. Die Soldaten hatten die

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